Dirigent mit Helm: Kickers-Neuzugang Klaus Gjasula Foto: Baumann

Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers setzt im Kampf gegen den Abstieg große Hoffnungen auf Klaus Gjasula. Er hat das Zeug zum Führungsspieler. Das Markenzeichen des Neuzugangs ist sein Helm, ohne den er nicht ins Spiel geht.

Stuttgart - Vielleicht hat sich beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers jemand an den Spruch erinnert. Wenn die Lage beim Stadtrivalen VfB bedrohlich wurde, befahl der damalige Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder: „Helm enger ziehen – und durch.“ Fest steht: Das Schlusslicht aus Degerloch hat für den Kampf ums Überleben einen Mann verpflichtet, der ohne Helm erst gar nicht zu einem Punktspiel antritt: Klaus Gjasula. Die Kopfbedeckung aus einer Mischung aus Carbon und Schaumstoff ist zu seinem Markenzeichen geworden. Damit sieht der 1,92-m-Modellathlet aus wie ein römischer Legionär in Kampfmontur.

Gjasula fühlt sich mit dem Helm sicherer

„Mit dem Helm fühle ich mich einfach sicherer“, begründet der Neuzugang von Kickers Offenbach die besondere Maßnahme. Im Oktober 2013 hatte er sich im Regionalligaspiel gegen Hessen Kassel das Jochbein gebrochen. Dank der Spezialanfertigung konnte der Mittelfeldmann schon nach einem Monat wieder am Ball sein. „Es lief richtig gut, im Sommer habe ich den Helm dann abgelegt, aber im ersten Spiel bekam ich wieder einen Schlag ab“, berichtet der 26-Jährige. Seitdem spielt er wieder mit dem Schutz. Immer wieder muss er sich paar unpassende Kommentare anhören. Doch eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht für die Gegenspieler nicht. Im Gegenteil: „Der Helm ist weicher als der Kopf“, erklärt Gjasula.

Seinen ersten Auftritt im Kickers-Trikot hat er schon hinter sich. Beim 1:1 gegen Erzgebirge Aue hat der gebürtige Albaner, der im Alter von sieben Monaten nach Deutschland kam, gleich gezeigt, wie wertvoll er für die Blauen ist: Er dirigierte, er organisierte, er trieb die Mannschaft an. Und das ohne Verwarnung, nachdem er in 80 Regionalligaspielen 41 Gelbe Karten gesehen hatte.

Der Neuzugang hat das Zeug zum Führungsspieler

„Er kann ein Spiel lesen, innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden. Er ist ein echter Führungsspieler“, sagt Rainer Hollich, sein früherer Trainer bei Waldhof Mannheim. Zu dieser zentralen Rolle gehört auch die nötige soziale Kompetenz. Dass er diese besitzt, vermittelt Gjasula im Gespräch. Er spricht Klartext, vertritt seine Meinung, ohne auch nur in Ansätzen als Sprücheklopfer zu erscheinen. „Dass der Klassenverbleib schwer wird, ist keine Frage“, sagt er vor dem Auswärtsspiel beim VfR Aalen (Samstag, 14 Uhr). Die durcheinandergewirbelte Hierarchie, die fehlende Eingespieltheit sieht er nicht als Problem. „Es ist bestimmt auch ein Vorteil, dass wir so viele Neue sind. Wir sind unbekümmerter und haben die Talfahrt nicht so im Hinterkopf.“

Ex-VfB-Profi Meißner ist der neue Berater

Gjasula, der neuerdings von Ex-VfB-Profi Silvio Meißner beraten wird, will nach oben. Deshalb unterschrieb er nach den Stationen Freiburger FC, Offenburger FV, MSV Duisburg II und Kickers Offenbach bis 2017 bei den Kickers. Der Vertrag gilt nur für die dritte Liga. Die erste Halbzeit gegen Aue macht ihm viel Mut: „Da haben wir stark gespielt, auch das Zusammenspiel mit Sandrino Braun auf der Doppel-Sechs hat super geklappt.“ Was jetzt fehlt, ist ein Sieg nach 14 Spielen ohne dreifachen Punktgewinn. Gjasula ist guter Dinge: „Wir gewinnen 2:0.“ Sein vier Jahre älterer Bruder Jürgen, der beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth spielt, wird die Daumen drücken. Dass die beiden urdeutsche Vornamen haben, daran ist übrigens die Oma schuld, die das Vorschlagsrecht hatte: Sie schaute früher die „Schwarzwaldklinik“ im Fernsehen, und da spielte Klaus-Jürgen Wussow den Professor Brinkmann.