Der Comedian Özcan Cosar ist am Samstag Gast bei „ Verstehen Sie Spaß?“ Foto:

Dass Stuttgart zum Zentrum einer Protestbewegung gegen Einschränkungen der Coronakrise geworden ist, ärgert ihn. „Die Regeln machen Sinn“, sagt Özcan Cosar. Wir sprachen mit ihm über Ängste und Späße mit versteckter Kamera.

Stuttgart - Gerade hat er mehr Zeit, im Sofa vor der Glotze zu versinken. Seine Tour ist verschoben. Wenn alte Filme laufen, erzählt Özcan Cosar, der bekannteste und natürlich beste schwäbisch-türkische Spaßmacher, den jemals Stuttgart hervorgebracht hat, kann es sein, dass er zusammenzuckt – sobald sich Schauspieler zu nahe kommen. „Dürfen die das?“ fragt sich der 39-Jährige dann.

Wegen Corona dürfen die Menschen seit Wochen viel weniger. Der gebürtige Cannstatter, der schon Zahnarzthelfer, Zeitungsausträger, Fitnesstrainer und deutscher Breakdance-Meister war, kann sich an diesem Samstag in der ARD zur Primetime selbst anschauen. Zusammenzucken muss er nicht. Der Stuttgarter Comedy-Preisträger wird auf dem Sofa von „Verstehen Sie Spaß?“ niemanden zu nahe kommen. Nur drei Personen hocken da weit auseinander.

Cosars Strategie gegen Flugangst

Die Sendung ist bereits aufgezeichnet. Als Kind hat er sie geliebt. Jetzt hat er’s geschafft! Endlich durfte er selbst auf einem Showsofa Platz nehmen, das ins Museum der deutschen Fernsehgeschichte kommt.

Dieser Platz bei Guido Cantz, dem Erben der großen Kurt Felix, hat seinen Preis. Wer hier sitzt, dem ist übel mitgespielt worden. Auf einem Flugplatz ist’s geschehen – ausgerechnet bei einem Mann, der unter Flugangst leidet. „Das ist ganz schlimm bei mir“, sagt er. Gibt es nichts, was ihm hilft? So kleine Happy-pills? „Nein, Medikamente sind nicht gut“, antwortet Cosar, „ich hab’ eine andere Strategie.“

Wenn das Flugzeug abhebt, schaut er runter, als sei er Hurrikanexperte, beschäftigt sich mit Forschungsangelegenheiten, lenkt sich ab. „Als mich die versteckte Kamera reingelegt hat, schneite es im Februar “, berichtet der Comedian. Seine Flugangst wuchs noch weiter, und er fragte sich: Warum mach’ ich das nur?

Schon Anfang des Jahres kam er mit Maske auf die Bühne

Angeblich war der 39-Jährige zu einem Kongress in Istanbul eingeladen, um dort bei einer Gala aufzutreten. Im noblen Privatjet sollte Özcan Cosar in die Türkei geflogen werden. Dann gibt es Turbulenzen noch vorm Abheben. Und obendrein gerät er in eine Zollkontrolle. Im Gepäck des ahnungslosen Spaßmachern entdecken die Beamten Schmuggelware in rauen Mengen. Wer hat ihm die gefälschte Taschen, Schmuck und Kleidung untergejubelt?

Die Aktion war kurz vor der Coronakrise. Jetzt wüsste er, dass ihn kein Privatjetzt zu Auftritten bringt. Es gibt keine Auftritte. Die Termine seiner Tour „Cosar Nostra – Organisierte Comedy“ hat er verlegt. Noch Anfang des Jahres, als die Meldungen einer sonderbaren Krankheit aus China kamen, hatte er Coronawitze auf der Bühne gemacht: „Ich kam mit einer Maske und hab rumgehustet. Im Nachhinein war das natürlich total blöd.“

„Ich halte mich absolut an die Corona-Regeln“

Sollte die Angstbefreiung nach Corona irgendwann gelingen, sagt er, werde er keine Witze darüber machen. „Irgendwann haben die Leute wollen nichts mehr davon hören“, glaubt er und sagt diesen schönen Satz von Max Herre: „.Komik ist Tragik in Spiegelschrift.“ Jetzt erst einmal genießt Cosar oft bei der Familie in Böblingen zu sein, nur ab und zu fährt er zu TV-Auftritten oder nimmt seinen Podcast „Bratwurst und Baklava“ mit Bastian Bielendorfer auf.

„Ich halte mich absolut an die Corona-Regeln“, sagt er, „weil die Kontaktsperre Sinn macht.“ Es ärgert ihn, dass gerade Stuttgart zum Zentrum einer Protestbewegung geworden ist, die Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten bei Demos vereint. „Mann, es geht darum, Kontakte zu vermeiden“, erklärt er, „wir müssen an die Älteren denken, die wir anstecken könnten.“ Es gehe um Leben und Tod. Bei Ignoranten der Coranakrise vergeht ihm der Spaß.

Wenn die Lage im Land ernst ist, brauchen die Menschen einen, der sie aufheitert. Sie brauchen einen wie Özcan Cosar. „Nach der Krise werden die Menschen anders sein“, glaubt er. Es sei gut, die Zeit des Runterschaltens zum Nachdenken zu nutzen. Man könnte dann erkennen: Vieles muss anders werden!