Die Laune der SAM-Mitarbeiter ist zurzeit ebenso trüb wie der graue Januarhimmel. Foto: Horst Rudel

Die 1800 Mitarbeiter des Automobilzulieferers SAM mit Sitz in Böhmenkirch verbringen die Feiertage zwischen Hoffen und Bangen.

Böhmenkirch - Der erste große Schock ist verdaut. Nachdem die Zukunft des Unternehmens Süddeutsche Aluminium Manufaktur (SAM) im auslaufenden Jahr zeitweise auf wackeligen Beinen stand, scheint eine Zerschlagung des Autozulieferers inzwischen zumindest nach den Angaben des Insolvenzverwalters in weite Ferne gerückt zu sein. Man sei in „Endverhandlungen“ mit möglichen Investoren und wolle zeitnah bekanntgeben, wer nun bei SAM einsteige, sagte eine Sprecherin der mit dem Insolvenzverfahren beauftragen Kanzlei Schultze und Braun. Darüber hinaus wolle man derzeit keinerlei Auskunft geben.

Öffentlich spekuliert wurde bereits, dass der chinesische Konzern Fuyao Glass Industry Group der neue Investor sei. In der lokalen Presse wurde gemeldet, dass die Firma aus Fernost bereits drei Auffanggesellschaften gegründet habe, in welche SAM übergehen könnte.

Ob diese Option die 1800 Mitarbeiter, darunter rund 300 Leiharbeiter, beruhigt, ist fraglich. Immerhin wurde bereits im November von dem Insolvenzverwalter Holger Leichtle vermeldet, dass es mehrere interessierte Investoren gebe. Zu einem Abschluss ist es aber nicht gekommen. „Die Weihnachtstage waren für viele Mitarbeiter von einer großen Unsicherheit geprägt“, sagt der Gewerkschaftssekretär der IG Metall, Manuel Schäfer.

Der Investor muss neues Geld mitbringen

Für die Insolvenz der Firma im vergangenen Jahr gibt es laut Holger Leichtle im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen schwächte sich die Nachfrage ab. Hinzu kam ein Großbrand im Galvanikbereich des Werks in Böhmenkirch im vergangenen März. Beides habe zu Umsatzeinbrüchen geführt, die nicht mehr hätten kompensiert werden können, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung von Schultze und Braun.

Was ebenfalls für die Insolvenz verantwortlich gewesen sein dürfte, waren Probleme von SAM, an neues Geld zu kommen. Das Unternehmen musste wohl hohe Kredite aufnehmen. Dass die Firma trotzdem interessant für Investoren bleibt, liegt vor allem daran, dass sie einen hohen Umsatz in der weiter stabilen Automobilbranche erzielt – zuletzt 280 Millionen Euro. Und wichtige Auftraggeber, zu denen Volkswagen, General Motors und Mercedes-Benz zählen, scheinen an SAN festhalten zu wollen.

Das Unternehmen entwickelt und fertigt in elf Werken an seinen Standorten in Steinheim (Kreis Heidenheim), Böhmenkirch und Laichingen-Feldstetten (Alb-Donau-Kreis) sowie in Puebla in Mexiko Aluminiumbauteile für die Autoindustrie, beispielsweise Dachreling-Systeme, Zierleisten und Tankdeckelsysteme. Aufträge könnten weiter abgearbeitet werden, verspricht das Unternehmen. „Der Geschäftsbetrieb läuft stabil“, so der Insolvenzverwalter. Eine Schwierigkeit bei der Investorensuche sei jedoch der hohe Sanierungsbedarf, den das Unternehmen nicht alleine schultern könne. „Deswegen muss es einen Investor geben, der mit frischem Geld einsteigt und das Unternehmen in den kommenden Jahren durch den Restrukturierungsprozess begleitet.“

Gewerkschaft kritisiert die Arbeitsbedingungen

Dass es mit dem Unternehmen weitergehen, dafür spricht auch, dass rund 170 Leiharbeiter einen Arbeitsvertrag bei SAM bekommen sollten. Allerdings hatten viele Arbeitnehmer im Zuge des Bekanntwerdens des Insolvenzverfahrens das Unternehmen verlassen. Die Fluktuation ist laut der Gewerkschaft hoch. Die IG Metall hatte bereits unter dem alten Eigentümer, der Münchner Beteiligungsgesellschaft Bregal, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen in den Werken, die als teilweise unzumutbar beschrieben wurden, gefordert.

Viel verbessert hat sich seither aus Sicht der Gewerkschaft nicht. „Es ist dringend notwendig, dass Verbesserungen kommen“, meint der Göppinger Gewerkschaftssekretär Schäfer. Bei SAM sei man noch lange nicht in einer Situation, in welcher man sich zurücklehnen könne. Auch die Gehälter seien teilweise sehr niedrig. In einigen Bereichen würden Stundenlöhne von weniger als zehn Euro bezahlt, sagt der Gewerkschaftssekretär Schäfer.