Derby-Protagonist: Christoph Negritu vom TEV Fellbach. Foto: Patricia Sigerist

Die Schlagmänner des TEV Fellbach erwarten am Sonntag, 10 Uhr, in der Oberliga die Gäste vom TV Oeffingen an der Kienbachstraße. Beide Teams kommen vor dem Treffen unter Nachbarn um Verletzungssorgen nicht herum.

Fellbach - Die Geschichte ist eine außergewöhnliche. Sie handelt von einem Klassesportler mit anhaltender Vereinsverbundenheit. Als ganz junger Kerl, mit 13, hat er bereits für die erste Mannschaft des TV Oeffingen Bälle übers Netz verfrachtet. Zu der Zeit schon, in der sich die besten Tennisspieler vom Tennwengert mit jenen des TEV Fellbach zum bis dahin letzten Mal im Ligageschehen begegneten. Das war vor fast 16 Jahren, im Juli 2002. Am Sonntag, 10 Uhr, steht erstmals wieder ein Stadtduell im Spielplan, und der Teenager von damals, jetzt 29, bereichert aus guter Gewohnheit noch immer das Oeffinger Aufgebot. Er ist die Klammer zwischen dem einen und dem anderen Derby. Doch für die Historie hat Dennis Gensmantel, so heißt der loyale Draufgänger, gerade nicht so viel übrig. Er hat sich eine Knieverletzung zugezogen, die dazu angetan ist, seine Mobilität auf rotem Ziegelmehl zu beeinträchtigen. Dennis Gensmantel, der sich im Verlauf der 16 Jahre schon öfter mit Blessuren herumgeplagt hat, muss nun schauen, ob und wie er am Sonntag spielen kann. Ähnlich ergeht es Arthur Schweda vom Gastgeber TEV Fellbach.

Vor dem nächsten Nachbartreffen, eine Generation später, hat der Junior vergangener Tage längst andere Spielgefährten an seiner Seite

Vor gut 16 Jahren sah sich der damals noch ganz schön kleine Dennis Gensmantel dem ganz schön großen Stefan Andersson gegenüber, zu jener Zeit Cheftrainer des TEV Fellbach. Dem Spiel mangelte es an Chancengleichheit, weil der Schwede mit dem Hammeraufschlag dem Bub nicht bloß des Größenunterschieds wegen überlegen war. Dennis Gensmantel wehrte sich wacker, war aber doch noch nicht direkt nah dran am Gegner. So wie das gesamte Oeffinger Team nicht direkt nah dran war am Gegner, der die Verabredung in der Verbandsklasse mit einem 7:2-Sieg beendete.

Vor dem nächsten Nachbartreffen, eine Generation später, hat der Junior vergangener Tage längst andere Spielgefährten an seiner Seite. Patrick Grigoriu geht dem Verbund voran. Auch Matthias Schuhmacher, der Oeffinger Trainer Bogdan Ivascu und Simon Porro greifen zum Kunststoff mit Saiten. Und nach dem Aufstieg 2017 in die Oberliga trägt auch Mark-Alexander Kepler – wie bereits 2008 – seine Tennistasche im Auftrag des TV Oeffingen auf den Platz. Doch ob der Mannschaftsführer am Sonntag mit seinem Schlagrepertoire die Mannschaft unterstützen kann, ist ungewiss. In der Nacht zum Montag, nach der 3:6-Niederlage zum Oberliga-Auftakt gegen den Cannstatter TC, ist Dennis Gensmantel mit starken Schmerzen im rechten Knie aufgewacht. Am Tag hielt es der Bauunternehmer kaum mehr im Auto aus. Der Klinikbesuch immerhin brachte so etwas wie eine Teilentwarnung: Ursache der Beschwerden ist nicht – wie befürchtet – ein Kreuzbandriss, sondern eine starke Bänderdehnung. Ungewiss aber, ob Dennis Gensmantel im Derby gegen den TEV Fellbach wie 2002 mitmischen kann. „Ich kann das schwer einschätzen und wohl erst am Samstagabend entscheiden“, sagt der Patient, denkt aber nicht daran, seinen Optimismus einzubüßen: „Ich habe in all den Jahren noch nie ein Verbandsspiel verpasst. Irgendwie wird es schon gehen.“

Christoph Negritu, Boris Bischoff, Yannick Zeitvogel, Christoph Gayer und der TEV-Kapitän Philipp Seibold können den Oeffinger Aufsteigern mithin in spielstarker Begleitung gegenübertreten

Auch Arthur Schweda hofft noch auf eine zeitnahe Genesung. Der 30-Jährige, beim TEV Fellbach an Position zwei, hat zum Ligastart die Begegnung mit Steffen Zornoza wegen einer Zerrung am unteren Rippenbogen aufgeben müssen. „Arthur ist in physiotherapeutischer Behandlung, wir müssen jetzt abwarten“, sagt Armin Maute, seit 2010 – als Nachfolger von Stefan Andersson – Cheftrainer des TEV Fellbach. Der in der Oberliga etablierte und ungleich größere Klub an der Kienbachstraße hat allerdings auch auf diesem Niveau gestählte Alternativen. Sollte Arthur Schweda um eine Zwangspause nicht herumkommen, kann der erfahrene Sebastian Gayer aufrücken. Oder Michael Krummeich. Christoph Negritu, Boris Bischoff, Yannick Zeitvogel, Christoph Gayer und der TEV-Kapitän Philipp Seibold können den Oeffinger Aufsteigern mithin in spielstarker Begleitung gegenübertreten.

„Ich denke, dass wir leicht favorisiert sind. Wir sind schon länger in der Oberliga, haben uns hier über Jahre hinweg etwas aufgebaut“, sagt Armin Maute. Zudem, daraus macht er nach dem 3:6 vor fünf Tagen gegen den allerdings hoch eingestuften TC Tübingen kein Hehl, „müssen wir diesen Sieg eigentlich holen, um die Voraussetzungen für den Ligaverbleib zu schaffen“.

In strategischer Gesambetrachtung ist das Derby eben auch bloß ein Oberliga-Spiel wie das gegen den SSV Ulm oder jenes gegen die TG Ebingen. Die Geschichte vom ersten Stadtduell unter den versiertesten Schlagmännern beider Vereine nach fast 16 Jahren ist aber dennoch eine außergewöhnliche. Noch ein bisschen außergewöhnlicher wird sie, wenn Dennis Gensmantel einer der Beteiligten sein kann. Wie bereits als ganz junger Kerl im Juli 2002.