Fassungslos: Lionel Messi vom FC Barcelona nach der historischen Niederlage gegen den FC Bayern in der Champions League. Foto: AP/Manu Fernandez

Der große FC Barcelona steht nach der historischen Niederlage gegen den FC Bayern vor den Trümmern einer ganzen Epoche – doch die Frage lautet, was macht Lionel Messi in Zukunft?

Lissabon/Stuttgart - Lionel Messi hat nur noch eine große Leere gefühlt. Nichts war nach der historischen 2:8-Niederlage gegen den FC Bayern, wie es vorher schien – nicht für den seit Jahren weltbesten Fußballer und nicht für den FC Barcelona. Messi stütze sich mit den Händen auf den Knien ab, als brauche er Halt. Sein Gesicht verriet Fassungslosigkeit – wie ein gebrochener Mann wirkte der 33-Jährige in diesem Moment der Demütigung.

Das stolze Barça ist ja nicht einfach aus der Champions League ausgeschieden, es ist kollabiert – und Messi hat es kommen sehen. Schon vor Wochen hatte der Stürmer gemurrt, mit dieser Mannschaft sei auf diese Art und Weise nichts zu gewinnen. Die Kritik richtete sich eindeutig gegen den Trainer Quique Setién.

Seit 20 Jahren bei Barça

Nun gingen im Estadio da Luz von Lissabon die Lichter aus. Und Messi hat es die Sprache verschlagen. Doch alle Blicke richten sich auf ihn. Will Messi noch Teil einer Mannschaft sein, die es im Grunde gar nicht mehr gibt? Will er bei einem Club bleiben, der seit Monaten von Führungskrisen und Finanzproblemen erschüttert wird? Keiner weiß es so genau.

Sicher ist, dass der Argentinier eine Ausstiegsklausel, die ihm zusicherte nach dieser Saison ablösefrei wechseln zu können, verstreichen ließ. Er spielt nun seit 20 Jahren für den FC Barcelona, seine Familie fühlt sich in Katalonien wohl, und sein Vertrag läuft noch bis 2021.

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Doch die Gerüchte um einen Transfer wollen nicht abreißen. Inter Mailand mit seinem chinesischen Chef Steven Zhang buhlt offenbar seit Langem um die Dienste des Dribbelkönigs. Jetzt wird auch wieder Manchester City mit den Scheich-Milliarden aus Abu Dhabi und dem Trainer Pep Guardiola als Option genannt.

50 Millionen Euro Jahresgehalt soll Messi kassieren – netto. Viele Clubs können sich ein solches Salär nicht leisten. Zumal sich die Frage stellt, wie gut der Ausnahmekönner noch ist. Erstmals seit 2006 steht keiner der zwei Megaprotagonisten des Weltfußballs für seinen jeweiligen Arbeitgeber im Halbfinale der europäischen Königsklasse: Weder Messi mit Barça noch Cristiano Ronaldo mit Juventus Turin (zuvor Manchester United und Real Madrid). Ihre Rivalität um stets neue Rekorde war immer auch Motivation für Messi, um erneut anzugreifen.

Ein großes Missverständnis

Doch nach dieser von der Corona-Pandemie geprägten Saison bekommt der Kapitän keine Hand an eine Trophäe. Setién wird das den Trainerjob kosten. Davon gehen alle rund um das Camp Nou aus. Als Nachfolgekandidaten werden Ronald Koeman, Xavi und Mauricio Pochettino gehandelt. Für den Lauf der Woche kündigte der selbst umstrittene Präsident Josep Maria Bartomeu Entscheidungen an.

Setién, der im Januar dem glücklosen Ernesto Valverde folgte, wird dann als Missverständnis in die Clubgeschichte eingehen. Denn schon in einer der ersten Übungseinheiten unterlief ihm ein Fehler: Er warf Messi ein Trainingsleibchen zu, um den Star in ein Team einzuteilen. Nur: Messi wird nicht eingeteilt, er spielt immer bei der Mannschaft, die den Ball hat.