Vor dem Training wird auch viel gelacht. Foto: Lichtgut/Ines Rudel

Stuttgarter Behindertensportler bereiten sich auf die Special Olympics in Hannover vor. Die Kanuten hatten dabei Glück mit dem Wetter. Kaum war das Trainingslager beendet, war das Unwetter da und der Neckar gesperrt.

Stuttgart - In einem Zweierkanu sollte man sich einig sein und eine Richtung anstreben, sonst wird das nichts. Im Gegenteil, wer da gegeneinander statt miteinander paddelt, wird kentern. So gesehen ist sportliches Kanufahren „die klassische Inklusion“, wie Doris Kretschzmarerklärt. Zwei in einem Boot, zwei beim Sport, einer mit Behinderung, der andere als sogenannter Unified Partner dabei – treffender könnte man das Prinzip der Inklusion im Sport wohl kaum leben.

18 Dizsiplinen stehen in Hannover auf dem Programm

Doris Kretzschmar, Stuttgarterin des Jahres 2015 und beim Treffpunkt der Caritas die zuständige Sozialpädagogin für den Sport, ist in diesen Tagen wieder viel auf den Beinen. Vom 6. bis zum 10. Juni werden in Hannover die Special Olympics Deutschland 2016 stattfinden, also die nationalen Meisterschaften für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. Insgesamt 18 Disziplinen stehen in Niedersachsen auf dem Programm, 4800 Sportler werden sich messen und ihre Meister küren. Aus Stuttgart reist eine Delegation aus 35 Athleten und 15 Begleitern nach Hannover, die in den Disziplinen Tischtennis, Fußball, Basketball und eben Kanu an den Start gehen.

Bei den Special Olympicsist die sportliche Leistung nicht alles, aber sie ist wichtig und auch Motor der Idee, nach der die Sportler ihr Bestes versuchen sollen. Deshalb trainieren in Stuttgart in Kooperation mit der Kanugesellschaft Stuttgart seit mehr als 20 Jahren Menschen mit Behinderung das wettkampfmäßige Paddeln: je nach Bootsklasse allein im Boot, mit einem ebenfalls behinderten Sportler oder mit einem Unified-Partner.

Dominic Thiel hofft auf eine Medaille

Kurz vor den Spielen trafen sich nun Kanuten aus ganz Baden-Württemberg auf dem Gelände der Kanugesellschaft zu einem viertägigen Trainingslager mit täglich bis zu drei Ausfahrten à sechs Kilometer Länge. „Die reine Leistung ist nicht das Wichtigste“ sagt Doris Kretzschmar. „Aber der Anspruch der Spiele ist schon, dass sich gut vorbereitete Sportler zum Wettkampf treffen.“ Das gilt auch für mehrfach behinderte Kanufahrer, die bereits Hilfe brauchen um in ein Boot zu gelangen. Jeder soll nach seinen Fähigkeiten alles geben und ist dann ist auch ein Sieger.

Einer der acht Kanuten aus Stuttgart ist Dominic Thiel. Der 27-Jährige ist im Winter auf Langlaufskiern und im Sommer mit dem Kanu unterwegs. Er wird auf dem Maschsee in Hannover im Einer über die 200-Meter-Strecke antreten und sagt zuversichtlich. „Ich fühle mich gut und hoffe auf eine Medaille.“ Mit dabei ist auch Valentin Mertl. Der Student (21) und Kanute wird als Unified Partner mit einem behinderten Athleten antreten. Einmal in der Woche trainiert er mit den Special- Olympic-Sportlern zusammen. „Das ist ganz schön Arbeit“, sagt Mertl. „Da wird mächtig gepaddelt.“ Trotzdem wird bei den Spielen das olympische Motto – „Dabeisein ist alles“ – im Mittelpunkt stehen.

Die Kanu-Delegation im Glück

Die Special-Olympic-Bewegung wächst übrigens schnell. 1998, bei den ersten deutschen National Summer Games starteten in Stuttgart knapp 1000 Athleten in den Disziplinen Fußball, Leichtathletik, Radfahren, Schwimmen, Tischtennis, Badminton, Triathlon und Judo. Heute sind es knapp 5000 und es gibt mittlerweile 19 Disziplinen. Davon treten in acht, wie zum Beispiel im Kanu, Behinderte mit Unified Partnern an. Möglich wird das Wachstum auch, weil bundesweit viele Vereine mit den Behindertenorganisationen wie dem Treffpunkt kooperieren. In Stuttgart gilt das neben der Kanugesellschaft auch für den TV Cannstatt (Fußball) und den TV 89 Zuffenhausen (Basketball, Tischtennis).

Die Stuttgarter Kanu-Delegation hat bereits vor dem Start der Spiele Glück gehabt. Kaum waren die vier Trainingstage vorbei, war das Unwetter da und der Neckar gesperrt. So werden die Schwaben aber gut vorbereitet nach Hannover fahren können.