Jody Scheckter mit seinem Ferrari 312T im September in Monza. Foto: imago //Seven Tee

Vor 40 Jahren wurde Jody Scheckter Champion in der Formel 1 – der bislang einzige aus Afrika.

Johannesburg - Jody Scheckter? In Südafrika kennen sie den Namen, auch wenn sie keine abgebrühten Motorsport-Fans oder jünger als 30 sind. Der Name ist Kulturgut. Am 9. September 1979 stand der Südafrikaner als Formel-1-Weltmeister fest, und danach wurde sein Name bis 2000 häufig genannt – obwohl er 1980 zurückgetreten war. Doch der Titel, den Scheckter im Ferrari gewonnen hatte, machte ihn unkaputtbar und omnipräsent.

Immer wieder wurde Scheckter von Reportern befragt als der Pilot, dem es mit der Scuderia als bislang letztem Fahrer gelungen war, die WM zu holen. Er hat diese Fragen genossen wie die Champagnerdusche nach einem seiner zehn Grand-Prix-Siege. „Es war hilfreich, diesen Titel so lange zu haben. Er hat mir bei den Mädels gut geholfen. Mein Sexleben würde zweifellos leiden, wenn Michael mir diese Ehre abnähme“, scherzte Scheckter vor dem Formel-1-Finale 2000. Danach war sein Nimbus zu Ende, Michael Schumacher löste ihn als nächster Champion im Ferrari ab. Spätestens mit der Ära des Deutschen aus Kerpen verschwand Jody Scheckter aus dem Radar des Rennsports.

Wochenlang gab es Ochse

Was aber nicht heißt, dass der Lockenkopf untätig war. Nach seinem Abschied von der Formel 1, nachdem die Saison 1980 für den Champion aufgrund des fehlentwickelten Ferrari ein Desaster war, bewies der Mann aus East London sein Talent, sich schnell auf neue Situationen einstellen zu können. In Atlanta (USA) gründete er zu Beginn der 1980er das Unternehmen FATS, das Waffensimulatoren für Scharfschützen von Polizei, Militär und Sicherheitsdienste herstellte. Als er das Unternehmen verkaufte, war er geschätzte 100 Millionen Dollar reicher. Seine zweite Ehefrau Clare verleitete ihn dazu, Anfang der 1990er Biobauer zu werden. Nördlich von Southampton kaufte sich der Ex-Rennfahrer 1000 Hektar Land, nannte es Laverstoke Park Farm, baute Gemüse an, züchtete Schweine, Rinder, Schafe und Hühner – eigentlich war der Betrieb zur Selbstversorgung gedacht. „Wenn wir einen Ochsen geschlachtet haben“, erzählte er einst, „gab es wochenlang Ochse, nichts als Ochse. Gleiches passierte uns beim Gemüse. Das durfte so nicht weitergehen.“ Also startete er durch, wie er es im Auto getan hatte, heute ist die Laverstoke Park Farm für die Produktion organischer und biodynamischer Lebensmittel weltberühmt, dort arbeiten über 150 Menschen.

Die Harre sind nicht mehr lockig

Im Motorsport taucht Scheckter selten auf. Vor einigen Jahren stand er in Brooklands am Grill, doch die wenigsten Besucher des Mercedes-Picknicks nach dem Festival of Speed wussten, wer die Steaks wendete – wohl weil die Haare nicht mehr lockig und die Gesichtszüge kantiger geworden sind. Im April besuchte Scheckter das Ferrari-Team in Maranello, im September war er beim Grand Prix in Monza und saß im Ferrari 312 T. In der Heimat zählt der 69-Jährige zwar zur Initiative, die die Formel 1 zurückholen will, doch er macht sich rar. Stolz sind die Südafrikaner dennoch auf ihn. Jody Scheckter ist der einzige Formel-1-Weltmeister aus Afrika. Und das dürfte er noch eine Weile bleiben.