Stecken mit den Stuttgarter Kickers in einer ganz schwierigen Phase: Der Sportliche Leiter Lutz Siebrecht (li.) und Trainer Ramon Gehrmann. Foto: Baumann

Der Sportliche Leiter Lutz Siebrecht schlägt gegenüber der Mannschaft harte Töne an, nach dem Motto: Wer nicht mitzieht, fliegt raus. Geht die Talfahrt der Stuttgarter Kickers im zweiten Oberligajahr weiter, hätte dies aber weitreichendere Konsequenzen.

Villingen/Stuttgart - „Es wird und muss Konsequenzen geben.“ Das sagte Lutz Siebrecht, der Sportliche Leiter des Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers am Samstag Abend nach dem 1:2 (0:1) beim FC 08 Villingen. Welche? Darüber wolle er noch eine Nacht schlafen. Am Sonntag, nach der Videoanalyse und einer Joggingrunde durch den Degerlocher Wald, wurde der Ex-Profi konkreter. „Wir werden in dieser Woche ganz besonders genau hinschauen, wer in der Mannschaft unseren Weg mitgeht.“ Mit anderen Worten: Es ist endgültig Schluss mit lustig. Wer nicht konsequent im Training die Grundtugenden wie Zweikampfhärte und -intensität zeigt, fliegt raus.

Lesen Sie hier: Das Interview mit Lutz Siebrecht – die Mannschaft hat die Gier vermissen lassen

Denn an der Mentalität, alles zu investieren, auch mal aussichtslose Laufwege zu gehen, mangelt es ganz offensichtlich im Spiel. „Der Sieg der Villinger war verdient, weil sie mehr in die Zweikämpfe investiert haben. Da waren sie zwingender und zudem bei den Toren total effektiv“, gab auch Trainer Ramon Gehrmann zu. Flamur Berisha (16.) und Kamran Yahyaijan (55.) trafen vor 1100 Zuschauern für das Team von Coach Jago Maric. Für die Blauen, die ohne den kranken Innenverteidiger Patrick Auracher antreten mussten, war nur Torjäger Mijo Tunjic (60./neuntes Saisontor) erfolgreich. Zu mehr reichte es trotz Anrennens nicht. „Wir verdienen es uns derzeit auch nicht, das Glück zu erzwingen. Wir stehen da, wo wir aktuell auch hingehören“, sagt Siebrecht.

Lesen Sie hier: Stuttgarter Kickers nur 2:2 gegen den TSV Ilshofen

Das ist eine bittere Erkenntnis. Eine sehr bittere. Denn auch zweiten Jahr sind die Blauen in der Oberliga unter professionellen Bedingungen unterwegs. Über die Strecke von 34 Spieltagen dürfte es eigentlich nur die Kickers oder den VfB Stuttgart II als Meister geben. Mit seinem offensiven, aufs spielerische Elemente ausgerichteten Stil sollte der ausgewiesene Oberliga-Fachmann Gehrman für die entscheidenden Impulse sorgen. Nach dem passabelen Start macht das Team nun rückwärts, der Rückstand auf Spitzenreiter 1. Göppinger Sportverein ist auf sieben Punkte angewachsen. Dennoch nimmt Siebrecht den Coach von seiner Kritik aus. „Ich bin mit ihm, seinem Team und den kompletten Rahmenbedingungen bei den Kickers hochzufrieden“, betont der Sportliche Leiter. Dass der Pädagoge vielleicht zu lieb und nett sei? Siebrecht widerspricht: „Das hat doch nichts mit dem Auftritt der Mannschaft zu tun. Ramon motiviert die Spieler top. Er wird auch wieder die Ergebnisse liefern.“

Sehen Sie hier: Die Multimedia-Reportage zur vergangenen Saison der Kickers

Er selbst war im Sommer für die Zusammensetzung des Teams verantwortlich. Hat er sich in der Qualität der Spieler getäuscht? „Nein. Sollten sie künftig nicht die Bereitschaft zeigen, alles zu investieren, habe ich mich höchstens menschlich getäuscht“, sagt der 51-Jährige. An seinem Geburtstag am kommenden Samstag (14 Uhr) steht das Heimspiel gegen Aufsteiger 1. FC Rielasingen-Arlen an. Klappt es wieder nicht mit einem Sieg, dürfte die Stimmung unterm Fernsehturm endgültig kippen. Geht die Talfahrt weiter, könnte das dann nicht nur Konsequenzen für die Spieler haben, sondern womöglich auch für Trainer, Sportlichen Leiter und den ganzen Verein. Ende November steht die Mitgliederversammlung an. Neuwahlen stehen eigentlich nicht auf dem Programm.

Aufstellung der Kickers

Trautner – Moos, Niedermann, Feisthammel, Ludmann – Blank, Kling, Vochatzer (64. Kilic), Klauß (81. Miftari) – Tunjic, Giles (73. Visoka).