Gottesdienste, wie hier in der Markuskirche, bleiben erlaubt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Ab kommenden Montag gelten verschärfte Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Kirchen sind von den neuen Regelungen jedoch nicht betroffen.

Stuttgart - Die Kirchen in Baden-Württemberg sind in den von Bund und Ländern neu beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus nicht erwähnt. „Gottesdienste können mit den bekannten Einschränkungen und Schutzkonzepten weiter gefeiert werden. Sie haben sich bewährt, uns ist bislang keine Infektion aus einem landeskirchlichen Gottesdienst heraus bekannt geworden“, sagt die stellvertretende Sprecherin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg Wenke Böhm.

Hygienekonzepte für Pandemiestufe 3

Deshalb ändert sich erst mal nicht viel in den Gotteshäusern der beiden Kirchen in Baden-Württemberg. Die Hygienekonzepte für die Pandemiestufe 3 sind erarbeitet worden und liegen vor. Maskenpflicht und Abstände, Registrierung der Teilnehmer und Gemeindegesang sind genau definiert. „Die jeweiligen Maßnahmen orientierten sich immer an den aktuellen Verordnungen des Landes,“ sagte auf Anfrage die Pressesprecherin der Diözese Rottenburg-Stuttgart Eva Wiedemann. „Wir haben für alle Pandemiestufen einen Plan erarbeitet, denn der Schutz der Menschen steht für uns an oberster Stelle.“

„Gottesdienste müssen unbedingt weiter stattfinden“, findet der Stuttgarter Stadtdekan Søren Schwesig. „Gerade in dieser Zeit der Frustration sehnen sich die Menschen nach Normalität. Dafür sind die Sonntagsgottesdienste wichtig. Spannend ist die Frage, wie es im Dezember weitergeht. Denn die Weihnachtsgottesdienste sind nicht nur für uns Christen, sondern für die ganze Gesellschaft von großer Bedeutung,“ sagt Schwesig.

Bis zu 140 Personen finden Platz in der Stuttgarter Stiftskirche. Pfarrer Matthias Vosseler bietet in seiner Kirche zwei Kurzgottesdienste von 35 Minuten pro Sonntag an – um 10 und um 11 Uhr. Den Gesang übernimmt von der Empore ein Quintett der Stuttgarter Kantorei. Nun sucht Vosseler nach weiteren Alternativen. „Wir müssen das Beste draus machen“ sagt er und überlegt schon, wie er die umliegenden Gastronomen und freischaffenden Künstler mit einbinden kann, um ihnen unter die Arme zu greifen. „Denn Gottesdienste sind Dienste an der ganzen Gesellschaft“, fügt er hinzu.

Beerdigungen sind derzeit eine Herausforderung

Beide Kirchen setzen deshalb weiter auf digitale Möglichkeiten. Mit der Aktion „Hoffnungszeiten“ geht die katholische Kirche in eine zweite Runde. Von 1. November an werden auf YouTube täglich kurze Gebetsimpulse gesendet. „Unser Ziel ist es, bis Weihnachten jeden Tag ein Zeichen der Hoffnung zu setzen“, so Weihbischof Matthäus Karrer von der Diözese Rottenburg-Stuttgart, wo dieses Konzept entstanden ist.

„Beerdigungen sind im Moment eine große Herausforderung“, erzählt Nicole Bornkessel vom Stuttgarter Bestattungshaus Rolf. „Die Menschen sind verunsichert.“ Trauerfeiern würden teilweise verschoben oder fänden im engsten Familienkreis statt in der Hoffnung, später im größeren Kreis Abschied nehmen zu können. Es sei für die Angehörigen eine emotionale Überforderung, Menschen von einer Trauerfeier ausladen zu müssen. „Das alles erschwert den Trauerprozess enorm“, sagt Bornkessell. Die Hygienekonzepte der Stuttgarter Friedhöfe seien unterschiedlich, die Zahl der Plätze in den Trauerhallen hänge von der Größe der Halle ab. Im Freien gelte im Moment die Begrenzung auf 100 Teilnehmer.

Auch für den anstehenden katholischen Brauch, an Allerheiligen am 1. November die Gräber der Verstorbenen gemeinsam zu besuchen, gelten die Vorgaben für Gottesdienste im Freien und die örtlichen Regeln. Für die Weihnachtsgottesdienste sucht die Evangelische Landeskirche auf ihrer Homepage nun nach kreativen Ideen, bei denen die Coronaregeln eingehalten und Weihnachten trotzdem festlich gefeiert werden kann.