Im Dachstuhl der Leonhardskirch Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Die Hinterlassenschaften von Tauben sind für viele Menschen ein Ärgernis. Eine gewisse Abhilfe könnten Taubenschläge bringen. Bislang gibt es die vor allem in öffentlichen Gebäuden. Nun sollen solche Schläge auch in Wohnhäuser eingebaut werden. Die Kosten dafür trägt die Stadt.

Zuffenhausen - Tauben füttern verboten“, solche Schilder hängen seit einigen Tagen am Bezirksrathaus. Auch ein Bußgeld von bis zu 500 Euro wird angedroht (Bei Erstverstößen werden zunächst 35 Euro fällig). Laut Karin Buschkühl, der stellvertretenden Bezirksvorsteherin, hatte jemand am Rathaus Taubenfutter gestreut – das dann nicht nur Vögel, sondern auch Ratten angelockt hatte.

Um das Problem mit der Taubenpopulation in den Griff zu bekommen, hat sich die Stadt nun zu einem Aufruf der besonderen Art entschieden, bei dem Zuffenhausen stuttgartweit der Vorreiter ist: Das städtische Taubenmanagement bittet Bürger, ihre Dachböden für Taubenschläge zur Verfügung zu stellen. Die für den Umbau entstehenden Kosten von rund 25 000 Euro trägt die Stadt. Gepflegt werden sollen die Schläge von ehrenamtlichen Helfern des Tierschutzvereins. Sie säubern und desinfizieren den Verschlag und tauschen die echten Taubeneier gegen falsche aus. Zudem werden Wasser und Futter gebracht und verletzte Tiere behandelt. Bürger, die ihren Dachboden zur Verfügung stellen, bekommen dafür kein Geld. Das Amt für öffentliche Ordnung (AöO) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass aber ein Mehrwert durch die Kontrolle und Konzentration der Vögel entstehe, was zu weniger Schmutz und Belästigungen führe. Rund zwölf Kilogramm Mist produziert eine Taube pro Jahr. Wenn sie allerdings in einem Schlag lebt, bleiben dort zehn Kilo liegen und werden von den Helfern entfernt. Es landen also nur zwei Kilo auf Straßen und Plätzen.

Rund 25 000 Euro kostet ein Taubenschlag

Zwar gibt es auch in vielen anderen Stadtbezirken ähnliche Probleme wie in Zuffenhausen, allerdings starte man nach den Worten von Stefan Praegert vom AöO hier nun den ersten offiziellen Aufruf an die Bürger. Bislang habe sich allerdings noch niemand gemeldet. In der Innenstadt habe es einmal ein Angebot gegeben, aufgrund unterschiedlicher Auffassungen der Eigentümer habe es sich aber zerschlagen. Etwas anders gestaltet sich die Situation bei öffentlichen Gebäuden: So gibt es seit einiger Zeit einen Taubenschlag im Dach des Fairkauf-Gebäudes in Feuerbach, ebenso wie in der Leonhardskirche, auf einem Dach an der Kriegsbergstraße, im Stadtgarten, im Kaiserbau am Marienplatz, an der Landhausstraße und seit kurzer Zeit auch in Bad Cannstatt. Auf eigene Kosten hat das Tierheim in Botnang einen Verschlag gebaut. Die Erfahrungen mit den Verschlägen der Stadt sind laut Praegert bislang positiv, da Tauben standorttreue Tiere seien, also in den meisten Fällen immer wieder in den Verschlag zurückkehrten. Verschmutzungen und Belästigungen hätten abgenommen. Wie viele Tauben es in der Landeshauptstadt gibt, darüber gibt es laut Praegert keine Angaben.

Mit rund 25 000 Euro sind die Kosten für einen Verschlag relativ hoch. Laut AöO wird der Dachboden innen ausgebaut, beispielsweise erhält er einen doppelten Boden, eine doppelte Decke sowie doppelte Wände. So kann auch weiterhin Luft im Raum zirkulieren. Eventuell vorhandene Fensteraussparungen müssen dabei ebenso beachtet werden wie Kaminschächte und ähnliches. Falls nötig, muss der Dachboden statisch geprüft werden. Das verwendete Holz ist speziell behandelt, damit es leicht gereinigt werden kann.

Informationen über das Stadttauben-Projekt gibt es bei Pia Jungbauer vom Amt für öffentliche Ordnung unter der E-Mail sicherheit@stuttgart.de und im Internet unter www.stadttauben-stuttgart.de.

Info:

Konzept
Das „Stadttauben-Projekt Stuttgart“ gibt es seit dem Jahr 2008. Es ist eine Kooperation zwischen dem Tierschutzverein Stuttgart und der Stadt. Ansatz ist es, ein tierschutzgerechtes Konzept zur Regulierung und Reduzierung der Stadttauben zum Wohl von Mensch und Tier zu schaffen. Angestrebt wird ein kleiner, betreuter und gesunder Taubenbestand in der Stadt. Miteingearbeitet worden ist unter anderem das Konzept der Bundesarbeitsgruppe Stadttauben. Dieses basiert auf wissenschaftlichen Veröffentlichungen und praktischen Erfahrungen. Es wird in mehr als 60 deutschen Städten angewendet.

Taubenschlag
In Stuttgart werden die Tiere jeweils im Abstand von ein bis zwei Tagen mit Wasser und Futter versorgt. Die Vögel bekommen dauerhafte Schlaf- und Nistplätze, die gereinigt und desinfiziert werden. Befruchtete Eier werden durch Kunststoffeier ersetzt. Von Ende 2008 bis zum Jahr 2016 wurden 14 000 Eier ausgetauscht. Durch das Füttern im Schlag wird die Nahrungssuche im Stadtgebiet eingeschränkt. 80 Prozent des Taubenmists verbleiben im Schlag. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit kann eine Gesundheitsgefährdung durch Tauben weitgehend ausgeschlossen werden. Krankheitserreger, die im Kot enthalten sind, können in der Regel nicht auf Menschen übertragen werden.