Tief Bennet hat in Baden-Württemberg einige Schäden angerichtet, wie hier in Esslingen. Foto: SDMG

Das Tief Bennet hat an diesem Rosenmontag auch in Baden-Württemberg kräftigen Wind und Regen gebracht; im Schwarzwald gab es Orkanböen. Polizei und Feuerwehr mussten zu zahlreichen Einsätzen ausrücken.

Stuttgart - Das Sturmtief Bennet ist bis zum späteren Abend des Rosenmontags überall in Baden-Württemberg zu spüren. In Öhringen hatte es schon am Vormittag Sturmböen mit fast 100 Kilometern pro Stunde gegeben, und auch in Stuttgart seien bereits vereinzelt 90 km/h erreicht worden, sagte Clemens Steiner vom Deutschen Wetterdienst. Für relativ niedrig gelegene Gegenden ist das nicht wenig. Am späten Nachmittag registrierten die Meteorologen auch in Schwäbisch Gmünd oder Pforzheim Werte von mehr als 100 km/h.

Der Sturm mit Regen und Gewittern erreichte seinen Höhepunkt am Nachmittag gegen 16 Uhr, als eine zweite Schauerfront über den Südwesten hinwegtrieb; die eigentliche Kaltfront war schon am Vormittag durchgerauscht. Allerdings handele es sich beim Sturm-Maximum nicht, so Clemens Steiner, um eine kurze Spitze, sondern eher um ein zeitliches „Plateau“. Sprich: Dieses Maximum werde bis 19 oder 20 Uhr anhalten; erst dann schwäche sich der Sturm ab. Es könnten in dieser Zeit die Stufen 9 oder 10 auf der Beaufort-Skala erreicht werden.

Die Warnstufe für den Südschwarzwald und für kleinere Gebiete im Nordschwarzwald wurde auf „Unwetter“ hochgestuft; das ist die dritte von vier Warnstufen. Dort fegen Orkanböen mit bis zu 130 km/h über die Gipfel. Das gesamte restliche Baden-Württemberg liegt bei Stufe 2 („Warnung vor markantem Wetter“). Diese Stufe definiert der Deutsche Wetterdienst so: „Die erwartete Wetterentwicklung ist nicht ungewöhnlich, aber gefährlich. Es können vereinzelt oder örtlich Schäden auftreten.“ Teilweise kommt es auch zu Gewittern. Der Meteorologe Jörg Kachelmann schreibt auf seinem Wetterkanal zum aktuellen Sturmtief: „Im Großen und Ganzen ist der Sturm für diese Jahreszeit keine große Nummer, allerdings geht die Hauptgefahr von lokalen Böen durch starke Schauer und Gewitter aus.“

Die Polizei meldete im Laufe des Tages eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Zwischenfälle. Verletzte sind nicht bekannt. So fiel in Altlußheim (Rhein-Neckar-Kreis) ein Baum auf zwei geparkte Autos – an dem Porsche und dem Mercedes-Cabrio entstand ein Schaden von weit über 100.000 Euro. Auf A 656 am Heidelberger Kreuz war ein Fahrstreifen gesperrt, weil Verkehrszeichen umgestürzt waren. Das Polizeipräsidium Aalen hat allein zwischen 10 und 12 Uhr am Montag rund zehn umgestürzte Bäume gemeldet; in Winterbach fiel ein Baum auf ein Haus, es gab aber keine Verletzten. In Remshalden blockierte ein weggedrückter Wohnwagen eine Straße. Bei Schwäbisch Gmünd kam es an einer Stromleitung zu Funkenflug, weil eine Plane hineingeweht worden war. In Stuttgart stürzte ein Baum in der Pragstraße auf die Oberleitung der SSB und auf die Fahrbahn; ein Ast bohrte sich in das Führerhaus eines Kipplasters. Die Stuttgarter Polizei zählte bis 14 Uhr insgesamt 35 Einsätze. Im Gebiet des Polizeipräsidiums Karlsruhe (Stadt- und Landkreis Karlsruhe, Stadtkreis Pforzheim, Enzkreis und Landkreis Calw) kam die Behörde bis 14.30 Uhr auf 60 sturmbedingte Einsätze; es gab aber keinen Verletzten, wie zunächst kurz angenommen worden war. Auf der Albtalstrecke zwischen Ettlingen und Bad Herrenalb musste der Straßenbahnverkehr wegen Oberleitungsschäden eingestellt werden.

Teilweise beeinträchtigte das Wetter auch die Fasnet an diesem Rosenmontag. In Graben-Neudorf (Kreis Karlsruhe) wurde der Umzug abgesagt, wie die Gemeindeverwaltung mitteilte. Auch in Mannheim-Rheinau und Altlußheim (Rhein-Neckar-Kreis) konnten die Umzüge wegen des Sturms nicht stattfinden. In Böblingen musste er ohne die geplanten Umzugswagen stattfinden, in Freiburg holte man den Narrenbaum ein. Der traditionelle Rottweiler Narrensprung begann in den frühen Morgenstunden noch trocken, doch im Verlauf mussten die Umzugsteilnehmer dem Regen trotzen.

2018 lagen die weltweiten Schäden bei 140 Milliarden Euro

Die Deutsche Rückversicherung hat in ihrer jüngsten Sturmdokumentation für das Jahr 2017 einen Sturm und drei Orkane aufgeführt, die in Deutschland nennenswerte Schäden verursacht haben. Sie hießen Egon, Thomas, Xavier und Herwart und richteten Schäden im Wert von 600 bis 750 Millionen Euro an. Die SV-Versicherung, die vor allem in Baden-Württemberg und Hessen viele Häuser versichert hat, gibt für die Jahre 2005 bis 2016 eine jährliche Schadenssumme zwischen 68 und 228 Millionen Euro an. Eine kontinuierliche Zunahme lässt sich nicht erkennen. Gravierender Ausreißer ist aber das Jahr 2013, als ein Hagelsturm über die Regionen Tübingen und Reutlingen niedergegangen war. Die Schadensbilanz allein für dieses Jahr für die SV: 804 Millionen Euro, davon 600 Millionen Euro aufgrund von Hagelschäden.

Weltweit lagen die Schäden durch Naturkatastrophen im Jahr 2018 laut dem Rückversicherer Munich Re bei 140 Milliarden Euro; die Hälfte davon sei versichert gewesen. Das sei mehr als im Schnitt der vergangenen 30 Jahre gewesen, der bei 123 Milliarden Euro liegt. Es sei aber deutlich weniger gewesen als im Jahr 2017, in dem die extreme Schadenssumme von 310 Milliarden Euro zu verzeichnen war, vor allem aufgrund mehrerer Hurrikane.