Vasilios Penteridis aus Stuttgart ist im Finale zur Mister-Germany-Wahl. Foto: Daniel Burrow

Fürs Studium befasst sich Vasilios Penteridis mit HIV-Therapien. Der Stuttgarter, der im Finale der Mister-Germany-Wahl steht, warnt davor, Aids-Risiken zu verdrängen. Jetzt ist er zum „Camp der schönsten Männer“ geflogen.

Stuttgart - Bei Facebook findet man ihn nicht. Von diesem sozialen Netzwerk hält sich Vasilios Penteridis fern. Der in Stuttgart geborene Sohn griechischer Eltern ist vorausschauend. Der 23-Jährige will Lehrer werden. Und deshalb will er nicht, dass eines Tages seine Schüler auf den blauen Seiten des Netzes finden, bei welchen Partys er gefeiert und wo er mal über die Stränge geschlagen hat.

Sein Berufswunsch, Lehrer für Biologie, Technik und Sport zu werden, steht für den in Untertürkheim lebenden Tutor der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg fest. Selbst wenn er bei der Wahl zum Mister Germany am 8. Dezember gewinnen sollte und sich für ihn eine Model- oder Promi-Karriere eröffnen könnte, werde sich nichts daran ändern. Die roten Teppiche sind nicht die Welt von „Vasili“, wie ihn seine Freunde nennen. Der 23-Jährige, der die deutsche und griechische Staatsangehörigkeit besitzt, geht lieber in die Tiefe. Für seine Bachelor-Arbeit befasst er sich mit einer Krankheit, die 1981 in den USA zum ersten Mal aufgetreten ist.

„Nach wie vor gilt: Kondome benutzen!“

Der Finalist der Wahl zum Mister Germany 2019 war noch nicht geboren, als die Angst vor der „Schwulenseuche“, wie es damals hieß, weltweit Hysterie auslöste. Eine HIV-Infektion ist heute kein Todesurteil mehr, trotzdem dürften die Gefahren der Immunschwächekrankheit nicht unterschätzt werden, sagt er: „Bis heute gibt es kein Medikament, das Aids heilt.“

Vasilios Penteridis hat sich mit der Forschung im Kampf gegen das Virus intensiv befasst. Das Thema seiner Bachelor-Arbeit lautet: „HIV-Pathobiologie und Therapie“. Da neue Medikamente die Viruslast um mehr als 99 Prozent senken und somit die Patienten andere nicht mehr anstecken könnten, würden sich viele Menschen zu sicher fühlen. Glücklicherweise gehe die Zahl der Neuinfektionen zurück. Dies führe dazu, dass die Krankheit vergessen werde. Zum Welt-Aids-Tag am Samstag redet Vasili nicht groß drumrum: „Nach wie vor gilt: Kondome benutzen!“ Darauf sollte man nicht verzichten, auch um sich vor Krankheiten wie Syphilis und Tripper, die sich immer stärker verbreiten, zu schützen, rät der 23-Jährige.

Die vergangenen Tage und Nächte war Penteridis, dessen Freundin ebenfalls für das Lehramt studiert, besonders fleißig für seine Bachelor-Arbeit. Denn jetzt muss er eine Pause einlegen. Der griechische Schwabe ist einer von 16 Finalisten der Mister-Germany-Wahl, die zum „Camp der schönsten Männer“ nach Ägypten fliegen. Mit Workshops werden die Landessieger auf die Entscheidung am 8. Dezember in Linstow im Landkreis Rostock vorbereitet.

In Kassel wurde er zum Mister Westdeutschland gewählt

Der schönste Mann von Westdeutschland ist ein Stuttgarter. Weil es in seiner Heimatstadt mangels Bewerbern in den vergangenen Jahren keine Mister-Wahl gegeben hat, trat der Lehramtsanwärter aus Untertürkheim auswärts an – zunächst in Heidelberg, wo er gewonnen hat. „Ein Freund hatte mich angemeldet“, sagt, er, „ich wollte erst gar nicht.“ Offensichtlich fand Penteridis Gefallen daran. In Kassel stellte er sich Anfang 2018 erneut einer Jury – und ging als Mister Westdeutschland nach Hause.

Die schönen Jungs stehen immer noch im Schatten der schönen Mädels, bei denen das mediale Interesse weitaus größer ist. Damit die Männer-Wahl mehr beachtet wird, zieht die MGC-Miss Germany Corporation diese jetzt Anfang Dezember vor. Bisher war das Finale beider Geschlechter stets im Frühjahr im Europapark Rust.

Im Camp in Ägypten werden nun die 16 männlichen Landessieger unter anderem den Ausführungen des Ex-Dschungelcampers Julian F.M. Stöckel lauschen, der auf eine zumindest für ihn wichtige Frage Tipps geben will: „Wie werde und vor allem bleibe ich berühmt?“ Außerdem wird es Fitness- und Tanz-Training geben sowie ein Knigge-Kurs mit dem Thema „Wie sitzt Mann richtig am Tisch?“ Vasilios Penteridis macht nicht den Eindruck, dass er Nachhilfe im Benehmen braucht. Er ist freundlich, antwortet bei unserem Gespräch gewissenhaft und bedankt sich für das Interesse an seiner Person.

„Früher hatte ich Übergewicht“

Schönheit ist für ihn nicht das Maß aller Dinge und immer relativ, wie er versichert. Drei- bis viermal die Woche geht er ins Cannstatter Studio Gym 10, „um mich in Form zu halten“. Fliegen ihm die Frauenherzen zu? „Früher nicht“, antwortet er, „da hatte ich Übergewicht.“ Da er fest liiert ist, gehöre die Anmache zu seiner Vergangenheit. Im Finale werden sich erstmals die Kandidaten nicht mit freiem Oberkörper präsentieren. Die Jury, darunter ist Dominik Bruntner, der Mister Germany von 2017 aus Göppingen, will von anderen Werten überzeugt werden, nicht nur von Sixpacks und Muckis. Man könnte sagen: Die Emanzipation der schönen Männer ist so weit fortgeschritten, dass auch Kerle nicht mehr auf ihren Körper reduziert werden.