Auf Stuttgarts Innenverteidigung um Holger Badstuber und Marc Oliver Kempf wartet eine schwere Aufgabe an diesem Sonntag. Foto: Baumann/STN

Zum Derby gegen den Karlsruher SC erwartet den VfB Stuttgart ein Gegner mit einer klaren und pragmatischen Spielidee. Wie diese zu knacken ist, zeigt unser Taktikexperte Jonas Bischofberger auf.

Stuttgart - Taktisch gesehen ist das Baden-Württemberg-Derby (Sonntag, 13.30 Uhr, Liveticker) ein Duell Zukunft gegen Vergangenheit. Der VfB setzt unter Tim Walter auf innovative spielerische Konzepte. Demgegenüber repräsentiert der KSC den taktischen Standard in Deutschland von vor einigen Jahren. Viererkette, Mittelfeldpressing, Konter, Flügelspiel und Standards liegen im Kern ihrer Spielweise. Diese Elemente setzt die Mannschaft von Alois Schwartz gut um.

Karlsruhes Offensivspiel: Hofmann, zweite Bälle und Flügelspiel

Nach vorne konnte der Aufsteiger mit 22 Toren aus 13 Spielen bislang durchaus überzeugen, obwohl sie mit vergleichsweise einfachen Mittel angreifen. Wenn der KSC unter Druck gesetzt wird, zieht sich die Offensive zusammen und sie schlagen einen langen Ball in Richtung Philipp Hofmann. Der 1,95 Meter große Mittelstürmer pflückt die Bälle herunter und verteilt sie weiter. Auf ihn und das Gegenpressing der Badener muss der VfB vorbereitet sein. Mit Holger Badstuber und Marc Oliver Kempf können die Stuttgarter Hofmann durchaus physische Präsenz entgegenstellen.

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Wenn die Karlsruher länger den Ball haben, spielen sie häufig über den Flügel. Die Außenstürmer suchen den Kontakt zur Seitenlinie und fordern dort die Bälle. Der KSC versucht sich mit relativ simplen Strukturen und Abläufen den Flügel entlang nach vorne zu arbeiten, um dann eine Flanke zu schlagen. Da der VfB sehr zentrumslastig verteidigt, wird es sich nicht verhindern lassen, dass der KSC sich auch mal nach außen freischwimmt. Hier gilt es, sich nicht übertölpeln zu lassen und im Eins-gegen-Eins keine Durchbrüche zuzulassen.

Verteidigt man die langen Bälle und das Flügelspiel gut, dann hat man auch die vielleicht größte Stärke der Karlsruher im Griff: Standards. Wenn der KSC die Bälle nicht in Tornähe bringt, können sie auch keine Standardsituationen herausholen. Präsentiert sich der VfB so feldüberlegen wie gewohnt, ist das bereits eine gute Basis für einen Sieg. Dann bliebe die Frage: Wie knackt man Karlsruhes Defensive?

KSC zuletzt lückenhaft

In der Defensive reiht sich der KSC in einem handelsüblichen 4-4-2 oder 4-1-4-1 auf. Wollen sie im 4-4-2 höher anlaufen, schiebt ein Sechser nach vorne und es entsteht eine Raute. Zuletzt waren sie im hohen Pressing jedoch massiv anfällig für Pässe hinter die Abwehr, weil die Viererkette zu sorglos nach vorne verteidigte. Den Gefallen, solche Lücken zu lassen, werden sie dem VfB wahrscheinlich nicht tun. Eher werden sie mit Derby-Intensität, aber geordnet in ihrem Mittelfeldpressing verteidigen und versuchen, blitzschnell umzuschalten. Die Konterabsicherung war beim VfB zuletzt ein Stück verlässlicher als noch zu Saisonbeginn, weil die Rotationen im Aufbau etwas zurückgefahren wurden. Ein Risiko ist aber nach wie vor da.

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Umso wichtiger ist es, dass der VfB effektiv in der Offensive auftritt. Die Karlsruher rücken im Pressing immer wieder aus ihren Positionen heraus. Dabei können Lücken entstehen, die der VfB nutzen kann. Die Mittelfeldspieler stopfen diese Lücken allerdings auch gerne von anderen Positionen aus. Hier muss der VfB aufmerksam sein und die Lücke bespielen, wenn sie da ist und abbrechen, wenn die Karlsruher alles zulaufen. Dann kann man auch gegen den KSC gute Torchancen erspielen. Die müssen dann nur noch genutzt werden.