Die liebsten Ermittler der Tatort-Gemeinde: Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers) Foto: dpa

Auf der Suche nach Pilzen findet der beliebte Münster-Kommissar im ARD-Krimi am Sonntagabend ein Skelett. Das Quoten-Traumpaar Thiel/Boerne erfüllt in Münster seine Pflicht. Aber mehr auch nicht.

Münster - Super-Idee! Schon immer, wenn wir im Fernsehen mal die Darbietungen einer Sport-Tanzformation sahen, dachten wir: Hinter all diesen überschminkten und überbräunten Menschen mit ihren offenbar festgetackerten Grinsefratzen, die da ihre Glieder zicke-zacke durch die Luft schmeißen, kann sich nur ein Abgrund verbergen! So viel inszenierter Spaß kann nicht echt sein! Sobald die Richter ihre Noten verteilt und die Paar-Riege wieder in den Umkleiden entschwunden ist, werden die Masken fallen. Dann regieren Sticheleien, Ränke und Eifersucht, fließt nicht nur aus den Schuhen das Blut.

Welch ein dankbares Setting für einen netten Sonntagabend-Krimi! Leider hat der WDR den schönen Stoff für sein Münster-Team in Beschlag genommen, für Kommissar Thiel und Professor Boerne, also Axel Prahl und Jan Josef Liefers, die beiden „Tatort“-Quotenkönige. Dieses Traumpaar muss mit seinen witzigen Sprüchen, Quengeleien und all dem sonstigen Neurosenkram bei allen Münster-Folgen so eindeutig im Mittelpunkt stehen, dass die jeweilige Geschichte nur noch am Rande eine Rolle spielt. Manchmal geht das gut, wie bei den beiden Münster-Folgen im vergangenen Jahr. Oder es geht schief, wie jetzt bei „Ein Fuß kommt selten allein“.

Verdächtig sind im Prinzip alle

„Vadder“ Thiel sucht für private Rauschzwecke Pilze im Wald, dabei findet er ein Skelett. Erstens handelte es sich um eine Frau, zweitens weisen ihre Zehenknochen sporttypische Verformungen auf. So kommt man zur Tanzsportgemeinschaft Münster, wo eine zwölfköpfige Formation unter den herrischen Augen eines ehrgeizigen Präsidenten und eines verrückten Trainers verbissen für den Aufstieg in die Tanz-Bundesliga ackert. Mehr muss man von der Handlung eigentlich gar nicht wissen. Verdächtig sind im Prinzip alle, die Handlung macht ein So-könnte-es-gewesen-sein-Fass nach dem anderen auf, und Thiel und Boerne verhören den mit Abstand auffälligsten Kandidaten wieder erst ganz zum Schluss. Verschenkt.

Einigermaßen interessant, weil lustig ist diesmal nur das Drumherum. Der Professor ist neidisch, weil „Alberich“ einen Orden bekommt und der Tanzklubpräsident als Orthopäde deutlich mehr verdient als er. Außerdem muss er mit Staatsanwältin Klemm einen Tangokurs besuchen, den diese im „Blauen Kreis“ gewonnen hat, und rückt endlich die Kaffeekannentülle wieder heraus, die er anno Tobak seiner Assistentin geklaut hat. Über all das könnte man sich aber noch viel mehr freuen, wenn es nicht so haarsträubend schlecht an den Rest der Handlung geklebt wäre. Schade.