Tausende Menschen sind im Südsudan auf der Flucht. Foto: UNMISS/dpa

Im Südsudan herrschen seit Wochen Elend und Gewalt. Jetzt gibt es neue schockierende Berichte. Demnach begehen Soldaten und Rebellen schwere Verbrechen an der jeweils anderen Volksgruppe.

Im Südsudan herrschen seit Wochen Elend und Gewalt. Jetzt gibt es neue schockierende Berichte. Demnach begehen Soldaten und Rebellen schwere Verbrechen an der jeweils anderen Volksgruppe.

Juba - Trotz aller Bemühungen um eine politische Lösung im Südsudan-Konflikt hält die Gewalt in Teilen des ostafrikanischen Landes an. Menschenrechtler beklagen, dass Soldaten und Rebellen gezielt ethnisch motivierte Gräueltaten begehen. So hätten die beiden Volksgruppen Dinka und Nuer seit Ausbruch der Kämpfe Mitte Dezember zahlreiche Mitglieder der jeweils anderen Ethnie getötet, berichtete die Organisation Human Rights Watch am Donnerstag. Viele Opfer seien Zivilisten. „Schreckliche Verbrechen wurden allein im Namen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe begangen.“

So hätten Dinka-Soldaten am 16. Dezember in der Hauptstadt Juba 200 bis 300 Nuer zusammengetrieben und in einem Polizeigebäude eingeschlossen. Später hätten sie von außen durch die Fenster geschossen. Dabei seien fast alle Menschen im Inneren getötet worden. Umgekehrt sollen aber auch Nuer viele Dinka ermordet und ihr Vieh gestohlen haben. Zudem wurden zahlreiche humanitäre und medizinische Lager geplündert. Human Rights Watch forderte eine internationale Untersuchung der Ereignisse.

Machtkampf zwischen Dinka und Nuer

Im Südsudan war vor einem Monat ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir - einem Dinka - und seinem früheren Stellvertreter Riek Machar - einem Nuer - eskaliert. Durch die Gewalt wurden nach Angaben der Vereinten Nationen bereits rund 400.000 Menschen vertrieben. Viele leben seither ohne Schutz und Trinkwasser unter freiem Himmel. Delegationen beider Seiten suchen seit mehr als einer Woche in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba nach Lösungen, bisher jedoch vergeblich.

Zurzeit wird vor allem rund um die Stadt Malakal im Norden weitergekämpft, wie der französische Sender RFI am Donnerstag berichtete. Beobachtern zufolge sollen Rebellen, die dem im Juli entlassenen Ex-Vize-Präsident Machar nahestehen, die Hauptstadt des ölreichen Bundesstaates Oberer Nil mittlerweile fast ganz unter Kontrolle haben. Derweil versuche die Armee, die Stadt Bor in der Region Jonglei zurückzuerobern.

Bei den Gefechten in Malakal wurde auch ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer angeschossen. Der Jugendleiter sei außerhalb des Dorfes ins Kreuzfeuer geraten, teilte die Stiftung mit. Der Plan, die 94 Kinder des Projektes auf einem UN-Gelände in Sicherheit zu bringen, misslang zunächst. Die Evakuierung musste wegen der schweren Kämpfe gestoppt werden.

Die Diakonie Katastrophenhilfe will nach eigenen Angaben ihre Hilfe für die Flüchtlinge um mehr als eine halbe Million Euro aufstocken. 50.000 Binnenvertriebene sollen so mit Plastikplanen, Decken, Wasserkanistern, Moskitonetzen, Seife und Kochutensilien versorgt werden. Um Flusswasser trinkbar zu machen, erhalten zudem 60 000 Menschen Desinfizierungstabletten. „Diese Menschen flohen Hals über Kopf. Sie konnten kaum etwas mitnehmen und sind jetzt vollständig auf Hilfe von außen angewiesen“, sagt Martin Keßler, der Leiter der Organisation.