Viel Arbeit und Verantwortung im Ehrenamt: Mathias Fischer vom SV Fellbach Foto: /Archiv

Sportlich läuft es für die Verbandsliga-Fußballer des SV Fellbach unter der Leitung des Cheftrainers Mario Marinic so gut wie seit der Saison 1999/2000 nicht mehr. Die Abteilungsvorderen allerdings plagen Sorgen.

Markus Weiß also ist jetzt ein Rookie. So wird, vorneweg unter Basketballern, ein junger Kerl bezeichnet, der gerade seine erste Saison absolviert. Markus Weiß ist 54. Er ist seit wenigen Monaten Sportlicher Leiter der Verbandsliga-Fußballer des SV Fellbach. Das Amt im Sport bekleidet der Mann, der eine Versicherungsagentur in Waiblingen führt, nicht deshalb, weil er der Vater eines Spielers ist. Markus Weiß ist im Team hinter dem Team tätig, obwohl er der Vater des derzeit verletzten Niklas Weiß ist. Er hat, etwa als Stützpunkttrainer, nicht wenig Erfahrung auf den Fußballplätzen gesammelt. Und er hat selbst schon ein paar Jahre lang die erste Vertretung des SV Fellbach in der Verbandsliga angeleitet – an der Seite von Frank Weinle, mit dem er nun auch gemeinsam die Rahmenbedingungen gestaltet. Ungeachtet dessen hält Ioannis Tsapakidis den Kollegen für einen Rookie. Das hat der vorherige Sportliche Leiter des SVF, der diesen Rang mittlerweile beim Ligakonkurrenten Calcio Leinfelden-Echterdingen innehat, so zumindest in einem Interview mit unserem Zeitungshaus gesagt. Er hat auch angefügt, dass die Angelegenheiten in Fellbach nicht mehr so professionell erledigt würden, wie es zu seiner Zeit war. Eine Einschätzung, die bei seinem ehemaligen Verein Verärgerung auslöst, nicht wirklich aber Erstaunen. Ein Graben trennt die Offiziellen der Fußballabteilung des SVF mittlerweile von ihrem davor noch führenden Fachangestellten: so tief bald wie der Grand Canyon.

Ein Graben trennt die beiden Seiten – so tief bald wie der Grand Canyon

Dabei sind die Verdienste des 45-Jährigen an der Esslinger Straße unbestritten. Ioannis Tsapakidis übernahm nach der Trennung von Fatih Ada vor knapp einem Jahr zum zweiten Mal bereits in der Not das erste Traineramt der Fellbacher Fußballer und formte aus einem fahrigen Abstiegsanwärter eine robuste und konkurrenzfähige Mannschaft. Der Interimstrainer beendete die Verbandsliga-Saison 2021/2022 mit den ihm Anvertrauten tatsächlich noch auf dem neunten Tabellenplatz. Ungeachtet der Siege musste er allerdings sein Engagement als Sportlicher Leiter aufgeben. Frank Weinle ist der neue Sportdirektor, Markus Weiß der Sportliche Leiter seiner Wahl. Die beiden arbeiteten schon im Frühjahr mit dem designierten Cheftrainer Mario Marinic zusammen. Ioannis Tsapakidis musste sich also nach der Doppelbelastung verabschieden, obschon als Sportlicher Leiter mit einem Vertrag bis Juni 2023 ausgestattet. Die Verdienste des ehemaligen Oberliga-Akteurs im Hinblick auf die Arbeitsfelder rund um die vorübergehende und erfolgreiche Trainertätigkeit sind in Fellbach – trotz dessen ausgedehnten Netzwerks – schon weniger unbestritten.

Die vorzeitige Trennung zum Saisonende hat einen Rechtsstreit ausgelöst

Die vorzeitige Trennung zum Saisonende hat einen Rechtsstreit ausgelöst. Es geht um die Frage, was Ioannis Tsapakidis zusteht von jenem Betrag, der ihm schriftlich zugesichert worden war. Alles – oder nur ein gewisser Teil davon, weil ja auch Aufwendungen wie etwa Fahrtkosten entfallen. Die Verantwortlichen des SV Fellbach schmerzt auch in dieser Angelegenheit das Geschehen, das sich im Sommer 2020 zutrug. Damals vereinbarten sie mit dem Cheftrainer Giuseppe Greco und dem Sportlichen Leiter Ioannis Tsapakidis Drei-Jahres-Verträge. Die Vertragsentwürfe sollen dem Vernehmen nach zunächst eine sechsmonatige Kündigungsfrist enthalten haben. Ioannis Tsapakidis soll diesen Vertragsinhalt, offenbar auch im Namen von Giuseppe Greco, kurz vor dem Vorbereitungsstart abgewiesen haben. Die Offiziellen haben daraufhin – nicht einhellig allerdings – einer Änderung der Arrangements zugestimmt. „Ansonsten wären wir mitten im Sommer ohne sportliche Führung in der Verbandsliga dagestanden“, sagt der Abteilungsleiter Mathias Fischer, der das selbst tatsächlich in Kauf genommen hätte. Der Jurist sprach sich im Sommer 2020 gegen die unbefristeten Vertragslaufzeiten aus – wohl wissend um die möglichen Konsequenzen. Die Mehrheit im Gremium wollte jedoch zähneknirschend lieber darauf verzichten, der Mannschaft zur Unzeit den Cheftrainer und den Sportlichen Leiter zu entreißen.

Auch Giuseppe Greco, seit Oktober 2020 außer Dienst, wird noch bezahlt

Macht ja nichts, wenn die Verbindung so lange anhält wie geplant. Im Oktober 2020 sah sich indes schon Giuseppe Greco – auf Hinwirken des Hauptsponsors – seiner Aufgaben enthoben. Nicht aber seither seiner Ansprüche. Noch bis Juni des nächsten Jahres fließt das Trainergehalt – vorbehaltlich weiterer Gespräche, die bisher aber ergebnislos geblieben sind – auf das Konto des Fellbachers, am Samstagabend Torschütze beim neuerlichen württembergischen Titelgewinn der Ü-32-Senioren des SVF. Und dazu kommt jetzt die zweite Personalie in dieser Causa. Auch Ioannis Tsapakidis steht noch ein nicht zu geringer Betrag zu, auf dessen exakte Höhe sich die beiden Seiten bis dahin nicht einigen konnten. „Eine unschöne Geschichte, die ich in meiner Amtszeit in dieser Form noch nicht erlebt habe“, sagt Mathias Fischer, seit 2002 Abteilungsleiter beim SV Fellbach und seit 1991 Pressewart. Cüneyt Karacuha, der ebenfalls ehrenamtliche Kassier der Fußballabteilung des SVF, musste zum Abschluss 2021 mithin ein Minus von 18 000 Euro feststellen. „Ich bin froh“, sagt er zur Finanzsituation, „wenn wir im nächsten Sommer wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen werden.“

Sportlich läuft es so gut wie letztmals in der Verbandsliga-Saison 1999/2000 – damals noch mit dem Spieler Mathias Fischer und dem Trainer Bernd Schindler. Der Fellbacher Verbund ist trotz der Niederlage zuletzt beim FV Biberach mit drei Punkten Rückstand auf den Tabellenführer – Calcio Leinfelden-Echterdingen – Fünfter. Unter der Leitung von Mario Marinic, der, das nur am Rande, überhaupt kein Problem hatte mit einer Kündigungsfrist im Vertragstext. Gut gefällt das bereits mit sieben Siegen verzierte Offensivspiel auch Markus Weiß im Hintergrund. Ioannis Tsapakidis sei nicht sein Thema, teilt der ziemlich erfahrene Rookie mit. Er wolle sich dazu nicht äußern.