Einwegbecher sind Umweltsünder. Doch damit die Ökobilanz auch mit Edelstahl-Bechern stimmt, müssen diese mindestens 50-mal benutzt werden. Foto: dpa/Jan Woitas

Stiftung Warentest hat 15 Isoliergefäße aus Edelstahl getestet. Wir klären über die Stärken und Schwachstellen der Thermobecher auf.

Berlin - Zugegeben: Im Homeoffice braucht es keinen Kaffee to go. Aber auch die Corona-Krise wird einmal vorbei sein – und mit ihr die Heimarbeit vieler Arbeitnehmer, Schüler und Studenten. Dann wird morgens wieder zum Bus oder zur Bahn gehetzt mitsamt einem beliebtem Utensil: dem Thermobecher. Bestenfalls nimmt man hierfür einen Becher aus Edelstahl, rät die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen Ausgabe „Test“ (4/2020). „Denn zumindest was das Warmhalten angeht, ist auf die meisten Verlass“, sagt der Warentester Stephan Scherfenberg. Dafür zeigten die 15 Isoliergefäße, die getestet wurden, andere Schwächen auf.

Isolierung

Warm halten sie alle – so lautet das Fazit von Stephan Scherfenberg. Die Frage ist nur, wie lange. Die Spitzenreiter unter den Isoliergefäßen – etwa von Braun, WMF und Thermos Stainless King von Alfi – schafften es bis zu 13 oder gar 16 Stunden lang. Wer eine günstigere Alternative zu den Marken wünscht, dem rät Scherfenberg zu dem Thermobecher von Rossmann, dessen Warmhaltevermögen für „gut“ befunden wurde. Wer dem Warmhalteprozess nachhelfen möchte, sollte vor dem Befüllen den Becher mit heißem Wasser vorwärmen.

Dichtigkeit

Eine teure Enttäuschung ist laut Warentest der Becher von Bodum, denn er hält weder besonders lange warm, noch ist er dicht. „Das Modell hat an der Trinköffnung noch ein Luftloch, an dem aber die Dichtung fehlt“, sagt Scherfenberg. Kippt der Becher um, läuft der Kaffee aus. Dieses Dilemma ist dem Hersteller offensichtlich bekannt, denn er empfiehlt, diesen nur aufrecht zu transportieren. Das gleiche Problem hat auch der Becher von McDonald’s.

Schadstoffe

Von Bambusbechern weiß man, dass viele mit Schadstoffen belastet sind, die dann in das Heißgetränk übergehen. Doch auch die Edelstahlbecher haben Schwächen: Beim Modell von Stelton ist es die Außenbeschichtung, die den Schadstoff Naphthalin enthält, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Ähnliche Problematik gibt es bei dem Modell der Firma Primus. Hier ist es der Kunststoffboden, über den der Schadstoff an die Hand – und so in den Körper gelangen kann.

Bruchfestigkeit

Die Stiftung Warentest ließ die halb vollen Becher viermal einen Meter tief zu Boden fallen und erfassten dann die Schäden. „Grundsätzlich sind die Becher sehr stabil“, sagt Scherfenberg. Viele hatten danach Dellen, aber konnten dennoch weiter benutzt werden. Probleme gab es nur mit den Modellen von McDonald’s und der Firma Milu. Hier waren die Beschädigungen zu massiv.

Handhabung

Am praktischsten sind Becher, deren Verschluss man nur nach unten drücken muss, um daraus trinken zu können, urteilt die Stiftung Warentest. Bei allen anderen Verschlüssen – etwa der Deckel zum Drehen oder der Klapphebel – braucht es zwei Hände um diese zu bedienen. Wichtig ist auch, darauf zu achten, ob die Becher spülmaschinengeeignet sind. Denn das ist jeder zweite Thermobecher nicht. „Insbesondere die Deckel sind teils aufwendig zu säubern, erst recht, wenn Milchgetränke im Becher waren“, so die Warentester. Das schadet der Ökobilanz der Edelstahlbecher. Diese müssen übrigens rund 50-mal genutzt werden, damit sich ihre Herstellung gegenüber Einwegbechern lohnt.