Für Ultras gehören Bengalische Feuer zum Fußball dazu. Bei den Siegesfeiern der Kroaten sind sie auch immer wieder zu sehen. Foto: Fotoagentur-Stuttgart

Bengalos sind in den Fußballstadien verboten, beim Public Viewing auf der Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart gehören sie zum Bild der vergangenen Wochen. Ein Fanforscher erklärt, warum die Kroaten ihre Siege mit Pyrotechnik feiern.

Stuttgart - Der ganze Straßenzug ist neonrot erleuchtet und mit dicken Rauchwolken bedeckt. Tausende Menschen stehen dicht gedrängt um die Lichtquellen. Sie feiern, jubeln und singen. Die Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart ist in den vergangenen Wochen das Partymekka der kroatischen Fans. Teilweise mehrere Hundert Kilometer Anfahrt nehmen sie in Kauf, um gemeinsam mit anderen Landsleuten die Spiele in Stuttgart zu sehen.

Rund 7000 Fans feierten am vergangenen Samstag den Halbfinaleinzug. Auf vielen Fotos und Videos von den Feierlichkeiten sind dabei Bengalische Feuer oder Seenotfackeln zu sehen. Die Fackeln sorgen zwar für stimmungsvolle Bilder, doch das Abbrennen dieser Pyrotechnik ist gefährlich und in der Nähe von Menschen nicht erlaubt. Die Ordnungswidrigkeit wird mit einem Bußgeld bestraft. Viermal zeigte die Polizei ein solches Vergehen am Samstag an – doch es wurden weit mehr Bengalos abgebrannt.

Bengalos sind Teil der Ultra-Szene

Jonas Gabler ist Fanforscher bei der „Kompetenzgruppe Fankulturen und sportbezogene Soziale Arbeit“ (KoFaS gGmbH) und beschäftigt sich mit der Ultraszene im Fußball. Er weiß, warum bei Siegesfeiern der kroatischen Fans besonders viel Pyrotechnik zu finden ist. „Bengalos sind Teil der Ultra-Fankultur aus dem Vereinsfußball, die auch bei den Fans der kroatischen Nationalmannschaft stattfindet.“ Im schwäbischen Raum gebe es laut Gabler Ableger dieser kroatischen Ultragruppierungen, etwa von Hajduk Split. Bei den Fans des DFB-Teams sei dies anders. Die Spiele der Nationalmannschaft werden von den Ultras der Bundesligavereine eher nicht besucht, erklärt Gabler.

„Bengalos wirken wie ein Lagerfeuer – Menschen versammeln sich drum herum und feiern gemeinsam. Sie sind ein Zeichen der Unterstützung für ein Team“, sagt der Politologe. In Einzelfällen nutzen Ultras die Bengalos aber auch zum Protest, so geschehen in Hamburg am letzten Spieltag der Bundesligasaison oder beim Relegationsspiel in Mannheim, als Anhänger dadurch einen Spielabbruch provozierten.

Auf der Theodor-Heuss-Straße sind die Fackeln bislang allein ein Ausdruck des Stolzes und der Freude der kroatischen Fans, Provokationen gab es dagegen kaum. In Anbetracht der Zahl der Fans verliefen die Feierlichkeiten friedlich, betont die Polizei.

Was das Ordnungsamt sagt

Das Ordnungsamt meldet bezüglich des Einsatzes von Pyrotechnik: „Das Abbrennen von Bengalos bzw. See-/Rettungsfackeln stellt einen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz dar. (Die Rechtsgrundlage für die Ahndung ist: § 41 Abs. 1 Nr. 16 Sprengstoffgesetz; § 23 Abs. 2, § 46 Ziffer 8b 1. SprengV.)

Die Bußgeldbehörde kann bei einem Verstoß ein Bußgeld bis zu 5000 € festsetzten.

Die Behörde setzt bei einem Erstverstoß ein Bußgeld von 50 € fest, wenn es im freien Gelände ohne Gefährdung von Personen erfolgt.

In einer Menschenansammlung sind regelmäßig Gefährdungen von Personen zu erwarten, daher wird ein Bußgeld in Höhe von 200,- € festgesetzt.

Alternativ kann auch eine Straftat vorliegen (Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz), wenn die Pyrotechnik keine CE-Kennzeichnung hat.

Hier wird seitens der Polizei direkt bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet.“