Marjoke Breuning strebt eine neue Amtszeit als Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart an. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die kammerkritische Kakteen-Gruppe hat bei der Wahl zur nächsten Vollversammlung eine herbe Niederlage einstecken müssen. Gleichzeitig ziehen viele Neulinge in das Gremium ein. Doch ob dies die Fronten aufweicht, ist fraglich, meint Ulrich Schreyer.

Stuttgart - Wenn das kein Paukenschlag ist: Statt mit 35 wird die kammerkritische Kakteen-Gruppe künftig nur noch mit 14 Mitgliedern in der Vollversammlung vertreten sein. Die Kakteen müssen sich fühlen wie der VfB Stuttgart nach einem Bundesligaabstieg. Doch die Kicker vom Cannstatter Wasen haben immerhin wieder den Aufstieg geschafft. Die Kakteen dagegen können erst in vier Jahren wieder zur Wahl antreten. Das heißt natürlich nicht, dass sie bis dahin eine ohnmächtige Kleingruppe bleiben müssen. Auch durch Argumente können manchmal Mehrheiten gewonnen werden. Für die Kakteen kommt es deshalb darauf an, welche Strategie ihnen einfällt, um gehört zu werden. Und möglicherweise sind die neuen Mitglieder der Vollversammlung auch weniger erschreckt oder verbissen, wenn die Kammerkritiker sich – oftmals langatmig – zu Wort melden. Auch dass mit Kai Boeddinghaus ein alter Fahrensmann aus dem Kreis der Kritiker in die Vollversammlung einzieht, bringt den Kakteen zwar keine zusätzlichen Sitze, wohl aber Einflussmöglichkeiten – vor Gericht. Boeddinghaus hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er juristische Auseinandersetzungen eher anstrebt als scheut. Und tatsächlich haben die Gerichte die Kammern auch des Öfteren in die Schranken verwiesen – bei der Bildung von Rücklagen ebenso wie beim Auftritt auf der politischen Ebene. Eine beliebte Taktik aber können die Kakteen weit weniger als in der Vergangenheit anwenden – aus einer Vollversammlung ausziehen, damit diese beschlussunfähig wird. Von den 100 Mitgliedern müssen wenigstens 51 dabei sein, sollen Beschlüsse gefasst werden. Wer aber mit 35 Anhängern die Vollversammlung verlässt kann eher eine Beschlussunfähigkeit herbeiführen als jemand, der mit nur noch 14 Kombattanten ins Feld zieht. Mit der Wahl werden nun die Karten bei der Kammer neu gemischt. Man darf gespannt sein,welches Spiel beginnt.