Auch die fehlende Festlegung der SPD-Kandidatin Bettina Wilhelm, bei einem zweiten Wahlgang für Kuhn zurückzuziehen (sofern dieser im ersten vorne liegt) beunruhigt die Öko-Fraktion. Foto: PPhotodesign

Vermutlich wird es mehr als 27 Bewerber um den OB-Sessel geben – Dies könnte Öko-Partei Stimmen kosten.

Stuttgart - Mit dem Stadtrat Hannes Rockenbauch von der Gruppierung Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) hat sich Kandidat Nummer sechs in den Wettbewerb um die Nachfolge von OB Wolfgang Schuster (CDU) begeben. 21 weitere Kandidaten, die sich vehement gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 ins Zeug legen wollen, haben die Projektgegner angekündigt.

Den Grünen um ihren Bewerber Fritz Kuhn macht die wachsende Flut Sorgen. „Sie sehen das richtig, auf unserer Seite wächst die Zahl der Bewerber“, kommentiert ein Mitarbeiter Kuhns die Ambitionen von Rockenbauch. Auch die fehlende Festlegung der SPD-Kandidatin Bettina Wilhelm, bei einem zweiten Wahlgang für Kuhn zurückzuziehen (sofern dieser im ersten vorne liegt) beunruhigt die Öko-Fraktion.

Aus einem vermeintlich großen Stimmenreservoir der Bürgerlichkeit der Anhänger von CDU, FDP und Freien Wählern will deren parteiloser Bewerber Sebastian Turner schöpfen. Der vormalige Werbeprofi hat sich frühzeitig die Unterstützung dieses Blocks gesichert und sich sogar den Piraten angedient. Dort brachte er es, argwöhnisch beäugt von der CDU, nach eigener Aussage bis zum „Vizeadmiral“. Durchsetzen konnte sich bei den Piraten Harald Hermann.

Antreten wollen auch die bisher unbekannten 21 S-21-Gegner

Antreten, um das Dienstzimmer des OB und damit die entscheidende CDU-Bastion im Rathaus zu besetzen, wollen neben den genannten noch Jens Loewe und die bisher unbekannten 21 S-21-Gegner. Sie alle könnten in Kuhns Lager fischen – und diesen letztlich so viele Stimmen kosten, dass er in der ersten Rund hinter der Schwäbisch Haller Bürgermeisterin Wilhelm liegt.

Zur Erinnerung: Bei der OB-Wahl 2004 erreichten die SPD unter anderen Vorzeichen im ersten Wahlgang 32,8, die Grünen 21,5 Prozent. Kuhn hat sich dafür ausgesprochen, dass der hinten liegende Bewerber zurückzieht, um den nochmaligen Sieg eines CDU-Kandidaten zu verhindern. „Wer verhindern will, dass die CDU auch den nächsten OB stellt, muss sich für Fritz Kuhn aussprechen“, sagt der Grünen-Kreisvorsitzende Philipp Franke. Wilhelms demonstrative Offenheit zu beiden Seiten – zu Kuhn und Turner – irritiert Franke: „Es gibt doch ein grundsätzliches Bedürfnis, Herrn Turner nicht durchkommen zu lassen.“

„Diese taktischen Spielchen gibt es bei mir vor dem ersten Wahlgang nicht“

Hannes Rockenbauch bekümmert die Arithmetik nicht. „Ich habe bisher weder zu Wilhelm noch zu Kuhn Kontakt aufgenommen, diese taktischen Spielchen gibt es bei mir vor dem ersten Wahlgang nicht“, sagt der Stadtrat.

Er wolle Inhalte in den Vordergrund stellen und die Kandidaten an politischen Inhalten messen. Je mehr Kandidaten, desto höher werde die Wahlbeteiligung, so Rockenbauchs Rechnung. „Es gibt nur dann einen zweiten Wahlgang , wenn es viele gibt, die keine Lust mehr auf eine Politik à la Wolfgang Schuster haben“. Diesen solle durch viele Kandidaten ein breites Angebot gemacht werden. Einen zweiten Wahlgang gibt es dann, wenn keiner der Kandidaten im ersten mehr als 50 Prozent erreicht. „Im zweiten Wahlgang müssten dann die Kräfte gebündelt werden“, sagt Rockenbauch.