Eine Mutter geht mit ihren zwei Kindern durch eine vom Erdbeben zerstörte Straße in der Präfektur Kumamoto. Foto: dpa

Zehntausende Anwohner brachten sich in Notunterkünften in Sicherheit. Viele verbringen die Folgenacht unter freiem Himmel. Etwa 3000 Einsatzkräfte von Polizei, Militär und Feuerwehr waren im Einsatz. Holzhäuser sind besonders gefährdet.

Tokio - Beim schwersten Erdbeben seit fünf Jahren in Japan sind mindestens neun Personen ums Leben gekommen. Mindestens 1100 wurden bei dem Beben im Südwesten Japans verletzt, mehr als 50 davon schwer, wie die Einsatzkräfte am Freitag bekanntgaben. Zehntausende Anwohner brachten sich in Notunterkünften in Sicherheit, viele verbrachten die Nacht zum Freitag unter freiem Himmel. Das Beben hatte sich zehn Kilometer unter der Erdoberfläche ereignet und erreichte auf Japans Erdbebenskala die höchste Stufe 7. Es war das erste Mal, dass eine Erschütterung diese Stufe erreichte, seitdem ein Erdbeben im März 2011 den Nordosten verwüstet und einen gewaltigen Tsunami ausgelöst hatte. Im Atomkraftwerk Fukushima kam es damals zu Kernschmelzen.

Eine Tsunami-Gefahr bestand nicht

Beim diesmaligen Beben im Südwesten des Inselreiches blieben die dortigen Reaktoren nach Angaben der Betreiber unversehrt. Eine Tsunami-Gefahr bestand nicht.

In der Präfektur Kumamoto stürzten rund zwei Dutzend Wohnhäuser sowie Betonmauern ein, stellenweise brachen Feuer aus. In Tausenden Häusern fiel die Strom- und Wasserversorgung aus. Das japanische Fernsehen sprach mit mehreren Bewohnern in Kumamoto. Einer zeigt einen schweren Balken, der das Dach eines neu gekauften kleinen Lieferwagens eindrückt. Eine Oberschülerin erzählt, wie im Moment des Bebens, gerade, als sie sich ins Bett gelegt hatte, nach dem ersten Erdstoß die Decke herunterkam und auf sie fiel. „Ich habe versucht, sie nach oben zu drücken.“

Traditionelle Holzhäuser werden beschädigt

Irgendwann schaffte es die junge Frau, sich zu befreien. Als sie auf Hilfe wartete, bemerkte sie, dass in der Nachbarschaft ein Feuer ausgebrochen war. „Ich sah die Funken.“ Nachbarn retteten sie aus ihrem Haus, das zu einer Falle geworden war. Alles, was in dem eingestürzten Holzhaus heil geblieben zu sein scheint, ist ein stabiler Schreibtisch. Japanische Kinder lernen schon in der Schule, sich bei einem starken Erdbeben unter einen Tisch zu flüchten.

Viele der betroffenen Häuser sind im traditionellen Stil gebaut, mit Holzpfeilern und Holzwänden, auf denen schwere Dächer ruhen. Ein weniger als ein Jahr altes Baby konnte erst nach sechs Stunden von Feuerwehrleuten gerettet werden, indem sie ein Loch ins Dach bohrten.