Jörg Galitz von der Tanzschule Burger-Schäfer freut sich auf die Jugendlichen. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Im Herbst beginnen die Tanzkurse für Jugendliche wieder. Wann es wieder Abschlussbälle gibt, weiß bisher niemand.

Stuttgart - Wenn nach den Sommerferien die Schülertanzkurse endlich wieder starten, dann sind drei Jahrgangsstufen gleichzeitig an der Reihe. Die abgebrochenen Kurse vom Frühjahr 2020, deren Schüler dann in die Jahrgangsstufe kommen, sollen fortgesetzt werden. Die nie stattgefundenen Kurse für die neunten Klassen, die jetzt zehnte sind, beginnen. Und dann wären da ja noch die aktuellen Neuner, die ohne Corona eigentlich dran wären. Das ergibt eine kuriose Situation, mit der die Stuttgarter Tanzschulen ganz unterschiedlich umgehen.

Mehrere kleine Kurse

„Für uns ist das gerade sehr spannend“, sagt Jörg Galitz. Der Inhaber der Tanzschule Burger-Schäfer am Hauptbahnhof weiß noch nicht recht, wie er die Vielzahl an Altersstufen managen wird. „Da müssen wir sehr strukturiert vorgehen“, meint er. Er kann sich mehrere kleine Kurse vorstellen, das sei auch allein wegen Corona geboten. Klar ist ihm allerdings heute schon: Gerade von den älteren Schülern werden viele nicht wiederkommen. Dennoch stimme ihn das Feedback auf seine Rückfragen positiv, meint er. Der Tanzschulchef sieht darin eine gute Basis für die Zukunft. Seine Gemütslage beschreibt Galitz als „nicht himmelhoch jauchzend, aber grundsätzlich zufrieden“.

In Zuffenhausen sieht die Situation anders aus. „Wir werden im September noch keine Schüler haben. Wir wollen erst mal abwarten“, sagt Bärbel Schweizer von der Tanzschule Maier-Schweizer. Im vorigen Jahr seien zahlreiche Schüler abgesprungen.

Angebot nur für Geimpfte?

Auch die Cannstatter Tanzschule Schicki bietet vorerst keine neuen Tanzkurse für Jugendliche an – schlicht deshalb, weil man erst die abgebrochenen Kurse vom Frühjahr 2020 zu Ende bringen müsse, erklärt die Juniorchefin Tamara Schweizer. „Wir müssen die erst alle abarbeiten.“ Außerdem befürchtet sie, dass von Herbst an eventuell nur Geimpfte am Tanzkurs teilnehmen dürfen. Bei den Tanzkreisen der Erwachsenen sei das in den allermeisten Fällen kein Thema, bei den Jugendlichen könne sie sich das aber nicht vorstellen.

Schweizers Kollege Sascha Wolf ist mutig: Der Inhaber der Cannstatter Tanzschule Wolf bietet das erste Mal überhaupt in 15 Jahren offiziell einen Schülerkurs an. Der Termin ist erst seit wenigen Tagen auf der Webseite, so dass er noch nichts über die Rückmeldungen sagen kann. Wolf hat Kapazitäten am Samstag frei; dies sei bei den Schülern, anders als bei den Erwachsenen, ein sehr beliebter Tag. Er sei daher optimistisch, betont er, und freue sich schon auf den ersten Abschlussball, den er am liebsten im Kursaal in Bad Cannstatt abhalten möchte. Auch Jörg Galitz geht davon aus, dass seine ersten Abschlussbälle in der Filharmonie in Filderstadt Anfang nächsten Jahres wieder möglich sein werden. Tamara Schweizer will sich noch nicht festlegen, wann ihre Schüler wieder Walzer tanzen in der Fellbacher Schwabenlandhalle. „Ich bin gespannt, was der Herbst bringt.“ Sie wolle den Abschlussball den Jugendlichen ermöglichen, sobald sie das könne.

Abschlussbälle im nächsten Jahr

Einig sind sich alle Tanzschulbetreiber, dass es in den Schülerkursen um weit mehr geht als das Tanzenlernen. „Es geht auch darum, das andere Geschlecht das erste Mal in den Armen zu halten“, so formuliert es die Schicki-Chefin. Der Tanzkurs bereite die Jugendlichen auf das gesellschaftliche Leben vor, meint Sascha Wolf, denn in diesem Rahmen fänden für viele die ersten Partys überhaupt statt: „Was bedeutet es, abends wegzugehen? Wie bereite ich mich darauf vor?“ Gerade das hätten viele in den vergangenen Monaten schmerzhaft vermisst.

Umgangsformen lernen

Scheinbar Altbackenes wie die Frage: „Wie fordere ich als Junge ein Mädchen auf, ob sie mit mir tanzen möchte?“ betreffe die grundsätzlichen Umgangsformen, meint der Tanzlehrer. „Und die gehören nach wie vor zu unserem Leben dazu.“ Das sieht auch Jörg Galitz so, der eng mit verschiedenen Stuttgarter Schulen zusammenarbeitet. Gerade von diesen sei der Wunsch gekommen, die „Coronajahrgänge“ gezielt nochmals anzusprechen. Schließlich sei der Abschlussball als ganz besonderes Erlebnis die Basis für den späteren Abiball. Zu dem gehört die Disco, aber eben auch der Paartanz.