Ermittler nehmen den Tatort in London in Augenschein. Foto: AP/Alberto Pezzali

Dramatische Szenen in einer Einkaufstraße in einem Londoner Vorort: Ein Angreifer sticht auf mehrere Menschen ein und wird von der Polizei erschossen - die geht von islamistischem Terror aus.

London - Erneute Terrorattacke in Großbritannien: Ein Mann hat in London am Sonntag nach Polizeiangaben zwei Menschen mit einer Stichwaffe verletzt, einen davon lebensgefährlich. Das dritte Opfer erlitt Verletzungen durch Glassplitter. Der Attentäter sei von Polizisten gegen 15.00 Uhr (MEZ), nur wenige Minuten nach dem ersten Notruf, erschossen worden.

Der Vorfall ereignete sich in einer belebten Einkaufsstraße im Süden der Metropole. Eines der Opfer, ein Mann, schwebte nach Angaben der Polizei in Lebensgefahr. Auch eine Frau wurde mit Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht, sie sollen aber nicht lebensbedrohlich sein. Eine weitere Frau erlitt leichte Verletzungen durch Glas, das durch die Schüsse der Polizei zu Bruch gegangen war.

Scotland Yard geht von islamistischem Hintergrund aus

Die Beamten seien Teil einer „vorbeugenden Anti-Terror-Operation“ gewesen, hieß es in einer Mitteilung der Polizei am Abend. Scotland Yard geht von einem islamistischen Terrorhintergrund aus. Die Polizei bestätigte Augenzeugenberichte, wonach der Täter einen Sprengstoffgürtel trug. Es habe sich dabei aber um eine Attrappe gehandelt. Britische Medien berichteten unter Berufung auf Regierungsquellen, der Täter sei wegen Terrordelikten vorbestraft gewesen und erst vor wenigen Tagen aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Polizei habe ihn beschattet.

„Ich habe gerade die Straße überquert, als ich einen Mann mit einer Machete und silbernen Behältern an der Brust gesehen habe“, schilderte ein Jugendlicher der Nachrichtenagentur PA. Der Mann sei von einer Person in ziviler Kleidung verfolgt und mit mehreren Schüssen getötet worden. Vermutlich habe es sich um einen verdeckten Ermittler gehandelt, sagte der Jugendliche. Er selbst habe sich in eine Bücherei geflüchtet.

Der Fall weckt Erinnerungen an die Messerattacke nahe der London Bridge Ende November. Damals hatte ein auf Bewährung freigelassener Terrorist zwei Menschen getötet und drei weitere verletzt, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Der Fall hatte eine Debatte über vorzeitige Haftentlassung bei terroristischen Straftätern ausgelöst.

Londons Bürgermeister meldet sich zu Wort

Premierminister Boris Johnson dankte der Polizei und den Rettungskräften per Kurznachrichtendienst Twitter. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Betroffenen“, teilte er mit. Er kündigte an, bereits am Montag Pläne für „fundamentale Änderungen“ beim Umgang mit verurteilten Terroristen“ vorzustellen.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan twitterte: „Terroristen versuchen uns zu spalten und unseren Lebensstil zu zerstören - hier in London werden wir sie damit niemals Erfolg haben lassen.“

Im Juni 2017 starben in der britischen Hauptstadt acht Menschen, nachdem Terroristen mit einem Transporter erst drei Menschen auf der London Bridge absichtlich überfahren und anschließend fünf weitere am Borough Market erstochen hatten. Polizisten erschossen die drei Täter. Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fußgänger. Dabei kamen vier Passanten ums Leben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von der Polizei erschossen wurde. In allen Fällen hatten die Täter einen islamistischen Hintergrund.