Laura Bräutigam bei der Premiere des Musicals „Die Päpstin“ im Theaterhaus (links ihr Freund René).Laura Bräutigam bei der Premiere des Musicals „Die Päpstin“ im Theaterhaus (links ihr Freund René). Foto: Andreas Engelhard

Wenn Laura Bräutigam über ihren Kampf gegen Krebs spricht, bringt sie andere zum Lachen. Mit guter Laune und positiver Energie wird die frühere Kandidatin von „Germany’s Next Topmodel“ zum Vorbild.

Stuttgart - Große Ziele treiben die Bühnenfigur an. Noch mehr dreht sie auf, wenn ihr Widerstände entgegenschlagen. Das Unmögliche möglich machen – der Legende nach hat sich im finsteren Mittelalter die junge Christin Johanna für eine bessere Welt durchgekämpft, bis sie als Johannes zum Oberhaupt der Kirche gewählt worden ist. Das Musical „Die Päpstin“, das bis zum 1. September im Theaterhaus gespielt wird, ging Laura Bräutigam unter die Haut. Mit ihrem Freund René hat die Ex-Kandidatin von „Germany’s Next Topmodel“ die Premiere besucht und sich gut verstanden gefühlt bei all der Frauenpower.

Ein glänzendes Seidenkleid trug sie, ihr Freund eine Fliege. Zum ersten Mal nach langer Zeit war die 20-Jährige aus Murr im Landkreis Ludwigsburg, einst ein Liebling der bunten Blätter, bei einem gesellschaftlichen Ereignis dabei, zum ersten Mal mit kurzen Haaren. „Sonst trage ich immer einen Hut oder ein Tuch“, sagt sie, „aber das hätte nicht zum Abendkleid gepasst.“ Das Stück erwies sich als weiterer Ansporn für Laura Bräutigam. Ihr Beispiel zeigt: Vom tiefsten Punkt des Lebens kann man zu ungeahnten Höhen aufsteigen.

Ihr Tumor war 10,3 Zentimeter lang

Die 20-Jährige, die 2016 ein Fall für die Klatschpresse geworden ist, als sie für ihren damaligen Freund Heidi Klums Show freiwillig verließ, um dann von eben diesem Kerl abserviert zu werden, muss selbst schwer kämpfen. Im Februar hat Laura eine niederschmetternde Diagnose erhalten: Lymphdrüsenkrebs! Wer so etwas hört, verliert den Boden unter den Füßen. Die Welt bricht entzwei.

Doch mit innerer Stärke, dies lernt man von ihr, kann man mehr überstehen, als man sich zutraut. Warum werden die einen scheinbar mühelos mit Tiefschlägen fertig, während andere daran zerbrechen? „Ich war nie bereit, den Tumor als Teil von mir zu sehen“, sagt sie, „der war etwas Fremdes, das verschwinden musste.“

Anfang des Jahres war sie oft müde, hatte Kopfschmerzen. Als ein Hautausschlag dazu kam, ging sie zum Arzt. Die Entzündungswerte waren extrem hoch. Sie wurde ins Krankenhaus geschickt – mit Verdacht auf Herzbeutelentzündung. Viele Tage vergingen, bis erkannt wurde, woher die Beschwerden kamen. Unter ihrem Brustkorb hatte sich ein 10,3 Zentimeter langer Tumor gebildet. Mit Chemotherapie sollte er verkleinert werden.

Jetzt schreibt sie ein Buch, um Mut zu machen

Als die Haare ausfielen, sagte sie, das ist okay. Lange sei sie nicht gut zu ihren Haaren gewesen, habe ihnen mit Mitteln geschadet. Jetzt könne alles von vorn beginnen. Immer das Positive sehen – dies hat die 20-Jährige gelernt. Sie war es, die in der harten Anfangszeit ihren René zum Lachen brachte, wenn er unter der Krankheit der Freundin scheinbar mehr litt als sie selbst. Noch in der Therapie machte sie ihre Fachhochschulreife zu Ende, obwohl ihr die Ärzte davon abrieten. Mit der Note 1,8 schloss sie ab. Dass sie in der Chemo keine Nebenwirkungen spürte, führt sie auf ihre Ernährung und auf Vitamine zurück.

Laura Bräuning schreibt nun ein Buch über das Starkwerden nach dem Schock. Die Texte sind vielleicht ein Stück Selbsttherapie, aber ihr auch so wichtig, weil sie Mut machen will. Man dürfe sich nicht auf die Krankheit fokussieren, sagt sie, sondern müsse weiterhin das machen, was einem Spaß macht. Laura lacht gern und viel, auch beim Besuch in der Show von Frl. Wommy Wonder im Theater der Altstadt. In der Pause lachen ihre Freunde mit ihr, als sie vorliest, was für dummes Zeug jemand auf ihrem Instagram-Account geschrieben hat. „Silikon erhöht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken“, steht da. Zum einen hat sie gar keine Implantate, zum anderen keinen Brustkrebs, wie Boulevardjournalisten geschrieben haben.

Ihr Freund René ist ihr Glücksfall

Die Kränkung, als ihr Ex-Freund sie sitzenließ, nachdem sie ihm ihre Liebe mit einem Verzicht vor dem Fernsehpublikum bewiesen hatte, setzte ihr schwer zu. Sie glaubt, dass diese psychische Krise ein Grund für den Krebs war. Im Umkehrschluss heißt das für sie: Mit der Psyche kann sie auch wieder gesund werden.

Noch weiß Laura Bräutigam nicht, ob die Krankheit überstanden ist. Im September geht sie optimistisch zur Computertomografie. Der Tumor habe nichts mit ihr zu tun. Mit innerer Stärke und Witz will sie ihn vertreiben. Den Ex-Freund, mit dem sie Schlagzeilen machte, hat sie nicht mehr gesehen. Wozu auch? Ihr René ist ihr Glücksfall. Er durfte sogar in ihrem Krankenhauszimmer übernachten. Wer ganz unten war, genießt das Leben umso intensiver, wenn es wieder aufwärts geht.