Im Kampf gegen Wilderer setzen Virunga-Ranger auch Hunde ein Foto: S. Reska

Tiere beschützen Tiere: Nach diesem Prinzip will die Tierärztin Marlene Zähner die gute Nase von Spürhunden nutzen, um Rangern in Afrika zu helfen. Die Hunde können die Fährte von Wilderern aufnehmen und verhindern, dass Berggorillas im Nationalpark Virunga in ihre Fallen geraten.

Stuttgart - Astair senkt sein faltiges Gesicht zu Boden und nimmt eine Fährte auf. Er ist ein Bluthund, eine Hunderasse, der nachgesagt wird, die beste Spürnase der Welt zu haben. Selbst bei Regen kann Astair eine mehrere Tage alte Fährte aufnehmen und verfolgen. Vor vier Jahren kam seine Besitzerin, die Schweizer Tierärztin Marlene Zähner, auf die Idee, sich die Spürnase von Astair zunutze zu machen. Die 56-Jährige hat das Congohound-Projekt, eine Initiative zum Schutz von Berggorillas in Afrika, gegründet. Am Wochenende stellte Marlene Zähner ihr Projekt in der Wilhelma vor.

„Ich kann nicht zusehen, wie unser Planet zerstört wird, deshalb will ich etwas dagegen tun“, sagt Marlene Zähner. Dreimal im Jahr reist sie in den Virunga-Nationalpark, den ältesten Nationalpark Afrikas und Weltnaturerbe der Unesco, gelegen im Nordosten der Republik Kongo, an der Grenze zu Ruanda und Uganda. Die Natur dort sei atemberaubend schön, doch ihr drohe Zerstörung, so Zähner. Ein großer Ölkonzern möchte mitten im Park nach Öl bohren, und immer wieder komme es zu kriegerischen Konflikten, denen auch Ranger des Parks zum Opfer fallen.

Nur noch 800 Berggorillas in Afrika

In der Tierwelt leiden besonders die Berggorillas, von denen es nur noch 800 in Afrika gibt und die vom Aussterben bedroht sind. Nach dem Leben trachten ihnen vor allem die Wilderer: „Sie stellen Fallen auf und erschießen ganze Familien, um ihre Babys nach China zu verkaufen, wo die Jungtiere unter grausamen Umständen und Bedingungen als Haustiere gehalten werden“, weiß die Tierärztin.

Um das zu verhindern, setzen Ranger die elf Spürhunde ein, die Marlene Zähner in den Kongo geflogen hat. Sie können an den Fallen eine Spur aufnehmen und den Wilderer finden, der sie ausgelegt hat. Für die Hunde sei eine Fährte wie ein Fahndungsfoto. „Sie können auch Entführer finden und erkennen, wenn jemand Waffen bei sich trägt“, sagt Marlene Zähner.

Die Hunde durchsuchen Gebäude, kontrollieren Fahrzeuge und suchen Gebiete nach versteckten Waffen oder Elfenbein ab. Marlene Zähner hat sich zum Ziel gesetzt, den Berggorillas ein sicheres Leben in Freiheit zu ermöglichen. Von Tieren in Gefangenschaft, wie in der Wilhelma und anderen zoologischen Gärten, hält sie eigentlich nicht viel. Jedoch „schützen die Menschen vor allem das, was sie kennen und mal gesehen haben“. Deshalb sei die Wilhelma ein wichtiges Bindeglied zum Schutz der Wildtiere.

Ökotourismus ankurbeln

Marlene Zähner setzt sich dafür ein, dass zukünftige Generationen wilde Tiere nicht nur aus dem Zoo kennen. Sie möchte den Ökotourismus im Kongo ankurbeln und kleinen Touristengruppen ermöglichen, geführte Touren durch den Nationalpark zu machen. „Der Tourismus bringt Geld und schafft Arbeitsplätze“, sagt Zähner. Allerdings müsse man den Tourismus vorsichtig und kontrolliert vorantreiben. Sie möchte den Menschen die Natur zeigen, damit sie begreifen, dass sie schützenswert ist.

Die Ranger im Virguna-Nationalpark versuchen unter Einsatz ihres Lebens, diese Natur zu schützen. In den letzten Jahren sind rund 130 Ranger ums Leben gekommen. Mit Hilfe der Hundestaffel konnten einige Verbrechen aufgeklärt werden. Marlene Zähner bildet die Ranger als Tierärzte aus, damit sie ihre Hunde selbst medizinisch versorgen können. „Der Kongo ist so ein schönes Land mit so viel Potenzial“, sagt Marlene Zähner. Man könne dort viel bewegen, wenn man es richtig angehe.

Spürhund Astair scheint sich in der Wilhelma etwas zu langweilen. Er braucht kaum zu schnüffeln, um die nachgebildeten Stoßzähne zu finden, die Marlene Zähner für ihn versteckt hat. Die Wiese ist für ihn wohl kein Ersatz für die freie Wildbahn im fernen Afrika.