Die Gruppe Goldstaub erzählt von der Liebe Foto: Jeffrey Doering

Das Landesmuseum öffnet seine Räume: Ein Jahr lang gibt es hier jetzt auch Tanz und Theater.

Stuttgart - Während sich die meisten Theater bereits in die Sommerpause verabschiedet haben, wird mitten in der Innenstadt eine neue Spielstätte eröffnet. Das Landesmuseum Württemberg wird ein Jahr lang Tanz, Theater, Ausstellungen und Performances präsentieren. „Hier geht was!“ nennt sich das Programm, mit dem das Museum signalisieren will, dass es während des Umbaus des Foyers trotzdem belebt und einen Besuch wert ist. Am Freitag, 9. August, wird die freie Stuttgarter Gruppe Goldstaub die neue Spielstätte mit der Premiere von „Wankelmut der Herzen“ eröffnen, einer szenischen Reise zu den Formen der Liebe in den verschiedenen Epochen.

Wer derzeit in den Innenhof des Alten Schlosses schaut, wird überrascht sein: Kinder wuseln herum, schleppen emsig Wassereimer von hier nach dort oder bauen Sandburgen. Die „Sommeroase“ ist ein weiteres Angebot, mit dem das Landesmuseum Württemberg deutlich machen will, dass etwas geboten wird – trotz Baustelle. Im Oktober nächsten Jahres soll das neue Foyer eröffnet werden und Maßstäbe setzen. „Stuttgart ist extrem voll“, sagt die Direktorin Cornelia Ewigleben, „es fehlen Orte, an denen man sich einfach mal aufhalten kann“. Deshalb wird es in der neuen Kulturlobby Sessel und Arbeitsplätze geben, kostenloses W-Lan und ein Café.

Eltern haben frei, wenn die Kinder samstags zum Workshop „Elternfrei“ kommen

Noch ist das Erdgeschoss allerdings eine Großbaustelle, weshalb die Zugänge zu den Schausammlungen derzeit nicht barrierefrei sind. Da während des Umbaus auch keine Sonderausstellung stattfinden kann, hatte das Landesmuseum in einer Ausschreibung freie Gruppen gesucht, um die rund 1000 Quadratmeter zu bespielen. Aus den 35 Bewerbungen wurde neben Goldstaub auch die Freie Tanz und Theaterszene Stuttgart ausgewählt, der Interessensverband der freien Szene. 22 Gruppen werden vom 14. September an Tanz, Schauspiel und Figurentheater zeigen. Es wird Gespräche geben und Abende mit kürzeren und experimentellen Formaten. Auch für Kinder gibt es Programm sowie von Mitte September an samstags von 10 bis 12 Uhr Workshops – unter dem Titel „Elternfrei“.

„Wir bauen um“, sagt Ewigleben, „aber abends geht eine ganze Menge“. Die Zusammenarbeit mit anderen Sparten ist aber nicht nur eine Notlösung, sondern auch der Versuch, „neue Perspektiven“ zu entwickeln. „Wir wollen uns öffnen, denn Kunst und Kultur kann man von verschiedenen Blickwinkeln betrachten.“ Auch im neuen Foyer sollen künftig Veranstaltungen stattfinden, weshalb es eine versenkbare Bühne erhält.

Das Landesmuseum will für alle da sein

„Wir müssen Museum neu denken und uns der Stadtgesellschaft öffnen“, sagt Ewigleben. „Das Gebäude gehört dem Land und damit uns allen.“ Der Umbau koste 6,8 Millionen Euro, für die Inneneinrichtung fielen weitere 2,2 Millionen Euro an. Derzeit erarbeitet das Museum Ideen, wie die Besucher der neuen Lobby in die laufenden Ausstellungen gelockt werden können. „Unsere Aufgabe wird sein, die Gäste für Kunst und Kultur zu interessieren“, so Cornelia Ewigleben.