Etwa 70 Menschen gedachten der Roma-Opfer während der NS-Zeit. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Bei einer Gedenkveranstaltung am Karlsplatz gedachten rund 70 Teilnehmer der Roma-Opfer während der NS-Zeit. Dabei kritisierten die Teilnehmer auch die immer noch herrschende Diskriminierung der Roma in Deutschland und Europa.

Stuttgart - Rund 70 Menschen versammelten sich am Donnerstagabend gegen 17.30 Uhr am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus beim Stuttgarter Karlsplatz, um der ermordeten Roma zu gedenken. „Die Roma wurden Opfer des NS-Völkermords. Deshalb wollen wir mit der heutigen Veranstaltung in die Vergangenheit aber auch in die Zukunft blicken“, erklärt die Initiatorin der Veranstaltung Nelly Eichhorn vom Verein Theater am Olgaeck.

Anlass für die Gedenkveranstaltung am Donnerstag war der Internationale Roma-Tag, der jährlich am 08. April stattfindet. Der Internationale Roma-Tag geht auf den ersten internationalen Roma Kongress in London im Jahr 1971 zurück, bei dem erstmals über Romarechte diskutiert wurde. „Es gab den Beschluss, dass statt dem diskriminierenden Wort ‚Zigeuner“ das Wort ‚Roma‘ verwendet wird. Außerdem wurden eine Flagge und eine Hymne entwickelt“, fasst Eichhorn die damaligen Entschlüsse zusammen.

Auch heute noch Diskriminierung

Seit diesem Tag habe sich „zwar einiges positiv entwickelt, aber nicht viel verändert“, so Eichhorn weiter. Deshalb sei es wichtig, auch heute noch gegen die Diskriminierung der Roma zu kämpfen. „Ich denke, wir sind generell eine tolerante Stadt mit 180 Nationen. Aber es gibt Ausnahmen und deshalb muss die Mehrheitsgesellschaft laut sein und Zivilcourage zeigen,“ so Peter Grohmann vom Verein die Anstifter, der den Abend in Kooperation mit dem Theater am Olgaeck veranstaltete.

Dass Antiziganismus für viele Roma nach wie vor an der Tagesordnung ist, bestätigt auch Flüchtlingspfarrer Joachim Schlecht, der in seiner Arbeit öfter mit geflüchteten Roma zusammenarbeitet. Bei seiner Rede am Abend gibt er den Zuhörenden einen Einblick in seinen Alltag: „Viele verschweigen, dass sie Roma sind, wenn ich mit ihnen spreche. Bei Diebstählen in Unterkünften fallen die Roma auch heute noch immer als erstes unter Verdacht“. Schlecht hofft, dass solche Zustände bald der Vergangenheit angehören: „Ich hoffe, es kommt der Tag, an dem kein romasprechender Mensch diesen Teil mehr verstecken muss.“