Touristen strömen jedes Jahr auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Busse aus Italien, Frankreich, der Schweiz und ganz Deutschland: Jährlich zieht es Tausende Touristen auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Die stimmen sich unter den schönsten Dächern Europas auf die Adventszeit ein.

Stuttgart - Zwischen hell erleuchteten Hütten und bunt geschmückten Tannenbäumen schieben sich die Menschen am Samstagmittag durch die Gänge des Stuttgarter Weihnachtsmarkts. Es ist kalt geworden an diesem ersten Adventswochenende. Der wärmende Glühwein in den Händen ist aber nur ein Grund für die zahlreichen Besucher, an diesem Tag nach Stuttgart zu kommen. „Die Budendächer!“ ruft Susanne Klepek aus. Seit acht Jahren reist sie aus dem kleinen Ort Ladbergen in Nordrhein-Westfalen an. Eigens dafür chartert sie gemeinsam mit Freunden einen Reisebus, der die rund 25 Personen jährlich auf den Weihnachtsmarkt bringt. „Die Hütten sind wirklich schön geschmückt, so etwas gibt es bei uns nicht“, sagt die 52-Jährige, während sie an der Warteschlange für den ersten Glühwein ansteht. Die Stationen der Reisegruppe sind im Laufe der Jahre zu Traditionen geworden: Der erste Stop ist die Bude „Stuttgarter Hüttenzauber“ der Familie Becker am Rande des Schillerplatzes. Dort thront ein röhrender Elch auf dem Dach, umringt von weiß geschmückten Tannenzweigen und Rentieren aus Plüsch. Zur Tradition gehört außerdem Gewürzbrot, und der Kauf erster Geschenke. Die Famileie zuhause darf sich diesmal über Christbaumkugeln freuen. Drei Tage bleiben Klepek und ihre Freunde insgesamt in der Stadt. „Für uns ist die jährliche Fahrt einfach ein schöner Start in die Adventszeit, zum runterkommen und entspannen“, sagt sie.

Der Weihnachtsmarkt in Stuttgart erwartet nach Veranstalterangaben in diesem Jahr bis zu 3,5 Millionen Gäste. Darunter zahlreiche Touristen, die speziell für dieses Ereignis in die Landeshauptstadt kommen. Am Karlsplatz halten die Reisebusse an, beinahe im Minutentakt wird aus- oder eingestiegen und abgefahren. 4000 bis 5000 Busse werden jährlich gezählt – aus ganz Deutschland, aber auch aus Frankreich, Italien und der Schweiz. Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt ist ein attraktives Ziel in der Adventszeit, schließlich gehört er mit seinen knapp 300 Ständen zu den größten Europas.

Gibt es auf dem Weihnachtsmarkt auch Einheimische?

Zu diesem Ergebnis sind auch Paulina Oneill und Lynelle Wheeler bei ihrer Recherche gekommen. Die beiden kommen aus Kanada, und arbeiten derzeit in Großbritannien. „Wir wollten unbedingt einen schönen großen Weihnachtsmarkt besuchen“, sagt Oneill. Und so hat schließlich der Stuttgarter das Rennen gemacht. „Außerdem waren die Flüge günstig“, sagen sie und lachen. Nach dem Weihnachtsmrakt, soll es weiter in ein Brauhaus gehen. „Wir sind richtige Touristinnen, wir wollen alles Typische abhaken!“

Besonders beliebt ist der Markt seit Jahren unter Schweizern. Wer aufmerksam durch die Gassen schlendert, kann es alle paar Stände hören. Iris Baumgartner und Manuela Schädler sind aus der Nähe von Zürich mit dem Bus angereist. „Sind überhaupt Stuttgarter auf dem Weihnachtsmarkt?“ fragen die beiden lachend. Am Vorabend seien sie auf der Suche nach kulinarischen Insidertipps kläglich gescheitert. Mit der Pizza wurde es dehalb erst mal nichts. Zum Glück machen Schokofrüchte auch satt. Als Weihnachtsfan klappert Baumgartner einige Weihnachtsmärkte ab, den Zürcher und den Konstanzer etwa. „Ich liebe Weihnachten einfach generell. Sehr zum Leidwesen meines Mannes“, sagt sie. Den hat sie deshalb gleich in der Schweiz gelassen. Und weshalb Stuttgart? „So schön hergerichtet ist kein anderer, die Dächer sind so liebevoll geschmückt“, sagt sie. Irgendetwas muss da wohl dran sein.