Der Künstler rettet die Natur vor menschlichem Zugriff. Foto: Lichtgut/Mac Kovalenko

Was steckt eigentlich hinter all den Kunstwerken, die man in Stuttgart findet? Heute: Das eingezäunte Grün von Herman de Vries am Pragsattel.

Stuttgart - Was taugt Sanctuarium? Die künstlerische Intervention von Herman de Vries am Pragsattel Stuttgart im Schnelltest.

Worum geht’s? Auf diesen wenigen Quadratmetern darf die Natur noch wachsen, wie es ihr beliebt. Damit die Menschen dem Grün nicht zu Leibe rücken, wird die Wiese von einem Kreis aus Speeren geschützt. Entstanden ist das „Sanctuarium“ 1993 für die Internationale Gartenbauausstellung IGA in Stuttgart.

Wer hat es gemacht? Herman de Vries. Der 1931 geborene Niederländer hat zunächst als Landarbeiter und Gärtner gearbeitet und war in den Sechzigerjahren Mitarbeiter an einem Institut für angewandte biologische Forschung in der Natur. Wohl deshalb ist die Natur zu einem wichtigen Thema seiner künstlerischen Arbeit geworden.

Sieht aus wie? Die Speere erinnern mit ihren goldenen Spitzen an die Abschrankungen vor Schlössern und Palästen. So wirkt die Umzäunung fast edel – und macht deutlich, dass hier etwas Wertvolles beschützt wird.

Kunstrichtung? Konzeptkunst, das heißt, es geht um die Idee – und weniger um die konkrete handwerkliche Umsetzung.

Unser Urteil? Grandios. Auch wenn de Vries an mehreren Orten ähnliche Arbeiten installiert hat, ist der Pragsattel der ideale Schauplatz für sein „Sanctuarium“. Mehr als 100 000 Autos fahren hier täglich vorbei, sodass die Rettung der Natur wahrlich notwendig scheint. Aber die Arbeit weckt aber auch Fragen etwa dazu, wie der Mensch die Natur domestiziert und kontrolliert.

Und sonst? 2018 machte das „Sanctuarium“ Schlagzeilen, weil das Garten- und Friedhofsamt das Grün in dem Rund kurzerhand niedermähte. Der Künstler war nicht erfreut, wobei die Panne doch nur deutlich machte, wie schwer es uns Menschen zu fallen scheint, Mutter Natur ihren Wildwuchs zuzugestehen.

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