Ackerhummeln lieben die Farbe Lila - wie fast alle Hummeln. Foto: Michael Eick

Die Ackerhummel (Bombus pascuorum) ist eine der häufigeren Arten und meist noch überall anzutreffen. Das Insekt besucht viele unscheinbare Blüten am Wegesrand – Rasenmäher bringen es allerdings in große Bedrängnis.

Fellbach - Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine gewöhnliche Honigbiene. Okay, eine etwas kräftige Honigbiene stellt man auf den zweiten Blick fest. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man einige Unterschiede und sieht, dass Vorderkörper und Hinterleib dieser kleinen Hummel dicht behaart sind. Der fuchsfarbene Pelz ist typisch für die Ackerhummel, die sonst kaum mit einer anderen Hummelart zu verwechseln ist. Manchmal sieht man auch den unglaublich langen Saugrüssel – fast wie bei einem Elefanten. In Relation zur Körpergröße ist er sogar noch länger, denn der Rüssel der Ackerhummel ist fast genauso lang wie sie selbst, eineinhalb Zentimeter!

Wenn die ersten Larven nach wenigen Tagen schlüpfen, ernähren sie sich vom Pollenvorrat im Napf

Sobald die Jungkönigin aus ihrem Winterschlaf erwacht, geht sie auf Nahrungssuche, um sich für die Arbeit der kommenden Wochen zu stärken. Denn sie muss einen Platz für ihr Nest finden und dieses in Eigenleistung bauen. Im niedrigen Suchflug inspiziert sie Löcher und Hohlräume. Als Nestbauer und Nestbezieher ist sie recht flexibel und kann ihr Nest entweder unter der Erde oder auch oberirdisch anlegen. Ideal sind ehemalige Mäusenester, sie geht aber auch in verlassene Vogelnester oder leere Nistkästen.

Die Ackerhummel lässt sich besonders gut mit speziellen Hummelkästen ansiedeln. Ist der perfekte Platz gefunden, geht es in den „Baumarkt“ der Natur. Die Königin ist eine richtige Do-it-yourself- Heimwerkerin. Sie sammelt Moos, Gras und andere geeignete Pflanzenmaterialien, zerkaut das Grünzeug und formt es zu einer Hohlkugel. Deren Innenraum wird mit Wachs ausgekleidet und abgedichtet. Nun produziert sie ein Wachstöpfchen, das sie mit Pollen befüllt, worauf sie anschließend etwa ein Dutzend Eier legt und dann verschließt. Daneben platziert sie einen weiteren mit Nektar gefüllten Napf, sozusagen als Schlechtwetterreserve. Die kluge Hummelkönigin sorgt schließlich vor!

Die Königin konzentriert sich fortan auf das Eierlegen und bleibt nun im Nest, das maximal eine Größe von 20 Zentimetern im Durchmesser erreicht

Wenn die ersten Larven nach wenigen Tagen schlüpfen, ernähren sie sich vom Pollenvorrat im Napf. An diesen baut die Königin nun kleine Taschen aus Wachs an, in die wiederum Pollen kommen. Daher die Bezeichnung „Pocketmaker“. Die Larven futtern sich dann in diesen Vorrat hinein und leben in diesem blasenartigen Gebilde nicht wie die sprichwörtliche Made im Speck, sondern wie die Made im Pollen. Allerdings ist diese erste Generation, wenn sie dann nach ein bis zwei Wochen schlüpft, noch ziemlich kümmerlich. Weil es im zeitigen Frühjahr noch wenig zu futtern gibt, erreichen sie gerade mal die Hälfte der Größe ihrer Königin Mutter. Mit zunehmend besserer Versorgungslage im späteren Frühjahr und Sommer werden die Arbeiterinnen größer und übernehmen sowohl die Brutpflege als auch den Ausbau und die Renovierungsarbeiten am Nest.

Die in Mitteleuropa weit verbreitete Hummel besiedelt verschiedene Habitate

Die Königin konzentriert sich fortan auf das Eierlegen und bleibt nun im Nest, das maximal eine Größe von 20 Zentimetern im Durchmesser erreicht. Die ersten Drohnen, also männliche Hummeln, schlüpfen im Spätsommer. Sie entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern, die auch von Arbeiterinnen gelegt werden können. Zur selben Zeit kommt auch die nächste Generation von Jungköniginnen hervor. Ein komplettes Ackerhummelvolk besteht auf seinem Höhepunkt aus nur etwa 60 bis 150 Tieren. Kurz nach dem Höhepunkt schrumpft es wieder, bis die Königin und mit ihr zusammen alle Hummeln im Herbst sterben. Manche Völker halten bis Anfang November durch. Die verpaarten Weibchen überleben den Winter an einem geschützten Platz und gründen im Folgejahr einen neuen Staat.

Die in Mitteleuropa weit verbreitete Hummel besiedelt verschiedene Habitate. Man findet sie auf Brachen, blumenreichen Wiesen und Weiden, an Böschungen, Ackerrandstreifen und Gräben, auch an Waldrändern und sogar im Siedlungsraum in Parks und Gärten. Rund um den Kappelberg – besonders in den Schutzgebieten auf dem „Vorderen Berg“ und am „Hinteren Berg“ – aber auch in den mit Blühmischungen begrünten Weinbergen kann man sie finden. Wenn die Schwaben allerdings die Ordnungsliebe packt und der Rasenmäher zum Einsatz kommt, dann hat die Ackerhummel verloren. Werden all die bunten Blüten niedergemäht finden sie keine Nahrung mehr. Das kann sogar so weit gehen, dass ganze Hummelvölker eingehen, weil sie verhungern.

Steckbrief

Die Königin einer Ackerhummel wird gut achtzehn Millimeter lang, während Arbeiterinnen und Drohnen mit neun bis vierzehn Millimetern deutlich kleiner bleiben. Die Flügelspannweite kann bei der Königin fast drei Zentimeter betragen. Besonders lang wird der Saugrüssel, nämlich bis zu 15 Millimeter. Die Färbung der Ackerhummel ist – auch wenn es variabel gefärbte Individuen gibt – relativ typisch und allenfalls mit der Veränderlichen Hummel oder der Mooshummel zu verwechseln. Der Pelz an Kopf und Vorderkörper ist in Süddeutschland fast fuchsrot gefärbt. Im Norden sind sie viel dunkler. Der Hinterleib ist vorne grauschwarz, die Zwischenräume der einzelnen Segmente sind hell behaart, ganz am Ende ist sie wieder bräunlich gefärbt.

Ackerhummeln ernähren sich von Blütennektar, für die Eiweißversorgung der Brut ist Pollen entscheidend. Diese Hummelart bezeichnet man als „polylektisch“, das heißt, sie kann sich von verschiedenen Pflanzen ernähren. Besonders wichtig als Pollen- und Nektarspender sind unter anderem Disteln, Nesseln, Rot- und Weißklee, Flockenblumen und der Kriechende Günsel.