Nach Anfangserfolgen folgte für Michael Zeyer bei den Kickers der jähe Absturz. Foto: Baumann

Er war die Hauptzielscheibe der Kritik. Jetzt hat Michael Zeyer die Konsequenzen gezogen und sein Amt als Sportdirektor bei den Stuttgarter Kickers niedergelegt. „Er hinterlässt geordnete Verhältnisse“, sagt Präsident Rainer Lorz.

Stuttgart - Seit die Stuttgarter Kickers in die Fußball-Regionalliga abgestiegen sind, gibt es vor Auswärtsspielen normalerweise keine Pressekonferenzen mehr. Die Einladung zu einer außerplanmäßigen Gesprächsrunde vor der Partie an diesem Freitag (19 Uhr) beim FC Nöttingen deutete also auf etwas ganz Besonderes hin. Um 14.30 Uhr verkündete Präsident Rainer Lorz dann das, was in den Stunden davor bereits durchgesickert war: die Trennung von Michael Zeyer.

Am Mittwochabend habe ihn der bisherige Sportdirektor gebeten, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, erklärte der Clubchef. „Wir haben großen Respekt vor Michael Zeyer – vor seiner Arbeit bei den Kickers und auch vor seiner Entscheidung. Er ist eine großartige Persönlichkeit, deren Entscheidung unumstößlich ist. Wir bedanken uns bei ihm für die ausgezeichnete Zusammenarbeit“, ergänzte Lorz. Über die Gründe hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Zielscheibe der Kritik

Michael Zeyer selbst war bei dem Pressegespräch nicht dabei und war auch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. „Michael Zeyer wollte nicht kommen und etwas kommentieren. Er hat mit dem Kapitel Kickers abgeschlossen“, erklärte derweil Lorz, der aber auch klarstellte: „Wir haben gemeinsam gute und schlechte Zeiten erlebt. Wir können uns in die Augen schauen und ein Bier trinken.“

Zeyer war spätestens nach dem Abstieg vergangenen Sommer bei einem Großteil der Fans die Hauptzielscheibe der Kritik. Ob es nicht besser gewesen wäre, schon damals einen Schnitt zu machen? „Wir haben uns die Entscheidung gut überlegt“, erläuterte Lorz am Donnerstagnachmittag, „wir haben auf Michael Zeyers Expertise gebaut und gehofft, dass nach dem Abstieg die Wunden schneller heilen, als sie es in Wirklichkeit taten.“

Nachdem sich nachhaltiger Erfolg auch in der Regionalliga nicht einstellte, hallten „Zeyer-raus“-Rufe nach den Heimspielen durchs Gazistadion – oder es gab auch Gesänge wie „Ohne Zeyer wären wir gar nicht hier“ wie zuletzt in Pirmasens. Dies hinterließ Spuren. Doch eines muss man dem 48-Jährigen lassen: Er stellte sich immer mannhaft seinen Kritikern. Als aber die Unzufriedenheit, etwa im Aufsichtsrat, immer größer wurde, der Rückhalt bröckelte und maßgebliche Leute auf Distanz gingen, sah der sensible Zeyer offenbar keinen Sinn mehr weiterzukämpfen. Die Lücke, die Zeyer hinterlässt, wollen die Kickers zunächst auf mehreren Schultern verteilen. Dazu gehören hauptsächlich der Präsident und der kaufmännische Leiter Marc-Nicolai Pfeiffer, eventuell auch der ebenfalls in der Kritik stehende Cheftrainer Alfred Kaminski. Bei der Suche nach einem Nachfolger wolle man sich Zeit lassen. „Qualität geht vor Schnelligkeit“, betonte Lorz.

Personalie ohne Einfluss auf das Team

Auswirkungen auf Trainer und Mannschaft befürchtet der Kickers-Chef nicht. „Das Team wird bestmöglich vorbereitet“, sagte Lorz vor dem Spiel beim FC Nöttingen an diesem Freitagabend. Auch Kaminski glaubt nicht, dass die Personalie Zeyer die Mannschaft beeinflussen wird. „Wir sind gut beraten, uns auf Fußball zu konzentrieren – und das wird das Team auch“, sagte der Chefcoach.

Dass auch sein Stuhl bei einer Niederlage beim Schlusslicht wackeln könnte, nimmt Kaminski nicht als Last wahr: „Ich empfinde meine Arbeit nicht als Druck. Ich habe vielmehr Spaß daran“, stellte der 52-Jährige erneut klar. Der war bei Michael Zeyer in den vergangenen Wochen und Monaten abhanden gekommen.