Angesichts wachsender Fahrgastzahlen muss der öffentliche Nahverkehr dringend ausgebaut werden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Plan zur Verringerung des Autoverkehrs im Talkessel von Stuttgart um 20 Prozent wird Folgen in Bussen und Bahnen haben. Im Gespräch sind aber auch neue Verbindungen.

Stuttgart - In Stadt- und S-Bahnen in Stuttgart ist es in den vergangenen Jahren für die Fahrgäste eng geworden. Vor diesem Hintergrund arbeiten Stadtverwaltung, Stadträte sowie der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) daran, bis Mitte Juli das Ausbauprogramm für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu formulieren. OB Fritz Kuhn (Grüne) sagte am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik auch als VVS-Aufsichtsratschef, man müsse alles machen, was beim Ausbau der Stadtbahn möglich und wirtschaftlich sei.

Es gehe um neue oder längere Linien und mehr Fahrzeuge auf Gleisen und Buslinien. In großem Stil könne man mehr Busverkehr aber nur mit Erfolg einführen, wenn es Busspuren gebe. Seilbahnverbindungen wie sie diskutiert werden für die Relationen Pragsattel-Stuttgart-Ost sowie zwischen dem Vaihinger Bahnhof und dem alten IBM-Areal müssten ernsthaft auf Rentabilität und auf den Nutzen für das Gesamtsystem untersucht werden – „nicht nach dem Motto nice to have“. Die Ziele werde man auch nicht erreichen ohne einen pünktlicheren S-Bahn-Verkehr und neue Regionalexpresszüge und -busse.

„Wir müssen den ÖPNV ausbauen, denn es gibt viele Fahrgäste und manche Leute sagen, sie würden auch mit uns fahren, wenn es kommoder wäre“, betonte VVS-Chef Thomas Hachenberger. Die Fraktionen signalisierten aber, dass sie Mahnungen nicht nötig hätten. Selbst bei Themen wie der Bevorrechtigung des Bus- oder Radverkehrs zu Lasten der Kfz sei man kaum auseinander, urteilte Alexander Kotz (CDU). Kuhn müsse das Thema nicht so betonen. „Flaschenhals“ beim Ausbau seien die Verwaltungen von Stadt und Land, nicht die Stadträte.

Im Juli soll der Entwicklungsplan beschlossen werden

Der Ausschuss diskutierte über den ÖPNV, weil ihm ein Zwischenbericht des Verkehrswissenschaftlichen Instituts der Uni Stuttgart über die ÖPNV-Perspektiven in Stuttgart bis 2025 vorgelegt wurde. Zudem liegt nun ein ergänzter Entwurf für den Nahverkehrs-Entwicklungsplan vor. Den soll der Gemeinderat im Juli beschließen.

Aus der Uni-Studie geht hervor, dass in der Stadtbahn-Netzkarte manche Strecken rötlicher – weil stärker ausgelastet – in Erscheinung treten, wenn die Zahl der konventionellen Autos im Talkessel um 20 Prozent verringert werden kann, und diese Strecken auch länger werden. Statt 850 000 Fahrgästen an normalen Werktagen seien dann im Nahverkehr in Stuttgart rund 974 000 zu erwarten. Ein „deutlich abweichendes Belastungsbild“ entstehe aber nicht, erklärte der VVS. Rote Engpassstrecken mit zeitweiliger Spitzenauslastung der Stadtbahnen von mehr als 65 Prozent gibt es derzeit besonders im Bereich Zuffenhausen und in Bad Cannstatt.

Man müsse auch bedenken, dass in die Karte für 2025 die Aufsiedlung des Rosensteinviertels einberechnet sei, hieß es. Wegen der Verzögerung bei Stuttgart 21 werde es dieses Viertel 2025 aber noch nicht geben.

Manchen geht es nicht schnell genug

Die Uni empfiehlt einige Ergänzungen, die die Verkehrsbetriebe SSB teils schon skizziert haben. Da geht es nicht mehr um den Kapazitätsausbau auf der Linie U1, die neue Linie U5b zwischen Killesberg und Plieningen und die neuen Linien U16 (Fellbach-Giebel) sowie U19 (Neugereut-Neckarpark), die für den Entwicklungsplan vorgesehen sind. Da geht es um die Verlängerung der U16 nach Hausen und zum Bahnhof Weilimdorf, die Verlängerung der U8 in Vaihingen, die Fortführung der U5b von Plieningen über Birkach bis Asemwald oder gar bis nach Degerloch. Außerdem geht es um eine U17 zwischen Flughafen und Dürrlewang. Prüfempfehlungen gab es für die Seilbahnen.

Die Fraktionen können bis Juli auflisten, was sie noch wollen. Michael Conz (FDP) vermisste bereits Pläne für Stadtbahn-Ringlinien. Christoph Ozasek (Die Linke) lehnte das angedachte P+R-Parkhaus beim Möhringer Freibad ab: Das wäre schon zu weit im Stadtgebiet. Martin Körner (SPD) fand das Ziel wichtig, dass kein Fahrgast länger als fünf Minuten zur Haltestelle gehen muss. Björn Peterhoff (Grüne) forderte mehr Augenmerk auf die Außenbezirke.