Das Hochhaus an der Stiftswaldstraße 1 hat 20 Etagen. Foto: Alexandra Kratz

Im Hochhaus der SWSG an der Stiftswaldstraße 1 im Vaihinger Wohngebiet Lauchhau steht seit Wochen einer der beiden Fahrstühle. Mieter sind sauer.

Vaihingen - Bettina Kienzle spricht von einem „Skandal im Sperrbezirk“ und von „Horroraufzügen im Lauchhau“. Wortreich erzählt sie, was ihr widerfahren ist. Schon im Februar sei das Aufzugfahren „eher was für mutige Mieter“ gewesen: „Den neunten Stock gerade erreicht und zack rutscht der Fahrstuhl spontan in das siebte Obergeschoss ab, fängt sich wieder und die geplante Reise geht weiter in das eigentlich gewünschte 15. Stockwerk. Kreideweiß steigen die Menschen aus, zittern und haben Schnappatmung“, schreibt sie. Seitdem sei der Aufzug außer Betrieb. Für die Mieterin ist das ein weiterer Beleg für den von ihr und der „Mieterinitiative“ immer wieder beklagten Sanierungsstau in den Gebäuden der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG).

Der Pressesprecher Peter Schwab bestätigt, dass einer der beiden Aufzüge im Haus an der Stiftswaldstraße 1 seit dem 1. April steht. Eine Info darüber hänge im Erdgeschoss und im obersten Stockwerk aus. Die Elektronik funktioniere nicht richtig, erklärt Schwab. Die Steuerung erkenne nicht, in welchem Stockwerk sich der Aufzug befinde. Die Wartungsfirma stelle derzeit ein neues Bauteil her, eine sogenannte Platine. „Aufzugstechnik kauft man nicht von der Stange, sie muss häufig speziell konstruiert werden“, sagt der Pressesprecher. Die Ersatzteilbeschaffung habe also nichts mit einer vermeintlich veralteten Technik zu tun. Ein Ingenieur habe die Aufzüge 2014 geprüft. Das Ergebnis: „Die Technik ist auf dem aktuellen Stand“, sagt Schwab. Deshalb plane die SWSG derzeit nicht, die Aufzüge auszutauschen.

Die Platine ist fehlerhaft

Das benötigte Ersatzteil sei zwischenzeitlich schon einmal geliefert worden. Doch die Platine sei fehlerhaft gewesen. „Die ausführende Firma muss nun nachbessern. Wir gehen davon aus, dass der Aufzug in den kommenden Tagen wieder funktioniert“, sagt Schwab und ergänzt: „Ein Sicherheitsrisiko für die Nutzer bestand zu keiner Zeit.“

Bettina Kienzle kritisiert, dass auch der zweite Aufzug immer wieder mal „während der Fahrt schlagartig abrutsche“. Und schon mehrfach habe auch dieser seinen Dienst komplett versagt. „Das heißt, zur Not mit Sack und Pack, Kind, Kegel und Einkauf die 20 Etagen im alten und vergammelten Treppenhaus nach unten oder nach oben marschieren“, so Kienzle. Sie ergänzt: „Was, wenn heute Nacht ein Mensch vom Notarzt liegend abtransportiert werden muss und jede Minute zählt?“

Der zweite Aufzug ist voll funktionsfähig

Peter Schwab gibt an: „Der zweite Aufzug ist voll funktionsfähig.“ Richtig sei, dass es bei großem Betrieb zu Wartezeiten kommen könne. Rettungsdienste würden aber in jedes Stockwerk gelangen. „Die Sicherheit der Bewohner ist jederzeit gewährleistet“, betont Schwab. Kienzles Behauptung, dass der intakte Aufzug gelegentlich gar nicht komme, sei aber richtig. „Das liegt aber nicht an der Funktionsfähigkeit, sondern an Sabotage.“ Mehrfach habe man Flaschen zwischen dem Rahmen und der äußeren Aufzugstür gefunden. „Dagegen kann die SWSG nur sehr schwer vorgehen. Ein etwas besseres Miteinander und höhere Aufmerksamkeit könnte sicher so manchen Fall von Sabotage verhindern“, betont der Pressesprecher.

Von „Horroraufzügen“ könne sowieso keine Rede sein. „Die SWSG distanziert sich von der Wortwahl Frau Kienzles.“ Und abgesehen davon könne die SWSG nicht erkennen, „was Frau Kienzle mit dem Begriff Sperrbezirk in Zusammenhang mit dem Lauchhau meint“.