Wie teuer wird die Sanierung der Stuttgarter Oper wirklich? Foto: dpa

Das Stuttgarter Opernhaus soll saniert werden. Diese Arbeiten könnten nun aber deutlich teurer werden als zunächst gedacht. Von bis zu 400 Millionen Euro ist nun die Rede.

Stuttgart - Die Sanierung des mehr als 100 Jahre alten Opernhauses in Stuttgart droht deutlich teurer zu werden als gedacht. „Wir nähern uns der nächsten Hunderterzahl“, sagte der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, am Dienstag in Stuttgart - ohne die Zahl 400 Millionen Euro in den Mund zu nehmen. Nach einem Gutachten war von Kosten für die Sanierung samt einer Erweiterung des aus den Nähten platzenden Gebäudes von 300 bis 320 Millionen Euro die Rede. Das Finanzministerium wollte sich nicht zu der möglichen Kostensteigerung äußern: Angaben seien erst nach Abschluss der Prüfung des Gutachtens möglich.

Zu optimistische Flächenberechnungen, Sicherheitszuschläge und Risiken im sogenannten Baukostenindex je später man baue, könnten die Kosten auf eine Summe nach oben treiben, „die ich jetzt hier nicht aussprechen mag“, sagte Hendriks. Am Zeitplan hingegen habe sich nichts geändert: Die ganze Sanierung solle sieben Jahre dauern, für drei Jahre davon müsse das Haus komplett geschlossen werden. Pläne für Ausweichspielstätten bis hin zu einem Provisorium im Park nebenan gibt es schon. Der Baustart ist allerdings noch unklar.

400 Millionen für die Sanierung einer Oper?

400 Millionen Euro wären „der große Wurf“ für den Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) geworben hatte. Laut Hendriks könnten Stadt und Land noch vor der Sommerpause im Verwaltungsrat signalisieren, wie tief sie in die Tasche greifen wollen. 400 Millionen für die Sanierung einer Oper? Hendriks ist sicher: „Wo, wenn nicht in Baden-Württemberg, sollte sowas möglich sein?“

Für schlicht unmöglich hätten viele auch das gehalten, was sich seit 2010 bei der Sanierung des Schauspielhauses nebenan abgespielt hat: Als da mit den Arbeiten begonnen wurde, legte man sich auf Kosten von 24 Millionen Euro fest. Und nach zwölf Monaten wollte man fertig sein. Es folgte ein Drama, das schon mit der Elbphilharmonie in Hamburg und dem Flughafen BER in Berlin verglichen wurde. Wegen diverser Baufehler, vor allem an der High-Tech-Drehbühne, zogen sich die Bauarbeiten über Jahre hin. Mehrfach mussten die Wiedereröffnung verschoben und Interimslösungen gefunden werden. Inzwischen rechne er mit Kosten von unter dem Strich 40 Millionen Euro, so Hendriks.

Schauspielhaus wird 2016 noch einmal geschlossen

Er sprach von immer wieder „niederschmetternden“ Gutachten. Nun komme man nicht drum herum, das Haus 2016 noch einmal zu schließen. Geplant seien die Bauarbeiten in einer verlängerten Sommerpause von drei Monaten, um Fehler aus den vergangenen Jahren endgültig zu beheben. Man habe sich von der Baufirma getrennt und mache jetzt einen „neuen Anlauf“, vor allem um Probleme mit der Software und der Steuerung für die Drehbühne zu lösen. Man könne mit ihr arbeiten, aber eben nicht so, wie man es sich vorgestellt hatte. „Sie dreht sich ja, aber sie fährt nicht.“ Vier Firmen seien beauftragt, Lösungen zu suchen. Geht alles gut, werde das Schauspiel 2016 da sein, wo es 2012 sein sollte.