Der Taifun „Hagibis“ sorgt in Japan für schwere Schäden. Foto: dpa

Der außergewöhnlich heftige Taifun „Hagibis“ ist am Samstag auf Land getroffen. Auch Tokio, wo kurz zuvor noch die Erde bebte, ist vom Sturm betroffen.

Tokio - Ein außergewöhnlich starker Taifun hat Tokio und umliegende Regionen mit sintflutartigem Regen überzogen und mindestens einen Menschen in den Tod gerissen. Dutzende wurden am Samstag in den Sturmböen verletzt, wie der japanische Fernsehsender NHK meldete.

Mehr als drei Millionen Bewohner der Hightechnation wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Stellenweise gingen Erdrutsche nieder, manche Straßenzüge standen unter Wasser, einzelne Häuser im Großraum Tokio wurden teils stark beschädigt. Der Wirbelsturm „Hagibis“, der in Japan schlicht Nummer 19 genannt wird, traf am Abend (Ortszeit) bei der Halbinsel Izu nahe Tokio auf Land.

Kurz zuvor wurde der Großraum Tokio am Abend dann auch noch von einem starken Erdbeben heimgesucht. Gefahr eines Tsunamis bestand jedoch nicht, wie die Meteorologische Behörde bekannt gab. Auch gab es keine Berichte über Verletzte in Folge der Erschütterung der Stärke 5,7. Wegen der Gefahr durch den Regen in Folge des Taifuns hatten die Behörden für Tokio sowie sechs weitere Regionen erstmals die höchste Warnstufe ausgegeben. Am Abend (Ortszeit) wurde die Intensität des Wirbelsturms allerdings von „sehr stark“ auf „stark“ herabgestuft.

Regale in Geschäften leer gefegt

Viele Kaufhäuser und Läden in Tokio und Umgebung blieben am Samstag geschlossen. In manchen Geschäften der Hauptstadt waren Regale wie leer gefegt, da sich viele Bewohner vorsichtshalber mit Wasser und Lebensmitteln eindeckten. Straßen und Bahnhöfe waren verwaist. Bahnbetreiber hatten rechtzeitig Einschränkungen des Verkehrs für das Wochenende im Westen und Osten einschließlich Tokio angekündigt.

Die Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) strich für Samstag sämtliche Inlandsflüge sowie die meisten internationalen Flüge von und zu den beiden Tokioter Flughäfen Haneda und Narita. Auch Japan Airlines (JAL) entschied, die meisten Flüge am Samstag zu streichen. Der Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 216 Kilometern pro Stunde drohte, die Hauptstadt Tokio und andere Gebiete im Osten des Landes mit den schlimmsten Regenfällen seit jenem Taifun überziehen, der 1958 mehr als 1200 Menschen in der Region das Leben kostete.

Die Behörden warnten früh, dass Häuser in den starken Sturmböen einstürzen könnten. Einige Bewohner deckten die Dächer ihrer oft in Leichtbauweise errichteten Häuser vorsorglich mit blauen Plastikplanen ab. Manche klebten ihre Fenster ab aus Sorge, dass sie in dem Sturm zerbersten. Andere verbarrikadierten sie mit Brettern.

Hunderttausende zeitweise ohne Strom – erstes Todesopfer

Der Wirbelsturm ließ Flüsse im Großraum Tokio bedrohlich anschwellen. Rettungseinsätze wurden nach Einbruch der Dunkelheit deutlich erschwert. Das japanische Fernsehen zeigte Szenen aus der Tokioter Nachbarstadt Kawasaki, wo ein Mann aus einem überfluteten Wohnhaus gerettet wurde. Die Feuermänner arbeiteten sich dabei bis zur Hüfte im Wasser stehend vor.

In Tokios Nachbarprovinz Chiba, wo bereits im September ein Taifun gewütet und zu massiven Stromausfällen geführt hatte, kam mindestens ein Mensch ums Leben, als ein Lastwagen in den Sturmböen umstürzte. Mehrere Menschen erlitten leichte Verletzungen.

Hunderttausende waren zwischenzeitlich von der Stromversorgung abgeschnitten. Unternehmen wie die beiden großen Autobauer Toyota und Honda ließen die Bänder in einigen ihrer Fabriken an dem Tag ruhen. Die Regierung in Tokio wies alle zuständigen Ministerien an, notwendige Maßnahmen im Umgang mit den Folgen des Taifuns zu treffen.

Aus Sorge vor den drohenden Auswirkungen des Taifuns findet zudem die Formel-1-Qualifikation zum Grand Prix von Japan erst am Rennsonntag statt. Alle für den Samstag auf dem Suzuka International Racing Course geplanten Aktivitäten wurden abgeblasen. Auch zwei Spiele bei der laufenden Rugby-Weltmeisterschaft in Japan mussten abgesagt werden. Der Wirbelsturm sollte sich laut der Vorhersagen der Behörden in der Nacht weiter Richtung Norden bewegen und am Sonntag abziehen.