Nepalesische Kinder können dank der Unterstützung der Deutsch-Nepalesischen Hilfsgemeinschaft auch in entlegenen Ortschaften des südasiatischen Staates zur Schule gehen. Foto: Richard Storkenmaier

Vor 40 Jahren gründete die nepalbegeisterte Unternehmerin und Margot Busak die Deutsch-Nepalesische Hilfsgemeinschaft. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Stuttgart-Vaihingen engagiert sich vor allem in der Bildungsarbeit und legt großen Wert auf die Zusammenarbeit mit seinen nepalesischen Mitarbeitern vor Ort.

Stuttgart - Kamala Thapa ist in Nepal so etwas wie ein Unikum. Die Frau hat sich mit einem Kleinkredit einen Betonmischer gekauft und fungiert jetzt als selbstständige Bauunternehmerin – in einem Land, in dem Frauen selten ein Unternehmen leiten. Möglich wurde das auch durch die Unterstützung der in Stuttgart-Vaihingen ansässigen Deutsch-Nepalesischen Hilfsgemeinschaft (DNH). Die private gemeinnützige Hilfsorganisation unterstützt seit Jahrzehnten insbesondere Kindern und Frauen in dem Land, das zu den ärmsten Regionen der Welt gehört. In diesem Jahr feiert der Verein sein 40-jähriges Bestehen.

Die Unternehmerin Margot Busak, eine begeisterte Nepal-Reisende, gründete im Dezember 1979 mit Gleichgesinnten die DNH. Mittlerweile hat der Verein bundesweit rund 500 Mitglieder, 1200 Menschen spenden regelmäßig für die Nepalhilfe. Mehr als 10 Millionen Euro konnte der Verein so in den südasiatischen Staat, der zwischen China und Indien liegt, geben. Der Schwerpunkt der Hilfsarbeit liegt im Bildungsbereich. „Nepal hat eine schlechte Infrastruktur, die Kinder haben teilweise extrem weite Schulwege“, so der Vereinsvize Richard Storkenmaier.

Gemeinsam mit den Behörden vor Ort hat die DNH neue Unterrichtsstrukturen entwickelt

Der Arzt hat das Land mehrfach als Trekking-Tourist bereist, bevor er beschloss, sich ehrenamtlich bei der DNH zu engagieren. Gerade in abgelegenen Dorfschulen hat die Deutsch-Nepalesische Hilfsgemeinschaft gemeinsam mit den örtlichen Behörden neue Unterrichtsstrukturen entwickelt, Lehrer qualifiziert und die Klassen mit Lernmaterialien ausgestattet. Das jahrgangsübergreifende Konzept ermöglicht es Kindern unterschiedlicher Entwicklungsstufen, ihren individuellen Fähigkeiten entsprechend am Unterricht teilzunehmen und verhindert so auch, dass kleine, wohnortnahe Schulen schließen. Rund 100 davon werden auf diese Weise von der DNH betreut.

Die Bildungsarbeit bringt weitere positive Nebeneffekte, so Jürgen Drost, Beisitzer im Verein: „Die Mütter werden in die Bildungsarbeit eingebunden, treffen sich einmal im Monat, berichten über die Entwicklung ihrer Kinder und tauschen sich auch über andere Themen aus.“ Die Väter arbeiten meist auf Großbaustellen im Ausland oder als Sherpas. Die Frauen sind auf sich allein gestellt, bei den Treffen geht es auch um Themen wie Hygiene und Gesundheit. Die DNH unterstützt zudem Nichtregierungsorganisationen vor Ort, die Mädchen und Frauen aus den untersten Kasten in dem Hindu-geprägten Staat fördern, um sie vor Ausgrenzung und Diskriminierung zu schützen.

Nach der Erdbebebenkatastrophe 2015 wurden Schulen repariert und neu errichtet

Nach den schweren Erdbeben in Nepal im Frühjahr 2015 mit mehr als 9000 Toten und 500 000 zerstörten Gebäuden, darunter viele Schulen, leistete die DNH medizinische Soforthilfe, lieferte tonnenweise Hilfsgüter an die Schulstandorte, reparierte 70 Schulhäuser oder ersetzte die zerstörten Klassenräume durch Modulbauten. „Damals bekamen wir viel Unterstützung durch die Sternsinger-Aktion des katholischen Kindermissionswerks“, erinnert sich Storkenmaier. Die Hilfsmaßnahmen orientierten sich aber immer an der nepalesischen Lebens- und Denkweise.