Die Südwestbank will in Zukunft stärker im Online-Banking-Geschäft mitmischen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Südwestbank ist geschrumpft. Nahezu die Hälfte der Mitarbeiter ist weg, einige Tausend Kunden sind es ebenso. Wo die Bank nun ihre Stärken sieht, sagt Bankchef Wolfgang Kuhn im Gespräch mit unserer Zeitung.

Stuttgart - Nur drei Service-Mitarbeiter sind an einem Vormittag im Februar in der großzügig angelegten Zentrale der Südwestbank in Stuttgart anzutreffen. Der Empfang ist nicht besetzt, die Stelle gestrichen. Der drastische Sparkurs und die Neuausrichtung haben die mittelständische Regionalbank verändert, die Ende 2017 von der österreichischen Bankholding Bawag Group übernommen wurde. „Ich habe keine Freunde mehr in der Bank“, sagt ein Beschäftigter. Alle sind weg. An Englisch als Konzernsprache habe er sich gewöhnen müssen. Es bewegt sich viel, sagt er.

2018 hat die Südwestbank das Geschäftsfeld Konsumentenkredite aufgebaut. Bisher war dies in der Bank ein Nischenprodukt, das sie an eine andere Bank vermittelt hat. Nun bietet die Südwestbank selbst Konsumentenkredite über das Internet an. Dabei tritt sie unter dem Namen Qlick an, der Marke der Bawag Group. Aus Sicht des neuen Eigentümers sind die Bedingungen günstig, um den Bereich deutschlandweit auszubauen: Die Verschuldung im internationalen Vergleich ist niedrig, die Ausfallquote bei Konsumentenkrediten sehr gering.

Neue Kunden gewinnen

Über das Internet will die Bank neue Kunden gewinnen. Nicht nur mit Konsumentenkrediten. Allerdings tritt Südwestbank-Chef Wolfgang Kuhn energisch dem Eindruck entgegen, die Bawag baue die Südwestbank zu einem Ratenkreditanbieter um. Auch mit ihren bisherigen Kerngeschäftsfeldern – vermögende Privatkunden und Firmenkunden – will die Bank wachsen, betont der 62-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Die neuen Eigner hätten schnell erkannt, dass die Betreuung vermögender Privatkunden und die Vermögensverwaltung eine ordentliche Rendite abwerfe. Die verwalteten Kundenvermögen der Südwestbank summieren sich auf 1,5 Milliarden Euro. Das gesamte Depotvolumen beträgt etwa elf Milliarden Euro.

Zusätzlich zu den Konsumentenkrediten plant die Bank auch mit anderen Geschäftsfeldern auf eine digitale Plattform zu gehen. Seit August 2018 bietet die Südwestbank Produkte auf Europace an, einer Plattform zum Handel von Baufinanzierungen. Überlegt wird derzeit, ob eine Plattform für Firmenkredite genutzt werden soll.

Einen neuen Kurs verfolgt die Südwestbank im Firmenkundengeschäft. Hier fokussiert sich die Bank stärker als bisher auf Risiken. „Das ist der Blick des neuen Eigentümers auf das Geschäft“, sagt Kuhn, „er fordert mehr Kontrolle, damit wir schnell eingreifen können, wenn es nicht läuft.“ Sinkt etwa nach Verlusten eine bestimmte Eigenkapitalquote, wird der bestehende Kredit teurer oder es müssen weitere Sicherheiten gegeben werden.

Neue Risikopolitik

Draußen bei den Firmenkunden ist die Neuausrichtung nicht sonderlich gut angekommen, ist in der Branche zu hören. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass ein Großteil der Mitarbeiter nicht mehr da ist und viele neue dazugestoßen sind, was sich auf die Kundenbeziehungen auswirkt. Etliche Firmenkunden fühlten sich vor den Kopf gestoßen, weil Kredite neu bewertet und teurer wurden.

„Der Eindruck ist falsch“, sagt Kuhn mit Nachdruck. Vor allem kleinere Kunden wie Handwerker täten sich schwer damit, dass es keinen Kredit mehr per Handschlag gebe und dass sie der Bank regelmäßig Kennzahlen liefern sollen. Auch ein reiner Förderkredit ist für die Bank nicht mehr von Interesse. „Das mittelständische Firmenkundengeschäft wird ausschließlich unter Ertrag und Risiko betrachtet“, sagt Kuhn. „Ich kann mit dieser Risikopolitik ruhig schlafen“, sagt Kuhn, „sie ist nicht falsch in dieser Zeit, in der ein schwächeres Wirtschaftswachstum erwartet wird.“

Großen Wirbel verursachte Ende Januar, dass im Bereich vermögende Privatkunden zwei Teams mit insgesamt zwölf Mitarbeitern die Bank verlassen und bei der Konkurrenz angeheuert haben. Bei so einem Wechsel fließen meist auch Kundengelder ab. Deshalb hat die Südwestbank keine Zeit verloren und die Lücken aufgefüllt. In der Vermögensverwaltung wurden zwei Stellen mit Topleuten aus der Bank ersetzt, die bisher die Eigenbestände der Bank gemanagt haben. Zudem kooperiert die Südwestbank in diesem Bereich künftig mit Tresides, einem Inhaber geführten Investmentfondsanbieter aus Stuttgart. „Wir sind jetzt noch besser aufgestellt als vorher“, ist Kuhn zufrieden.

Neue Ausrichtung

Die Südwestbank hat sich im vergangenen Jahr von zahlreichen Mitarbeitern getrennt. Ende 2017 zählte die Bank 587 Mitarbeiter, aktuell sind es 350 und bis Ende des Jahres werden es 325 sein. Das drückt auf die Stimmung in der Bank. Auch die Zahl der mit Mitarbeiter besetzten Filialen wurde reduziert: Von 22 Ende 2017 auf aktuell 17. Durch den Umbau und die Neuausrichtung hat die Südwestbank von ihren einst rund 100 000 Kunden etwa 6000 bis 7000 verloren, überwiegend Privatkunden. „So ein Kundenverlust tut immer weh“, sagt Kuhn, aber wegen der Filialschließungen habe man damit gerechnet.

Die Südwestbank hat 2018 ein Ergebnis vor Steuern von 50 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Ergebnis ist mit den Ergebniszahlen vor dem Verkauf der Südwestbank nicht zu vergleichen, da im Bawag-Konzern Teile vom Südwestbank-Ergebnis anderen Segmenten zugeordnet werden. In einer Konzern-Mitteilung heißt es, die Südwestbank habe die Bilanzrisiken verringert und bei der Kosteneffizienz mit Hilfe des Stellenabbaus und verbesserter Prozesse die Wende geschafft.