Die Anlieger schützen sich unter anderem mit Sonnenschirmen gegen die tierischen Hinterlassenschaften (l.). Foto: Bernd Zeyer

Auf einem Baum am Löwen-Markt in Stuttgart-Weilimdorf haben sich viele Tauben angesiedelt. Anlieger fordern ebenso wie der Bezirksbeirat, ein Taubenhaus im Ortszentrum zu errichten – doch bislang gibt es weder Geld, noch einen Standort dafür.

Weilimdorf - Die Löwengasse führt vom Löwen-Markt zur Solitudestraße. Rechter Hand geht es ins Einkaufszentrum, linker Hand finden sich einige Läden, ein Restaurant und der Eingang zu einer Augenarztpraxis. Mittendrin, neben der Treppe zur Tiefgarage, steht ein einsamer Baum, auf dem Tauben sitzen.

„Das ist ein großes Problem“, sagt Eva Stadler, die als Hausverwalterin für den Bereich zuständig ist. „Überall in dem Bereich ist Taubenschutz angebracht, außer an dem Baum. Da sammeln sich die Tiere.“ Unter der Baumkrone liegt der Außenbereich des Restaurants Lotusblume. „Es ist alles voller Dreck“, sagt Lisa Ong, die Tochter der Wirtin. Vogelkot, Federn, Eierschalen und mitunter auch tote Tiere. Sie hätten Sand ausgestreut, damit sich der Dreck leichter zusammenfegen lasse. Zudem sollen Sonnenschirme Schutz vor neuen Verunreinigungen bieten – müssen dafür aber auch ständig gereinigt und erneuert werden. „Auch wenn wir jeden Tag sauber machen, es kommt täglich wieder was dazu“, sagt Lisa Ong. Viele Gäste würden daher auch bei schönem Wetter lieber im Restaurant essen, als draußen zu sitzen.

Der Baum muss stehenbleiben

Jüngst sei die Taubenabwehr am Gebäude erneuert worden, nach gerade einmal drei Jahren, berichtet Elfriede Mayer: „Insgesamt wurden dafür deutlich mehr als 10 000 Euro investiert, sagt die Maklerin, die die Interessen des Eigentümers vertritt. Die neuen Maßnahmen würden ganz gut funktionieren, sagt Mayer. Aber im Baum hocken die Tiere nach wie vor. Der jedoch sei für diesen intensiv bebauten Bereich gestalterisch sehr wichtig und müsse unbedingt erhalten werden, erklärt Günther Hertfelder vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt. „Wir werden aber veranlassen, dass die bis an die Fassaden der umliegenden Gebäude reichenden Astbereiche im Laufe des Winters etwas zurückgeschnitten werden.“

Für Helge Krüger ist ein Taubenschlag die einzig vernünftige Lösung. Er betreibt gemeinsam mit einem Kollegen die Augenarztpraxis am Löwen-Markt. Es mache keinen guten Eindruck, wenn der Eingangsbereich einer Arztpraxis total mit Taubenkot verdreckt sei, sagt Krüger. Doch ihm geht es nicht nur um die Optik: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass der Dreck nicht in die Praxis getragen wird.“ Insbesondere im Hinblick auf den dortigen OP-Bereich sei das mit einigem Aufwand verbunden.

Wer Tauben füttert, tut den Tieren nichts gutes

In der Regel würden Krankheitserreger nicht vom Taubenkot auf Menschen übertragen, heißt es in einem Faltblatt zum Stadttaubenprojekt, an dem auch die Stadt beteiligt ist. Wenn man die Erreger einatme oder esse, gebe es aber durchaus die Gefahr, sich anzustecken, vor allem wenn das Immunsystem ohnehin schon angeschlagen sei, sagt Thomas Stegmanns. Der Tierarzt und Leiter der Abteilung Lebensmittelüberwachung, Verbraucherschutz und Veterinärwesen bei der Stadtverwaltung weist darauf hin, dass sich Tauben vor allem dort aufhalten, wo sie nisten können und zu fressen haben. Wichtig sei deshalb, den Tieren kein Futter anzubieten: „Wer Tauben füttert, tut ihnen nichts Gutes.“ Damit erhöhe sich ihre Population unkontrolliert, zudem seien Brotkrumen oder Pommes kein geeignetes Futter für die Tiere.

Abhilfe könnte ein Taubenhaus im Weilimdorfer Ortszentrum schaffen, wofür sich der Bezirksbeirat im März dieses Jahres einstimmig ausgesprochen hat. Vielleicht reicht das Budget des Ordnungsamts im kommenden Jahr dafür; 2016 wurden andere Standorte für dringlicher erachtet. Doch bislang scheitert das Vorhaben nicht allein am Geld – es braucht auch einen geeigneten Platz, um ein Taubenhaus zu errichten. Die Bezirksbeiräte haben dafür den Platz vor der BW-Bank gegenüber des Löwen-Markts vorgeschlagen. Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat aber mitgeteilt, dass dieser Standort nicht in Frage komme – wegen des Drecks: „Das Aufstellen eines Taubenturms müssen wir aus stadtgestalterischer Sicht ablehnen, da er mit der zu erwartenden Verschmutzung an diesen Ort einfach nicht passt.“