Sabine Moscal und Rettungshund Baily sind seit vielen Jahren gemeinsam im Einsatz. Foto: Rettungshundestaffel

Drei Tage lang war eine demenzkranke Frau verschwunden. Dass sie trotz der Kälte wohlauf gefunden wurde, ist vor allem der Schäferhündin Baily und Sabine Moscal von der Rettungshundestaffel Rems-Murr zu verdanken.

Rems-Murr-Kreis - Die Heldin des Tages heißt Baily und hat den richtigen Riecher: Die Holländische Schäferhündin und ihre Hundeführerin Sabine Moscal haben in der Nacht auf Mittwoch eine 76 Jahre alte demenzkranke Frau gefunden, die seit Sonntagmorgen vermisst worden war. Gegen 1.40 Uhr erschnüffelte das Tier die unterkühlte Seniorin in einem Waldstück nordöstlich von Weinstadt-Großheppach. „Sie lag in einem Gebüsch am Wegesrand“, erzählt die 50-jährige Moscal. „Sie war zwar etwas unterkühlt, aber sofort ansprechbar. Wir waren alle recht verwundert, wie gut es ihr geht.“

Während sich Rettungskräfte um die Seniorin kümmerten, durfte sich die Hündin über ihre verdiente Belohnung freuen: „Ich hatte extra eine Portion Spaghetti Carbonara eingepackt – und ihr Ball zum Spielen ist für Baily das Allerwichtigste“, erzählt die Leutenbacherin. Sie hat schon am Morgen danach Interview-Anfragen diverser Medien bekommen. Ganz angenehm sei ihr das nicht, denn sie fühle sich nicht als Heldin: „Es ist einfach mein Ehrenamt. Ich mache das seit 17 Jahren, es ist für uns eigentlich selbstverständlich.“ Und: „Ohne meine Suchtrupphelferinnen Bianca Kern und Melissa Funder, die die Orientierung haben und den Funkkontakt halten, wären wir nichts.“

So lief die Suche nach der demenzkranken Frau ab:

Dass die Suchaktion Erfolg hatte, war alles andere als selbstverständlich: Die Chancen für die dünn bekleidete Seniorin standen ziemlich schlecht. Am Sonntag und Montag herrschten in Waiblingen Temperaturen um den Gefrierpunkt, wegen schlechter Witterung hatte ein Polizeihubschrauber am Sonntag nur einen recht kurzen Einsatz fliegen können. Zumal der Einsatz des Fluggeräts wie auch der Rettungshunde eigentlich nur Sinn mache, wenn die Einsatzkräfte einen Ansatzpunkt hätten, erklärte ein Polizeisprecher. Die erste Fährte der verschwundenen Seniorin am Korber Kopf verlor sich am Sonntag, am Montag startete die Polizei eine Öffentlichkeitsfahndung.

Die Rettungshunde im Rems-Murr-Kreis gibt es seit 20 Jahren

In der Nacht auf Mittwoch zogen die Hundeführer dann trotzdem erneut los. „Wir haben uns auf ein Waldstück konzentriert, wo wir am Sonntag noch nicht gesucht hatten“, erinnert sich Moscal. Als sich Baily beim Stöbern merkwürdig verhielt, wusste sie: Irgendwo hier muss ein Mensch sein – wie sich herausstellte, war es die Vermisste.

Die Rettungshundestaffel Rems-Murr gibt es seit fast genau 20 Jahren. Sie finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden, die Kosten für Ausrüstung und Einsätze trägt sie selbst. Hundebesitzer, die mit ihrem Vierbeiner die Ausbildung zum Rettungshundeteam absolvieren wollen, müssen viel lernen – neben Erste-Hilfe-Kursen stehen zum Beispiel Lernmodule zu Einsatztaktik und den Gefahren auf dem Plan, die dem sechsbeinigen Team, aber auch Suchtrupphelfern begegnen können.

Der erfolgreiche Suchhund steht kurz vor dem Ruhestand

Etwa zwei bis drei Jahre braucht es, um einen Flächen- oder Trümmersuchhund und seinen menschlichen Begleiter auszubilden – diesen Weg hatten Sabine Moscal und Baily genommen. Für einen Mantrailer, also einen Personenspürhund, der sich bei der Suche ausschließlich auf den Geruch einer bestimmten Person konzentrieren kann, sind es sogar drei bis fünf Jahre. Auch danach ist die Arbeit nicht vorbei: Die Prüfungen müssen jährlich wiederholt werden.

Ob Baily das noch einmal durchzieht, ist noch nicht ganz klar: „Sie ist jetzt elf Jahre alt und steht kurz vor der Rente. Ob sie noch eine Prüfung macht, entscheiden wir daran, wie es ihr geht“, sagt Moscal. Eine Nachfolgerin stehe aber bereits in den Startlöchern: Hündin Gin, auch schon acht Jahre alt, hat erst am Samstag ihre Einsatzprüfung bestanden.

Trotz vieler Falschmeldungen: Polizei dankbar für Hinweise

Bei der Polizei waren nach dem Beginn der Öffentlichkeitsfahndung viele Hinweise eingegangen. Ein Zeuge glaubte zum Beispiel, die Seniorin in einem Bus gesehen zu haben – was angesichts des glücklichen Funds nun sehr unwahrscheinlich erscheint. Der Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier will den Hinweisgebern aber keinen Vorwurf machen – im Gegenteil: „Das zeigt doch, dass die Bevölkerung an der Suche Anteil nimmt. Wenn jemand etwas wahrgenommen hat, soll er es uns berichten. Das dann zu verifizieren, ist doch unsere Aufgabe.“