Eine Erweiterung des historischen Littmann-Baus lehnt der Schwäbische Heimatbund „kategorisch ab“. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In der Debatte um Opernsanierung oder -neubau meldet sich jetzt erstmals auch der Schwäbische Heimatbund zu Wort und legt eine Skizze für ein Gesamtkonzept vor – mit zwei neuen Spielstätten.

Stuttgart - Höchste Zeit, dass die Dinge vorankommen, finden Albrecht Rittmann, stellvertretender Vorsitzender des 4000 Mitglieder starken Schwäbischen Heimatbundes, und Geschäftsführer Bernd Langner. Die Hängepartie um die Frage der Opernsanierung und die Entwicklung des Kulturquartiers dauert ihnen schon viel zu lange. Sie schade dem Ruf Stuttgarts als Kulturstadt. „Jetzt müssen Grundsatzentscheidungen getroffen werden“, sagt Rittmann im Gespräch mit unserer Redaktion.

Wenn es nach den Vorstellungen des um Denkmalschutz und Baukultur bemühten Schwäbischen Heimatbundes geht, muss sich die Sanierung der Oper auf die Erneuerung der Technik und der Innenräume beschränken. Die Ausweitung der Südfassade des historischen Littmann-Baus für den Einbau einer von den Staatstheatern gewünschten Kreuzbühne lehnt der Heimatbund dagegen „kategorisch ab“. Rittmann und Langer halten das aus Gründen des Denkmalschutzes nicht für vertretbar. Das 1909 bis 1912 von Max Littmann gebaute Große Haus habe als eines der wenigen historischen Bauten der Stuttgarter Innenstadt den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden. Die „gute und taktvolle Verteilung der Massen“ würde durch eine Erweiterung aufgehoben. Zudem seien die Erweiterungskosten unkalkulierbar.

„Für viele Stuttgarter ist das Katzenstift ein Traditionsort“

Kurzum: Wer eine Kreuzbühne will, muss eine neue Oper bauen. Genau dafür macht sich der Schwäbische Heimatbund stark. Er weiß auch, wo die neue Spielstätte stehen soll: „Standort für einen Opernneubau ist das nach dem Bahnhofsneubau frei werdende Gleisgelände – bevorzugt der künftige Manfred-Rommel-Platz, der aufgrund seiner Größe und Monotonie eine Randbebauung von besonderer Qualität benötigt.“ Der vom Verein Aufbruch Stuttgart vorgeschlagene Standort Katharinenstift scheidet für den Schwäbischen Heimatbund aus: „Die Zerstörung dieses Kulturdenkmals ist nicht vertretbar. Für viele Stuttgarter ist das Katzenstift ein Traditionsort.“ Angesichts der großen Verluste an historischer Bausubstanz dürfe das Gebäude nicht aufgegeben werden, auch wenn der Standort für eine neue Oper ideal wäre.

Was die Kosten betrifft, geht der Schwäbische Heimatbund davon aus, dass die Techniksanierung des Großen Hauses und ein Opernneubau nicht teurer kämen als eine Opernerweiterung und eine Interimsoper. Nachteil des Vorschlags: Die neue Oper am Manfred-Rommel-Platz könnte erst gebaut werden, wenn Stuttgart 21 fertig ist – und damit nicht vor 2025.

In jedem Fall will der Heimatbund das Kulturquartier als Gesamtkunstwerk verstanden wissen. Dieses müsse im Licht der städtebaulichen Entwicklung Stuttgarts gesehen werden. „Die historische Innenstadt mit all ihren funktionalen und räumlichen Beziehungen muss das Maß auch für künftige Entwicklungen bleiben“, heißt es im Positionspapier des Vereins.

Der Eckensee soll wieder oval werden

Für den Schwäbischen Heimatbund liegt deshalb auf der Hand, dass der von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) geplante Abriss des an den Oberen Schlossgarten angrenzenden Gebäudekomplexes Königstraße 1–3 dazu genutzt werden muss, den bisherigen „Rückfrontcharakter“ der Gebäudezeile zu beseitigen und ein städtebauliches Pendant zur Oper und zum Schauspielhaus zu bauen, wie es früher vorhanden war. „Heute strecken die Gebäude dem Schlossgarten den Hintern entgegen“, meint Rittmann. Ursprünglich seien die repräsentativen Vorderfronten der an der Königstraße stehenden Gebäude zum Schlossgarten hin ausgerichtet gewesen, der dadurch als geschlossener Platz gewirkt habe. Diesen Charakter will der Schwäbische Heimatbund wiederherstellen – einschließlich des ovalen Sees, aus dem nach dem Krieg der Eckensee wurde.

In dem neuen Gebäudekomplex an der unteren Königstraße sähe der Heimatbund den perfekten Standort für ein Konzerthaus. Keinesfalls dürfe dort wie von der LBBW geplant ein profanes Geschäfts- und Wohngebäude entstehen. Es sei jedoch denkbar, das Erdgeschoss für Läden zu nutzen und darüber die Philharmonie unterzubringen. Im Positionspapier des Vereins heißt es: „Wir schlagen vor, dass die LBBW als öffentlich-rechtliche Körperschaft das Konzerthaus errichtet und an die Stadt vermietet.“