Barack Obama ist besorgt über die Lage im Südsudan und schickt 45 US-Soldaten in die Krisenregion. Foto: dpa

Das Blutvergießen in Südsudan geht weiter. US-Präsident Obama sieht das Land „am Abgrund“. Drei indische UN-Soldaten sterben bei den Kämpfen. Deutsche und andere Ausländer werden ausgeflogen.

Das Blutvergießen in Südsudan geht weiter. US-Präsident Obama sieht das Land „am Abgrund“. Drei indische UN-Soldaten sterben bei den Kämpfen. Deutsche und andere Ausländer werden ausgeflogen.

Juba - Afrika droht ein neuer Bürgerkrieg: Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Südsudan forderte US-Präsident Barack Obama die Konfliktparteien zu Verhandlungen und einem Ende der Kämpfe auf.

"Südsudan steht am Abgrund", heißt es in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Stellungnahme des Weißen Hauses. Erstmals wurden auch drei UN-Soldaten Opfer des Machtkampfes in dem erst 2011 gegründeten Staat. Weitere Deutsche und andere Ausländer sollten bis zum Wochenende aus dem ostafrikanischen Land ausgeflogen werden.

Obama erinnerte an die Staatsgründung Südsudans, als die Bürger sich für die Abspaltung vom Sudan entschieden; nach einem jahrelangen "Teufelskreis der Gewalt" hätten alle auf Frieden und Wohlstand gehofft. Nun drohe das Land "in die dunklen Tage seiner Vergangenheit" zurückzufallen.

Bei einem Angriff auf einen UN-Stützpunkt in Akobo in der Provinz Jonglei sind drei indische Soldaten der internationalen Friedenstruppe getötet worden. Dies teilte der Indiens UN-Repräsentant Asoke Kumar Mukerji am Donnerstag in New York mit. Es sind die ersten UN-Opfer seit Ausbruch der jüngsten Kämpfe.

In dem Stützpunkt haben demnach bereits mehr als 10 000 Menschen Zuflucht gesucht. Die UN befürchten auch Opfer unter ihnen. "Es gibt Hinweise darauf, dass möglicherweise Zivilisten bei dem Angriff verletzt oder getötet wurden", hieß es in einer Mitteilung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Zum Zeitpunkt des Angriffs hielten sich nach Angaben der UN-Mission UNMISS 43 indische Blauhelme, sechs UN-Berater der Polizei und zwei zivile UN-Mitarbeiter im Lager auf.

Die vergangenes Wochenende ausgebrochenen Kämpfe sollen bereits Hunderte Todesopfer gefordert haben. Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem im Juli entlassenen Stellvertreter Riek Machar. Die größte Gefahr besteht darin, dass sich die Kämpfe zum Bürgerkrieg zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen ausweiten.

Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka an, die die Regierungspartei und frühere Rebellentruppe SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) dominieren. Machar ist ein Lou Nuer. In dem Land gibt es aber noch weitere untereinander verfeindete Völker. Die Rebellen hatten am Dienstag nach Angaben der "Sudan Tribune" die wichtige Stadt Bor erobert. Nach UN-Angaben suchen bereits 35.000 Menschen im Land Schutz vor den Kämpfen in UN-Einrichtungen.

60 UN-Soldaten erwartet

Die Angreifer vom Donnerstag auf den UN-Stützpunkt sollen Lou Nuer gewesen sein. Die Lage war aber unübersichtlich. "Die Situation ist sehr verworren und verändert sich fast stündlich", so ein UN-Sprecher in New York. Die UN zogen unbewaffnetes Personal aus Akobo ab, für Samstag wurde eine Verstärkung von 60 UN-Soldaten erwartet.

Eine Transall-Transportmaschine der Bundeswehr mit deutschen Passagieren an Bord startete am Freitagvormittag im Südsudan, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Nachrichtenagentur dpa. Nach Angaben von Außenminister Frank-Walter Steinmeier werden zunächst 55 Deutsche ins Nachbarland Uganda gebracht. Ein zweiter Flug sei entweder am Freitag oder am Samstag geplant.

Bereits am Donnerstag war nach Angaben der Bundeswehr der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, mit einem kleinen Passagierflugzeug ins ugandische Entebbe ausgeflogen worden. Er war mit drei weiteren Soldaten im Südsudan, um die 16 Bundeswehrsoldaten zu besuchen, die sich dort am UN-Friedenseinsatz beteiligen. Der Rückflug war eigentlich für Dienstag geplant, musste wegen der Unruhen aber gestrichen werden.

In einem Brief an die Spitzen des Kongresses hatte Obama am Donnerstag die Entsendung von etwa 45 US-Soldaten in den Südsudan mitgeteilt. Diese seien bereits am Mittwoch aufgebrochen, um die US-Bürger und die Botschaft im Südsudan zu schützen.