Stuttgart bietet viele Attraktionen für Skateboardfahrer. Doch der Sport steht auch im Ruf, Schäden etwa an Sitzbänken zu hinterlassen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Stadtpalais widmet eine Themenwoche Stuttgarts Skateboardern. Doch es gibt Probleme rund um den Sport. Skater wünschen sich mehr Engagement von der Stadt.

S-Mitte - Es ist mittlerweile schon einige Jahre her, dass Sängerin Avril Lavigne dem „Sk8ter Boi“ eine Hymne schrieb. Die ungewöhnliche Schreibweise legt es nahe, es ging ihr auch um eine Liebeserklärung an unangepasstes Adoleszenzverhalten rund um das Skateboarding. Von Lavigne spricht heute kaum noch jemand. Skater sind dagegen auf ihren Boards immer noch und nicht zuletzt in Stuttgart unterwegs.

Das Stadtpalais hat im Rahmen seines Sommerfestivals „Stadt am Meer“ eine Themenwoche der urbanen Sportart gewidmet. Oliver Merkelbach vom Skater-Fachgeschäft „Arrow & Beast“ an der Tübinger Straße nahm an einer Podiumsdiskussion im Stadpalais teil. Dabei ging es um Konflikte zwischen Anwohnern und Skatern. Merkelbach vertritt den Standpunkt, dass die Stadt ihr Potenzial in Sachen Skatboarding besser nutzen könnte.

Einzigartige Topografie

Stuttgart verfüge mit seiner Kessellage über eine für Skater einzigartige Topografie, erklärt er. Image und Tourismus könnten profitieren, wenn Stuttgart stärker daran arbeite, seinem Ruf als Hochburg des Trendsports gerecht zu werden, findet er. Merkelbach sitzt auf einem Sofa im „Arrow & Beast“. An den Wänden des Geschäfts hängen Skateboards in allen Farben und Mustern. Merkelbach ist der Meinung, dass die Stadt schon mehr tun könnte, in dem sie weniger restriktiv vorgeht. „Es gibt am 21. Juni weltweit den Go-Skateboarding-Day. Aber in Stuttgart ist es schwierig, da etwas zu veranstalten“, sagt er.

Andere Städte, die nicht über die Voraussetzungen wie Stuttgart verfügen, seien weiter, findet er. Das bemisst er an der Zahl der eintrittsfreien Angebote für Skater. In Stuttgart gibt es die kostenpflichtige Skatehalle in Bad Cannstatt und einen aus Lärmschutzgründen überdachten Park am Pragfriedhof. „In Köln gibt es fünf Angebote für Skater, die nichts kosten“, sagt er.

Stadt verweist auf Raumnot

Die Stadt weist daraufhin, dass es angesichts der Raumnot nicht einfach sei, Platz für neue Sportstätten zu schaffen. Zudem müsste stets der Schutz von Anwohnern vor Lärm bedacht werden. Die Stadt habe aber durchaus das Interesse, die Skaterszene zu fördern, betont eine Sprecherin. Von einer besonderen Kultur der Zurückhaltung könne nicht die Rede sein, wenn es um Veranstaltungen des Skateboardsports geht. Der Verwaltung seien Anträge zum Go-Skateboarding-Day in den vergangenen Jahren nicht vorgelegen, meint sie. Die Slalom-Skateboard-Weltmeisterschaft im Jahr 2012 sei dagegen unterstützt worden, betont sie. Zudem arbeite die Stadt gerade an einem Masterplan für urbane Bewegungsräume. „Dabei wird auch das Thema Skaten eine Rolle spielen“, erklärt sie.

Dass der Skateboardsport für Konflikte sorgt und bisweilen für Ärger ist auch Oliver Merkelbach nicht entgangen. Er und das Team von „Arrow & Beast“ haben jüngst angeboten mit Sponsorengeldern, Betonblöcke vor der Marienkirche instandzusetzen. Sie sollten eigentlich als Sitzgelegenheiten dienen, wurden aber durch Skateboards abgenutzt. Er sieht darin ein Vorbild für andere Auseinandersetzungen rund um das Skateboarding.

Auch das Kunstmuseum hat seine Probleme mit der Szene

In einer Sitzung der Bezirksbeiräte aus dem Süden bestätigten Vertreter der Gemeinde, dass Kirchgänger und Skater ein Auskommen miteinander gefunden hätten und niemand kirchliche Veranstaltungen störe. Einige Bezirksbeiräte monierten aber, dass der Platz vor der Kirche zunehmend von einer Gruppe dominiert werde.

Auch das Kunstmuseum am Kleinen Schlossplatz hat seine Probleme mit der Skaterszene. „Wir haben schon Flyer verteilt, dass das Skaten in unserer Nachbarschaft zu unseren Öffnungszeiten zu unterlassen ist, weil wir die Geräusche bis in die Sammlung hören“, sagt die Sprecherin Isabel Kucher.

Sie dürfte gerne hören, was Merkelbach vorschlägt. Er wünscht sich Gespräche mit dem Museum. Er findet, dass das Skaten am Kunstmuseum erlaubt sein sollte, wenn es geschlossen hat. „In Berlin hat das bei einem ähnlichen Streit funktioniert und die Skater halten sich auch daran“, sagt er.

Kucher betont, dass das Museum grundsätzlich aufgeschlossen sei für die Skaterszene. Auf den Vorschlag Merkelbachs angesprochen erklärt sie, er solle sich doch mal bei ihr melden.