Die langbeinigen Feld-Sandlaufkäfer lauern auf Flächen mit wenig Vegetation Foto: Michael Eick

Das kleine grüne Insekt ist enorm flink und hat tödliche Kieferzangen. Der Sandlaufkäfer (Cicindelinae) war früher häufig zu sehen, inzwischen verschwindet das Tier immer mehr aus unserer Landschaft.

Fellbach - Ein Gepard ist eine lahme Ente gegen ihn. Und Usain Bolt sowieso. Auch Speedy Gonzalez. Und jeder Porsche. Man müsste schon fast 800 Stundenkilometer auf dem Tachometer angezeigt bekommen, um mit diesem Käfer Schritt halten zu können – dem Feld-Sandlaufkäfer. Die Käfer dieser Familie sind damit die schnellsten Insekten der Erde. Sie legen bis zu 120-mal die Länge ihres eigenen Körpers zurück – pro Sekunde! Ein Mensch schafft gerade mal fünf Körperlängen – ist dann selbst aber auch geschafft, nach einem Sprint von höchstens ein paar Hundert Metern Strecke.

Ihre Blickrichtung ist dabei immer in Richtung Sonne

Die eleganten, etwa einen Zentimeter langen Sandlaufkäfer sind schlank und langbeinig. Auf ihren meist grünlichen Deckflügeln finden sich helle Flecken, die artkennzeichnend sind. Besonders auffallend sind die großen und säbelförmigen Oberkieferzangen. Viele Sandlaufkäfer-Arten sind auf der Körperunterseite weiß behaart. Diese Härchen reflektieren die Wärme, die vom heißen Sand abgestrahlt wird.

Außerdem stehen sie gerne förmlich auf den Zehenspitzen, um den Abstand zum erhitzten Boden ein wenig zu vergrößern. Ihre Blickrichtung ist dabei immer in Richtung Sonne. So wird nur die relativ schmale Vorderseite voll beschienen. Mit diesen Tricks halten die Käfer ihren Körper in der heißen Umgebung etwas kühler, um unbeschadet zu bleiben.

Die langen Beine weisen einen Sandlaufkäfer als einen schnellen Läufer aus. Außerdem erkennt man an seinem Kopf auffallend große Augen, mit denen er sehr gut sehen und blitzschnell flüchtende Beutetiere wahrnehmen kann. Damit ihm selbst aber seine eigene hohe Geschwindigkeit nicht zum Nachteil wird, weil seine Bildwahrnehmung mit dem Tempo gar nicht Schritt halten kann, hat sich die Natur etwas für den High-Speed-Käfer einfallen lassen. Der genaue Ablauf der Jagdszenen wurde von Wissenschaftlern mit Hochgeschwindigkeitskameras erforscht.

Schon die Käferlarven sind Jäger

Über kurze Strecken flitzen die Sandlaufkäfer mit irrem Tempo über die Flächen, halten dann immer wieder inne, um sich umzusehen. Von ihrem Ausguck, der oft ein wenig erhöht ist, erspähen sie ihre potenziellen Beutetiere: kleinere Insekten oder Spinnen. Hat ein Sandlaufkäfer ein solches Tier überrascht und überrannt, packt er es mit seinen kräftigen Kiefern, den Mandibeln. Diese sind mit zähnchenartigen Spitzen gesäumt, mit denen er den harten Chitinpanzer seiner Opfer durchbohren kann, um diese dann auszusaugen. Seine Kiefer klappen genau dann zu, wenn die Beute aufgrund der Nähe beginnt, unscharf zu werden. Zack! So erwischt er genau den richtigen Moment – und seinen Fang. Wäre ja auch zu blöd, wenn der sechsbeinige Sprint-Weltmeister daran vorbeirennen würde.

Schon die Käferlarven sind Jäger. Sie können jedoch als beinlose wurmartige Jungtiere nicht rennen. Stattdessen graben sie Gänge in den Boden und lauern dort auf attraktive „Schnäppchen“, die zufällig vorbeikommen. Krabbelt ein argloses Opfer des Weges wird es mit einem Überraschungsangriff gepackt und überwältigt, denn kräftige Kiefer gehören bereits zur Grundausstattung der Larven.

Die Beobachtung eines Sandlaufkäfers ist aber ein Geduldspiel

Sandlaufkäfer leben – wie der Name schon andeutet – gerne auf offenen Flächen, am liebsten solchen, auf denen nur ganz wenig Vegetation wächst. Dort können sie sich ohne störende Hindernisse fortbewegen, was übrigens auch für Starts und Landungen wichtig ist. Die tagaktiven Käfer sind nämlich auch sehr gute Flieger. Dementsprechend halten sie sich auf sandigen Feldwegen, sonnigen Böschungen oder vergleichbaren Flächen auf. Solche schütter bewachsenen Lebensräume werden jedoch überall immer seltener, sogenanntes „Unland“, auf dem nichts angebaut wird, ist rar, denn die meisten Feldwege sind heutzutage asphaltiert. Kein Wunder, dass der Feld-Sandlaufkäfer aus der Landschaft verschwindet und deshalb mittlerweile als besonders geschützte Art eingestuft ist.

Rund um den Kappelberg – besonders im Bereich der Steppenheide auf dem Vorderen Berg und in den Böschungen der Randbereiche im Naturschutzgebiet am Hinteren Berg, aber überall auch in den Weinbergen an Stellen mit offenem Boden – kann man den flinken grünen Käfern begegnen. Die Beobachtung eines Sandlaufkäfers ist aber ein Geduldspiel: In Ruhe auf Beute lauernd fällt er kaum auf. Geht man aber zu hektisch auf die Suche, fliegt er blitzartig davon. Er landet zwar nach kurzer Flugstrecke, aber genau so, dass er seinen Verfolger im Blick hat. Kommt der Störenfried erneut näher, fliegt er eine Schleife oder ändert seine Fluchtrichtung. Oder er versteckt sich einfach in der Vegetation. Nur wenn man sich sachte, langsam und ganz vorsichtig annähert, huscht der schnellste Käfer des Kappelbergs nicht gleich davon.

Steckbrief

Der intensiv grüne Käfer hat einen eher flachen Körperbau und wird etwa zehn bis 15 Millimeter lang. Manche Exemplare sind eher bräunlich oder ausnahmsweise auch fast blau. Auf jedem der grünen Flügeldecken ist etwas hinter der Mitte jeweils ein schmutzig weißer Fleck, meist am Ende befinden sich einige weitere, aber kleinere solcher Flecken. Dieses Zeichnungsmuster ist je nach Unterart ein wenig abweichend. In Mitteleuropa gibt es noch elf weitere verwandte Arten der Familie.

Sandlaufkäfer sind flinke Räuber, die vor allem kleinere Insekten und Spinnen erbeuten.Die grünen Käfer können selbst aber durchaus auch zur Beute von anderen Insektenfressern werden. Etwa von einer Eidechse. Um sich vor Beutegreifern in Sicherheit zu bringen, können die Sandlaufkäfer kurze Strecken fliegen.

Sie sind weltweit mit mehr als 2300 Arten in 130 Gattungen verbreitet. In Europa kommen sie mit 121 Arten und Unterarten vor. In Mitteleuropa sind zwölf Arten bekannt. Von manchen Systematikern werden die Sandlaufkäfer als eigene Familie gesehen.