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In den vergangenen acht Pflichtspielen setzte es sieben Niederlagen. Die Negativserie des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers ist beängstigend.

Stuttgart - Guido Buchwald lehnte im Presseraum lässig mit dem Rücken zur Wand und lauschte den Ausführungen von Trainer Dirk Schuster. Trotz der 0:2-Niederlage gegen Preußen Münster wirkte das Kickers-Präsidiumsmitglied aufgeräumt. Auch auf die Frage, ob das Spiel gegen Unterhaching zu einer Art Endspiel werde, antwortete er mit einem süffisanten Lächeln: „Ich weiß schon, auf was Sie hinauswollen. Wir werden ganz genau hinschauen. Schließlich stehen wir in der Verantwortung.“

Der Weltmeister von 1990 ist lange genug im Fußballgeschäft, um die Gesetzmäßigkeiten der schnelllebigen Branche zu kennen. Er weiß genau: Die Ergebnisse sind nun mal entscheidend. Und deshalb wird die Luft für Trainer Dirk Schuster allmählich immer dünner. Ein weiterer Misserfolg könnte für den Aufstiegs-Coach schon das Aus bedeuten. Im Präsidium wird in diesen Tagen über alle Eventualitäten diskutiert, Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker ist eingebunden, wollte sich dazu aber nicht äußern: „Das ist ein Thema für das Präsidium.“ Klar ist für den Vorsitzenden des Kontrollgremiums nur, dass „die aktuelle Situation keinem gefällt“. Dem Spiel gegen Unterhaching komme enorme Bedeutung zu: „Wenn wir verlieren und Erfurt gewinnt, stehen wir auf einem Abstiegsplatz.“

Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer absolut intakt

Andererseits: Bei einem Sieg könnten die Blauen wieder vier Punkte über dem Strich sein. „Und so ein Erfolgserlebnis kann eine Initialzündung sein“, weiß auch Buchwald. Zumal das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer nach wie vor absolut intakt ist.

Noch etwas muss man Schuster zu gute halten: Er zeigte sich gegen Preußen Münster lernfähig. Erstmals ließ er mit zwei Spitzen stürmen. Der agile Tobias Rühle unterstützte den zuletzt viel zu sehr auf sich allein gestellten Marco Grüttner. In einem 4-4-2-System setzte Schuster auf eine Raute im Mittelfeld. Jérôme Gondorf zog von der Sechser-Position aus die Fäden und musste zudem als alleiniger defensiver Mittelfeldspieler viele Räume zulaufen. Der zuletzt in die Oberligaelf verbannte Marcos Alvarez spielte auf der Zehn. Der Neuzugang von Eintracht Frankfurt II spielte wie alle im Team engagiert, dirigierte aber zu wenig und vergab die Riesenchance zum möglichen 1:1 (34.), als er frei stehend aus sechs Metern kläglich verzog. Es sind diese individuellen Aussetzer, die den Blauen immer wieder wertvolle Punkte kosten. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, sagte Schuster. Vor dem 0:1 hatte schon Torwart Daniel Wagner gepatzt, als er nach einer Ecke den Ball nicht weit genug wegfaustete.

Ginge es nach Buchwald, hätte längst Ersatzkeeper Markus Krauss eine Chance zwischen den Pfosten erhalten. Schuster wollte sich zur Leistung von Wagner nicht äußern. Er klammerte sich lieber ans Positive: „Das Team hat von der ersten bis zur letzten Minute Gas gegeben. Es hat kämpferisch alles abgerufen, was es hat.“ Dem ist nicht zu widersprechen, auch wenn den Kickers nach einer Stunde nichts anderes mehr einfiel, als die Bälle lang nach vorne zu dreschen. „Gegen Unterhaching müssen wir uns für den Aufwand, den wir betreiben, endlich mal wieder belohnen“, forderte Schuster. In seinem ureigensten Interesse.