Viele Menschen stören sich an den Stadttauben. Mit Taubenhäusern könnte deren Zahl verringert werden. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Kommunen, die Taubenhäuser gebaut haben, haben weniger Problem mit den Stadtvögeln. Deshalb sieht auch die Stadt Leinfelden-Echterdingen darin die beste Lösung. Doch das hätte Konsequenzen.

Leinfelden-Echterdingen/Stuttgart - Sie haben keinen guten Ruf. Als „Ratten der Lüfte“ oder „Schädlinge“ haftet den Stadttauben seit vielen Jahren ein Negativimage an. Sie verunreinigen mit ihrem Kot Gebäude und Wege. Ferner sollen die Tiere in sehr seltenen Fällen auch Krankheiten übertragen. Kurzum, sie sind oftmals keine gern gesehenen Gäste. Leinfelden-Echterdingen verbietet es wie viele andere Städte auch, die Tiere zu füttern. Jedoch scheinen sich die Vögle trotzdem in der Stadt zu fühlen. Die Stadttauben sind im Gegensatz zu ihren Verwandten in der Natur verwilderte Haustauben, die über Jahrhunderte von Menschen gezüchtet wurden. In der freien Natur haben es Stadttauben schwer, zu überleben.

„Die Tiere sind arme, heimatlose Gesellen“, sagt Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer. Sie ist die Taubenbeauftragte des Tierschutzvereins Stuttgart und Umgebung. In der Landeshauptstadt wird seit vielen Jahren versucht, die Zahl der Vögel mit Taubenhäusern zu verringern – mit Erfolg, wie der Verein meint. Es seien doch die Menschen, die die Verantwortung für die Tauben in der Stadt trügen, begründet Brucklacher-Gunzenhäußer mit Blick auf die Entwicklung der Tiere ihr Engagement für die Vögel.

Ein Platz zum Brüten und artgerechtes Futter

In einem Taubenhaus wird den Vögeln ein Platz zum Brüten und artgerechtes Futter angeboten. Die Eier der Vögel können dann regelmäßig durch Attrappen ersetzt werden, was die Zahl der Tiere verringert. In Stuttgart wurden nach Angaben des Tierschutzvereins seit 2008 mehr als 50 000 Eier ausgetauscht. Ferner können Krankheiten unter den Tauben erkannt und gegebenenfalls sogar behandelt werden. Auch der Großteil des Kots, der von manchen Gärtnern als Dünger geschätzt wird, wird in den Taubenhäusernhinterlassen und landet nicht mehr irgendwo in der Stadt. Mit weniger und gesunden Tauben in der Stadt könnte sich das Image der Vögel wieder verbessern.

In Leinfelden-Echterdingen wurden erste Maßnahmen zur Vergrämung der Tauben in den Bereichen der Bahnhöfe bereits getroffen. Derzeit sind es vor allem Netze, die die Tiere fernhalten sollen. Der Erfolg von Netzen, Spikes oder Drähten sei aber sehr begrenzt, erklärt Brucklacher-Gunzenhäußer. „Die Hotspots sind nur wegzubekommen, wenn die Tauben eine neue Heimat im Umkreis von hundert Metern bekommen“, sagt sie. Die Tiere seien standorttreu.

Warum es Taubenhäuser braucht

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen sieht das ähnlich. „Langfristig und dauerhaft kann die Anzahl der Tauben im Stadtgebiet nur durch das Aufstellen und Betreuen von sogenannten Taubenhäusern reduziert werden.“ So steht es in der Antwort der Stadtverwaltung auf einen knappen, aber unmissverständlichen Haushaltsantrag der SPD-Fraktion: „Es wird beantragt, die zunehmende Taubenplage zu bekämpfen.“

Die aus Sicht der Stadtverwaltung einzig wirksame Methode, die Anzahl der Tauben zu verringern, erfordere jedoch einen hohen personellen Aufwand, erklärt das Rathaus. Die Taubenhäuser müssen gereinigt, die Tauben gefüttert und die Eier teilweise täglich durch Attrappen ersetzt werden. Angesichts ohnehin angespannter Personaldebatten im Gemeinderat ist es nur schwer denkbar, dass die Verwaltung diese Aufgabe übernehmen kann.

Es braucht auch freiwillige Helfer

Der Tierschutzverein Stuttgart und Umgebung stehe gerne mit Rat für den Aufbau und Betrieb eines Taubenhauses in Leinfelden-Echterdingen zur Verfügung, sagt Brucklacher-Gunzenhäußer. Ohne Freiwillige kann das Projekt auf den Fildern aber auch aus ihrer Sicht nicht zu einem Erfolg werden. Es brauche zwei bis drei ehrenamtliche Tierfreunde, die sich täglich um die Verschläge kümmerten. Diese müssten doch zu finden sein, ist sie überzeugt.

Doch selbst unter guten Voraussetzungen könne es ein Jahr dauern, bis die Taubenhäuser umfassend angenommen würden. „Das geht nicht schnell“, stellt Brucklacher-Gunzenhäußer klar. Dass die Taubenhäuser einen wesentlichen Beitrag zur Entspannung der Taubensituation leisten können, davon ist die Taubenfreundin allerdings überzeugt. Ein jüngeres Beispiel dafür sei der Marienplatz in Stuttgart. „Das ist eine echte Erfolgsstory“, findet sie.