Sven Hannawald Foto: dpa

Immer wieder zum Jahreswechsel zittert  Sven Hannawald um die Einmaligkeit seines Rekords – den Grand Slam bei der Vierschanzentournee.

Oberstdorf - Immer wieder zum Jahreswechsel zittert Sven Hannawald um die Einmaligkeit seines Rekords – den Grand Slam bei der Vierschanzentournee.

Herr Hannawald, in den vergangenen Jahren haben Sie in Oberstdorf stets die nächsten Schritte Ihrer Motorsportkarriere verkündet. Warum blieb es in diesem Jahr ruhig?
Weil noch nicht feststeht, wie es im kommenden Jahr weitergehen wird.

Ist Ihre Rennkarriere schon wieder zu Ende?
Nein, in diesem Jahr habe ich bewusst an keiner Serie teilgenommen, sondern bin viel Kart gefahren, um mir weitere Grundlagen zu erarbeiten. 2013 will ich wieder in einer Rennserie starten, denn für mich war immer klar: Wenn ich etwas mache, dann richtig.

So wie einst als Skispringer?
Genau. Ich habe auch damals fanatisch meine Hausaufgaben gemacht, war ehrgeizig und konnte immer sagen: Ich habe mich perfekt auf die Wettkämpfe vorbereitet.

Dieser Perfektionismus verursachte schlussendlich eine Burn-out-Erkrankung.
Das war nicht der einzige Grund. Ich habe über Jahre ein Leben im Grenzbereich geführt. Sowohl was mein Körpergewicht anging als auch wegen der Dauerbelastung ohne ausreichende Pausen.

Ganz so, wie es viele Leistungssportler tun. Zuletzt wurde bekannt, dass Alpin-Star Lindsey Vonn unter psychischen Problemen leidet.
Ich finde es fast schon überraschend, dass nicht noch mehr Leistungssportler derartige Probleme bekommen. Wenn man seinem Körper über Jahre nicht die Pausen gibt, die er braucht, kann es eben passieren, dass der Körper selbst den Notausknopf drückt. Ich muss aber auch sagen: Es gibt Typen, die sind für solche Krankheiten empfänglicher als andere. Nehmen Sie Martin Schmitt. Der lebt seit Jahren unter solchen Rahmenbedingungen – kommt aber gut damit zurecht.

Er musste sich über den Continental-Cup für die Vierschanzentournee qualifizieren. Viele sagen: Er hat den Absprung verpasst.
Aber der Sieg im Continental-Cup in Engelberg und dann der starke Auftritt in Oberstdorf geben ihm recht. Solange er noch die eine oder andere Baustelle hat, die er beackern kann, wird er noch springen. Sollte er irgendwann keinen Punkt mehr finden, durch den er sich verbessern kann, dann wird er auch aufhören. Bis dahin ist es ein normales Prinzip weiterzumachen.

Glauben Sie ihm, wenn er sagt, dass er immer noch Spaß hat?
Absolut. Skispringen ist noch immer die geilste Sportart, die es gibt – schon allein deshalb, weil sie kaum einer nachmachen kann. Wenn ich sie noch länger hätte machen können, hätte ich auch weitergemacht.

Sie haben als einziger Athlet alle vier Springen einer Vierschanzentournee gewonnen. Bangen Sie jetzt wieder um Ihren Rekord?
Ich gehe immer wieder davon aus, dass viele Leute in der Lage sind, es zu schaffen – auch in diesem Jahr.

Sie hoffen aber weiterhin, dass Ihr Triumph einmalig bleibt.
Ja, weil es einfach schön zu wissen ist, dass man etwas Einmaliges geschafft hat. Entsprechend habe ich bei jeder Tournee eine innere Angespanntheit – die verfliegt erst, wenn es den zweiten Tagessieger gegeben hat. Im Idealfall ist das in Garmisch der Fall.

In diesem Jahr haben auch die deutschen Springer wieder realistische Chancen auf Tagessiege. Severin Freund ist zum Auftakt auf Platz drei gelandet. Überrascht von der Entwicklung?
Ja, das überrascht mich schon. Gott sei Dank war es in den vergangenen Jahren ja meist schon ein deutscher Springer während der Saison, der auf sich aufmerksam gemacht hat. Umso genialer ist es, dass nun gleich auf drei oder vier Leute Verlass ist. Damit hat auch die Tournee wieder richtig angefangen zu leben – vor allem auch durch den Vergleich der Deutschen mit den Österreichern.

Der Erfolg scheint nachhaltig aufgebaut.
Ja, das empfinde ich auch so – und das ist ganz klar die Arbeit von Bundestrainer Werner Schuster, der vom Verband auch von Jahr zu Jahr mehr Vertrauen bekommen hat. So kann er seine Philosophie umsetzen, und das ist für einen Trainer eben ganz wichtig.