Und noch ein Löffelchen für Richard Wagner: Oskar (Manni Laudenbach) kann Elisabeth (Lise Davidsen) in der lustigen Bayreuther „Tannhäuser“-Inszenierung nicht auf Anhieb zum Dosenfraß verführen. Foto: dpa

Zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele inszeniert Tobias Kratzer Wagners „Tannhäuser“ als bunte Fantasie über gesellschaftliche Vielfalt, Bayreuth und Kunstreligion: ein lustiger, nachdenklicher, (selbst-)ironischer Abend.

Bayreuth - Großes Kino im Festspielhaus! Musik an, Film ab: Eine Drohne fliegt über die Wartburg, senkt sich hinab auf die Baumwipfel des umgebenden Waldes, nimmt dann einen Kleintransporter ins Visier, der über eine Straße rumpelt. Die Kamera zoomt sich ganz nah heran an die Menschen, die da zusammen unterwegs sind: Eine Blondine (Venus), von deren Welt die Ouvertüre zu Richard Wagners „Tannhäuser“ (in der Dresdner Fassung) erzählt, sitzt am Lenkrad, neben ihr ein Clown (Tannhäuser), eine Drag Queen und ein Kleinwüchsiger, dem wie Grass’ Oskar Matzerath eine Blechtrommel an der Seite hängt und dem wie Wagner ein Barett auf dem Kopf sitzt (auch Wagner litt unter seiner geringen Körpergröße). Während man dem Festspielorchester zuhört, dem Valery Gergiev hier viele weite Bögen, viel Gesang, viel Italianità, viel Oper mitgibt, zeigt Manuel Brauns exzellent gemachtes Video, dass es das Quartett nett hat zusammen, auch wenn Venus eine grottenschlechte Fahrerin ist, die auf der Flucht vor den Bullen sogar mal einen Bullen umnietet. Das findet der Clown nicht lustig, deshalb wird er am Ende der tollen Fahrt den Bus verlassen. Ansonsten aber lacht man viel, wirft sich auch was ein. Es sind halt Künstler. Und Idealisten.