Zähneputzen schützt vor Karies. Die Zahnerkrankung sollte auch bei Kinderzähnen behandelt werden, um das bleibende Gebiss zu schützen. Foto: dpa

Am 25. September ist Tag der Zahngesundheit. Fast jedes zweite Kind in Deutschland hat schon vor der Einschulung Karies. Lässt man die Zähne vor sich ­hingammeln, bis sie von selbst ausfallen, belasten sie auch das Immunsystem.

Freiburg - Alle fünf Jahre führt die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege Untersuchungen zur Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen durch. Die aktuellen Zahlen lassen aufhorchen. Trotz immer besserer medizinischer Versorgung, auch im Bereich der Zahnmedizin, haben immer noch rund 46 Prozent aller Kinder im Grundschulalter Karies.

„Oft sehen wir schon bei Untersuchungen im Kindergarten, dass Dreijährige Löcher in den Zähnen haben“, sagt Stefanie Feierabend. Die Zahnärztin an der Freiburger Universitätsklinik warnt davor, Karies bei Kindern zu unterschätzen. „Karies an Milchzähnen muss behandelt werden“, sagt sie.

Früher habe man oft gesagt, dass kaputte Zähne im Milchgebiss bis zum Ausfallen der Zähne bedenkenlos im Mund bleiben können. „Das ist aber grundlegend falsch“, sagt Feierabend. „Zahnlöcher sind Bakterienherde.“ Unbehandelter Karies führe dazu, dass Kinder häufiger an Infektionskrankheiten leiden würden. „Das belastet einfach das Immunsystem“, sagt die Ärztin.

Trotzdem sei es wichtig zu versuchen, die Milchzähne so lange wie möglich zu erhalten. Im besten Fall so lange, bis sie natürlich herausfallen, um den nachfolgenden Zähnen Platz zu machen. „Prinzipiell ist sogar eine Wurzelbehandlung bei einem Milchzahn möglich“,sagt Stefanie Feierabend.

Attraktivität des Gesichts beeinflusst psychische Entwicklung

Zieht der Arzt Zähne hingegen schon früh – etwa bei einem zwei Jahre alten Kind – könne das zu Beeinträchtigungen in der Entwicklung führen: „Solch ein Eingriff kann das Schlucken und Sprechen erschweren, die Kaufunktion beeinträchtigen und den Durchbruch der nachfolgenden Zähne verzögern.“ Außerdem sei die Ästhetik heutzutage auch bei kleinen Kindern schon ein wichtiger Aspekt. „Die Attraktivität des Gesichts hat einen Einfluss auf die psychische Entwicklung des Kindes“, sagt Feierabend.

Wenn der bakterienverseuchte Zahn nicht mehr zu retten ist, hilft aber dennoch nur eines: Der Zahn muss raus. „Das ist der schlimmste Fall beim frühkindlichen Karies“, sagt Feierabend. Das Problem dabei: „Milchzähne wandern, wenn zwischen ihnen Lücken entstehen“, sagt die Ärztin. Für die nachfolgenden Zähne bedeutet das weniger Platz. „Oft kommen die bleibenden Zähne erst im Alter von zwölf oder 13 Jahren raus. Wurde der Milchzahn bei einem dreijährigen Kind gezogen, sind dazwischen zehn Jahre zu überbrücken.“

Zeit genug für die verbliebenen Milchzähne, sich ungünstig im Kiefer zu verschieben, oder aus Platzmangel gar nicht erst aus dem Kiefer herauszuwachsen. Im schlimmsten Fall, sagen Experten, könne das dazu führen, dass das gesamte Kieferwachstum des Kindes beeinträchtigt wird.

Aber nicht nur Karies lässt bei Kindern und Jugendlichen Lücken im Gebiss entstehen. Auch ein Frontzahntrauma – ein Unfall, bei dem der Patient Zähne im vorderen Kieferbereich verliert – ist sehr häufig. „50 Prozent der Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren haben einen Unfall, bei dem ein Zahn verloren geht“, sagt Zahnärztin Feierabend.

„Sind die Zähne bereits verloren, kann man kann man herausnehmbare oder festsitzende Lückenhalter einsetzen“

Geht es dabei nur um einen Zahn, habe das meist keine größeren Auswirkungen. Anders sieht es aus, wenn durch Unfall oder Karies gleich mehrere Zähne verloren gehen. Dann muss behandelt werden. „Sind die Zähne bereits verloren, kann man kann man herausnehmbare oder festsitzende Lückenhalter einsetzen“, sagt Feierabend.

Diese Apparaturen sind wie kleine Zahnspangen gestaltet und werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Wenn Kinder sich gegen die herausnehmbare Variante wehren, hilft ein im Gebiss fest verankerter Lückenhalter. Diese können jedoch die Mundhygiene beeinträchtigen.

Im Einzelfall sollten die Eltern das richtige Vorgehen aber mit dem zuständigen Zahnarzt besprechen. Denn: „Im Rahmen des Therapiekonzepts ist ein Lückenhalter nicht immer sinnvoll“, sagt Feierabend. Bei sehr großen Lücken kann oft schon im Milchgebiss die Anwendung einer Kinderprothese notwendig sein. Wichtig ist dabei, das Wachstum des Kindes zu beobachten. Prothesen müssen im Laufe der Jahre immer wieder neu angepasst werden.