Das Klinikum ist das größte Krankenhaus der Stadt und immer noch wachsend. Hier eine der vielen Grundsteinlegungen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Den Kliniken muss ein auskömmlicher Personalschlüssel vorgeschrieben werden. Erst dann wird der Pflegeberuf wieder attraktiv und sind die Patienten gut versorgt, meint Redakteurin Barbara Czimmer.

Stuttgart - Das Haus für Kranke sollte Patienten gesund entlassen, doch erfahrende Pflegekräfte beobachten eine bedenkliche Entwicklung: Die Gefahr für Patienten steigt, weil auf den Stationen das Personal knapp wird. Damit das Zwingende erledigt werden kann, verzichten die Pflegerinnen und Pfleger auf das, was der Prävention dienlich wäre, und riskieren damit Embolien und Entzündungen bei den Patienten.

Im täglichen Wettkampf mit der Zeit schonen die Mitarbeiter nicht einmal sich selbst. Sie übernehmen Schichten, verzichten auf Pausen, springen am Wochenende ein, wenn Not am Mann ist. Lange halten sie das nicht aus, das zeigt der relativ kurze Verbleib im Beruf.

Im Wettbewerb mit anderen Häusern haben die Kliniken mehr auf technische Aufrüstung denn auf Pflegequalität gesetzt und am Personal gespart. Jetzt ist das Bild beschädigt, die Bewerberzahlen gehen zurück. Die Kliniken versuchen, den Beruf attraktiver zu machen, bieten gute Arbeitszeitmodelle, Qualifizierung, anspruchsvolle Tätigkeiten, Wertschätzung. Nur die Überlastung, die kann bei Unterbesetzung von Stationen nicht verhindert werden. Egal, wohin man die Decke auch zieht – sie ist zu kurz und inzwischen recht fadenscheinig.

Misstrauen bei Beitragszahlern

Der Vorschlag der Gewerkschaft Verdi, das nötige Geld für 70 000 zusätzliche Pfleger aus höheren Kassenbeiträgen zu finanzieren, dürfte am Misstrauen der Beitragszahler scheitern. Denn schon einmal wurden Kassenbeiträge am Patient vorbei für Investitionen genutzt. Um einen vorgegebenen Personalschlüssel aber kann sich eine Klinik nicht herummogeln. Er muss kommen. Erst dann sind wieder Berufsanfänger zu finden und Patienten in guter Obhut.

barbara.czimmer@stzn.de