An den Wochenenden nutzen bis zu 100 Downhiller pro Tag den Trail. Foto: Hannes Opel

Der Woodpecker-Trail, der von Degerloch in den Stuttgarter Süden führt, kanalisiert die Downhiller und reduziert das wilde Herumfahren im Wald. Er birgt aber auch Gefahren für Kinder.

Stuttgart - Beim Sportamt ist man voll des Lobes: Die testweise eingerichtete Downhillstrecke von Degerloch hinab in den Süden sei ein durchschlagender Erfolg, so Sachgebietsleiter Martin Hampp. An den Wochenenden nutzten die Strecke bis zu 100 Downhiller pro Tag. Die illegalen Fahrten durch den Wald hätten sich spürbar reduziert, erklärte Hampp in der Sitzung des Bezirksbeirats Süd am Dienstagabend. Das städtische Amt für Sport und Bewegung empfehle daher, die Strecke vom Testbetrieb in eine Dauereinrichtung zu überführen. Die Entscheidung obliegt letztlich der Unteren Naturschutzbehörde, die derzeit das Monitoring des Downhill-Projektes auswertet. Stimmt sie dem Dauerbetrieb zu, wird die Piste zum Saisonstart wieder hergerichtet.

Bringt ordentlich Spaß

Die gut ein Kilometer lange Strecke mit ihren 120 Höhenmetern führt durch das Landschaftsschutzgebiet Dornhaldenwald. Die Stadt hat den liebevoll Woodpecker-Trail (Specht-Pfad) genannten Sportparcours für 175 000 Euro eingerichtet und Ende Oktober 2015 für zwei Jahre in Betrieb genommen. Auf der Piste „haben die Jungs alles verbaut, was ordentlich Spaß bringt. Anlieger, Drops, ein Steinfeld, Northshore und weitere Elemente wurden hier ordentlich angelegt“, heißt es anerkennend auf einer der einschlägigen Internetseiten der Szene. Der Einstieg liegt in Degerloch, der Parcours endet entlang des Grünzugs Eiernest. Und genau hier beginnen die Probleme.

„Die fahren, wo sie wollen! Und zwar in Gruppen von acht bis zehn Leuten“, beklagte Heinrich Kaiser, Bezirksbeirat von SÖS/Linke-plus, der zum Beleg einige Fotos mitgebracht hatte. Kaiser sieht neben Spaziergängern insbesondere die Kleinen auf dem dortigen Spielplatz in Gefahr, über den die Fahrer hinwegbretterten. Ursächlich sei zum einen eine unzureichende Beschilderung der Ausleitungsstrecke: „Die Downhiller sehen gar nicht, wo es langgeht.“ Zum anderen hat Kaiser die „ganz jungen“ Fahrer unter 20 Jahren als besonders risikofreudige und rücksichtslose Gruppe ausgemacht. Eine direkte Anwohnerin, die sich in der Sitzung zu Wort meldete, teilt diese Einschätzung und wundert sich, „dass da nicht schon viel mehr passiert ist“. Tatsächlich aber ist die Zahl der Downhill-Unfälle, die im Marienhospital verarztet wurden, über die Jahre in etwa konstant geblieben.

Probleme gab’s von Anfang an

Die SPD-Bezirksbeirätin Marion Eisele warnte: „Die Akzeptanz der Strecke ist gefährdet, wenn sich die Downhiller nicht an die Spielregeln halten.“ FDP-Bezirksbeirat Wolf-Dieter Wieland stimmte zu, dass die „Strecke keine Zukunft“ habe, wenn die Downhiller weiterhin durchs Eiernest rasten. Um versöhnliche Töne bemüht, entgegnete CDU-Bezirksbeirat Roland Petri den Kollegen: „Die Probleme gab’s von Anfang an. Ich gehe davon aus, dass sie lösbar sind.“ Die Strecke lahmzulegen wegen ungebührlichen Betragens einiger Nutzer wäre Geld versenken. „Außerdem hätten wir dieselbe Situation wie vorher: dass die Leute wild durch den Wald fahren. Wir sollten nicht 100 Meter vor dem Ziel aufgeben.“

Die Experten vom Sportamt sind mit den Problemen vertraut und haben, wie sie versichern, bereits „Ideen in der Pipeline“, sofern der Woodpecker-Trail bleibt. So soll die Kennzeichnung der Strecke verbessert, manche Bereiche eventuell abgesperrt werden, so Martin Hempp. Man überlege ferner, die Ausfahrstrecke so attraktiv zu gestalten, dass die Downhiller nicht aus Langeweile ins Grün rechts und links ihres Weges ausweichen, das eigentlich für sie tabu ist. Welche Maßnahmen ansonsten noch sinnvoll sind, werde die Auswertung des Monitorings, der Dokumentation des Downhill-Betriebs, zeigen.